Keine Angst vor Statistik

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HfWU setzt KI in der Lehre ein – ChatGPT im Studiengang Zukunftsökonomie

NÜRTINGEN. (hfwu) Künstliche Intelligenz an Hochschulen sorgt für Diskussionen. Als der KI-Chatbot ChatGPT vor rund einem Jahr das Licht der Welt erblickte, wurden Befürchtungen laut, wie sich die Technologie bei Studienarbeiten und Prüfungen auswirken könnte. Dabei geht es um viel mehr: Um Lehre und Didaktik. An der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) experimentiert Professor Dr. Lorenz Braun mit ChatGPT in der Lehre. Im Studiengang Zukunftsökonomie arbeiten Studierende mit dem Bot, um Datenanalysen und statistische Untersuchungen durchzuführen.

„Economics and Data Analytics“ ist einer der Schwerpunkte im Studiengang Zukunftsökonomie. Datenanalysen und Statistik spielen eine große Rolle und beides zählt nicht zu den Lieblingsdisziplinen vieler Studierender. „Zu viel Mathe“, meinen viele Studieninteressierte und machten gerne einen Bogen um den Studiengang Volkswirtschaft, wie die Zukunftsökonomie bis vor kurzem noch hieß. „Zu Unrecht“, meint Lorenz Braun, „Statistik und Datenanalyse stoßen auf großes Interesse bei den Studierenden, wir machen das im Grunde ohne Formeln“.  Statistik werde vor allem an den Universitäten mathematisch gelehrt. „Nicht bei uns“, betont Braun.  Es geht ihm nicht um das Rechnen mit komplexen Formeln: „Die Studierenden denken an Mathe, dabei geht es doch um Konzepte mit denen Daten aufbereitet und analysiert werden können“. Es gehe um Methoden und Verfahren, die sie später im Beruf benötigen. Dies sei der Praxisbezug an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt. Und dabei hilft die künstliche Intelligenz.

In dem Seminar sammeln die Studierenden jeweils Daten zu einem der 17 Nachhaltigkeitszielen, die der Nachhaltigkeitskonzeption der Vereinten Nationen zugrunde liegen. Dazu werden Ländervergleiche angestellt, es wird geprüft, wie die Ziele erreicht werden und welche Unterschiede vorliegen. Damit die Fülle der Daten aufbereitet und analysiert werden können, war es bislang nötig, komplexe Statistikprogramme bedienen zu können. Dies fällt nun weg: „Das übernimmt nun alles der Bot. Man sagt was man will und ChatGPT macht den Rest“, so Braun. Genauer gesagt genügt es, die nötigen Daten in die Cloud der KI hochzuladen, die dann die Auswertung und Analyse durchführt. Den Code zur Analyse generiert der Chatbot selbst. Und er erkennt selbständig, ob der Code funktioniert und merzt mögliche Fehler aus.

Auf die Frage, ob so die Studierenden nicht wichtige Fertigkeiten verlieren würden, antwortet Braun entspannt. „Die Studierenden müssen dafür andere Fertigkeiten besitzen. Wir müssen uns fragen, wie sich die Lehre verändern muss“. Die Studierenden müssen in der Lage sein, den Bot so anzuweisen, dass er die richtigen Ergebnisse liefert. „Sie müssen nach wie vor wissen, was ein Zeitreihendiagramm oder ein Histogramm ist. Das müssen sie draufhaben“. Die Studierenden müssen neben der Datenbeschaffung auch lernen mit ChatGPT zu kommunizieren, damit der Bot die gewünschten Analysen durchführt.“ Die Entwicklung sei insgesamt nicht neu. Vor rund zwanzig Jahren wurden in seinem Studiengang Hilfstabellen und Taschenrechner eingesetzt. Dann kamen Spezialsoftware und Rechner, all dies wird nun eventuell von KI-Technologie abgelöst.

„Dies ist ein Wandel vom Rechnen zum Anweisen, aber trotz allem braucht es statistisches Verständnis. Bei einfachen Datenanalysen funktioniert das sehr gut, noch kommt aber ChatGPT an seine Grenzen, wenn es um komplexe Aufgaben geht“, so Braun. Der Nutzen liegt für den HfWU-Professor auf der Hand: Datenanalysen können einfach und schnell durchgeführt werden. „Zudem ist es interessant und es macht mir und den Studierenden Spaß zu sehen, wo die Möglichkeiten und Grenzen der neuen Technologie liegen“, berichtet Braun.

Für das Frühjahr plant der HfWU-Professor einen Online-Kurs „Einführung in die Datenanalyse mit ChatGPT Plus“ an der Weiterbildungsakademie der HfWU, der allgemein zugänglich sein wird. Interessenten für den Studiengang Zukunftsökonomie können sich bis 15. Januar 2024 für das kommende Sommersemester bewerben:

www.hfwu.de/studium/bewerbung/

 

Nürtingen, 20.12.2023

Gerhard Schmücker

 

 

 

Foto: wikimedia commons
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/24/Science%2C_Technology_and_Engineering.jpg/2048px-Science%2C_Technology_and_Engineering.jpg Autor: Geralt

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