Zukunftsökonom mit 80

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Mit 80 Student und vielseitig engagiert: Berndt Paul. (Foto: privat)

Mit 80 studiert Berndt Paul im Studiengang Zukunftsökonomie an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen

NÜRTINGEN (hfwu). Berndt Paul studiert an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen im Bachelor-Studiengang Zukunftsökonomie, bewältigt zusammen mit seinen Mitstudierenden das Studienprogramm und hat gerade an der Hochschule ein Photovoltaik-Projekt angestoßen. Nichts Besonderes? Vor Kurzem hat der Student seinen 80. Geburtstag begangen.

„Ich guck immer um die Ecke, was da noch ist, das ist eine Grundeigenschaft von mir“, sagt Berndt Paul. In dem Fall war die Ecke der Ruhestand. Genauer gesagt, eine Zeit für noch mehr außerberufliches Engagement. „Etliche Freunde machen im Ruhestand ein Ehrenamt, das war mir zu wenig“, so der 80-Jährige. Stattdessen eine Doktorarbeit vielleicht. Aber nur in der Studierstube sitzen, dafür ist Paul zu sehr an den Menschen und am Austausch interessiert. Schließlich schreibt er sich mit Ende 70 an der HfWU für den Bachelor-Studiengang Zukunftsökonomie ein. „Wirtschaft hat mich immer interessiert und Zukunft gestalten war mir immer wichtig, der Studiengang verbindet beides,“ begründet Paul seine Studienwahl.

Gerade ist er ins dritte Semester gestartet. In seinem Ruhestandsprojekt Studium scheint er rundum angekommen zu sein. Zum runden Geburtstag gibt es an der Hochschule einen kleinen Sektempfang zu dem etliche Professorinnen und Professoren vor allem aber viele Mitstudierende kommen. Was die Studienanforderungen angehen, sieht er sich geistig keineswegs „von Null auf Hundert“ gefordert. Sich schnell in komplexe Materien einzuarbeiten ist für Paul nichts Neues. In Tübingen hat er drei Energiegenossenschaften und den genossenschaftlichen Löwen-Laden mitgegründet, er war Mitglied im Gemeinderat und im Kreistag. Und er bringt mit, was er wohl ebenfalls mit vielen Studierenden, ob 18 oder 80, teilt: „Lernen und Neues, auch ganz generalistisch, hat mich immer interessiert“.

„Ich gestalte gerne eine neue Umwelt“, beschreibt sich Paul. Aber nicht ins Blaue hinein, sondern auf solider Basis. „Wissenschaftlich arbeiten ist wichtig, aber genauso wichtig ist, das Wissen in die Praxis zu tragen. Das ist auch ein Grund, warum ich mich für ein Studium an der HfWU als Hochschule für angewandte Wissenschaften entschieden habe.“ Sein zweites Studentenleben in Nürtingen folgt einem ersten in Mannheim. Dort hat er Psychologie und als Nebenfächer BWL und Philosophie studiert. Aufgewachsen ist Paul in Gütersloh. Er lebt schon lange in Tübingen, wo er noch bis vor wenigen Jahren als Psychologe tätig war.

„Ich hab noch Power“, sagt der 80-jährige Student. Daran kommen im Gespräch mit ihm in keiner Sekunde Zweifel auf. Seine neueste Initiative: Mehr Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der HfWU. In einer Seminararbeit hat er die Idee bereits detailliert ausgearbeitet, der Kanzlerin der Hochschule dazu ein Skizzenpapier geschickt. „Hier etwas anzustoßen und umzusetzen ohne lange auf irgendwelche Fördertöpfe zu warten“, sagt der angehende Zukunftsökonom, „dafür möchte ich das Feuer entfachen.“ Und überhaupt, ergänzt er noch, „Menschen jeden Alters sollten sich für die Zukunft engagieren.“

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