Prüfung vor Publikum

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Auf der Bühne des Nürtinger Schlosskellers setzten sich die angehenden Theatertherapeuten mit eigenen Themen auseinander. (Foto: Benjamin Fischer).

- Studierende der künstlerischen Therapien an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) zeigen ihre Werke im öffentlichen Raum -

NÜRTINGEN (hfwu). Eine besondere Herausforderung für Studierende der Theater- und Kunsttherapie an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) ist es, dass ihre Prüfungen nicht immer im privaten Rahmen stattfinden. Zum Ende des Sommersemesters gab es Aufführungen auf der Bühne im Nürtinger Schlosskeller. Kunstwerke der Studierenden waren an verschiedenen Orten in der Stadt zu sehen.

Zum Ende des Sommersemester 2018 war es wieder an den jungen Erwachsenen des Studiengangs Theatertherapie, das Gelernte und Geschaffene vor Publikum zu zeigen. Die neuen Studierenden des Studiengangs haben sich in ihrem ersten Jahr an der HfWU vor allem mit ihren eignen Themen auseinandergesetzt. Auf diese Weise sollen sie als spätere Therapeutinnen und Therapeuten sich selbst gut kennen, um nicht das, was von ihnen selbst kommt, mit den Problemen der Patientinnen und Patienten zu vermischen. Zum Abschluss des ersten Jahres brachten die Studierenden, eines dieser bei sich selbst gefundenen Themen in fünf bis zehn Minuten auf die Bühne des Schlosskellers in Nürtingen. Alles war erlaubt: Monologe, Textcollagen oder Tanz – Hauptsache selbst entwickelt. „Es ist nicht leicht, ein inneres Thema vor Zuschauerinnen und Zuschauern zu enthüllen“, so die Studentin Laura Schlegel. „Es ist wichtig, zu entfremden, eine ästhetische Distanz zu schaffen, um sich zu zeigen, ohne sich zu entblößen.“ Studiengangleiter Professor Johannes Junker zeigt sich sehr beeindruckt vom jüngsten Jahrgang: „Die Studierenden beweisen Reflexionsfähigkeit, das Beherrschen des künstlerischen Handwerks und Mut, wenn sie sich so präsentieren.“ Die Aufführungen fanden neben dem Schlosskeller in der Volkshochschule statt, wo ebenfalls eine Performance realisiert wurde. „In dieser Zusammenarbeit wurde wieder einmal klar, wie gut die Kooperation der Theatertherapie mit anderen Stellen in der Stadt mittlerweile angelaufen ist“, so Junker.

Auch der zweite Jahrgang zeigte Abschlussaufführungen. Hier hatten die Studierenden im Unterricht das Thema Performances behandelt, eine moderne Form, in der sich verschiedene künstlerische Richtungen wiederfinden und die Grenze zum öffentlichen Raum aufgebrochen werden kann. Ein Merkmal von Performance ist es zudem, dass sie in der Regel nicht geprobt wird. Vier der Studierenden stellten sich so in einen Kreis in der Mitte des Publikums, um dort Handlungsanweisungen der Zuschauerinnen und Zuschauer entgegenzunehmen. Ob sie und ihr Körper den Forderungen folgen würden, blieb dem Moment überlassen. Auch die Kunsttherapiestudierenden zeigten ihre Werke des vergangenen Jahres. Die Abschlussklasse stellte unter anderem in den Räumen der ehemaligen Hochschule für Kunsttherapie (HKT) aus, aber auch über die Stadt verteilt. Dies ist offiziell der letzte Jahrgang, in dem nur Kunsttherapiestudierende den Abschluss machen. Nächstes Jahr wird es für den ersten Jahrgang der Theatertherapie soweit sein, den Bachelor-Abschluss abzulegen. Dennoch gab es bereits in diesem Jahr Kooperationen. Einzelne Absolventinnen der Kunsttherapie ließen sich bei Performance-basierten Werken von Studierenden der Theatertherapie unterstützen. Ein Beweis dafür, dass der neue Studiengang gerade auch auf Ebene der Studierenden für neue fruchtbare Verbindungen sorgt.