Abschlussaufführungen Theatertherapie 2021–2025: Ein Fest der Vielfalt und Tiefe

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Abschlussaufführungen Theatertherapie des 8. Semesters im Schlosskeller Nürtingen

Sieben Student*innen des 8. Semesters Theatertherapie präsentierten im Schlosskeller Nürtingen zum Abschluss ihres vierjährigen Studiums eigene Theaterstücke und Filme – zwei intensive Tage voller Kreativität, Emotionen und Ausdruckskraft.

Moderiert wurden die Abende von Emilia Haag, Absolventin und Schauspielerin, die mit viel Gespür durchs Programm führte.

Den Auftakt machte der Film Sandy will was von Adriana Möbius. In einer Welt, in der Sichtbarkeit alles zählt und ein Virus Männer unfruchtbar macht, inszeniert Sandy eine Schwangerschaft, um im Scheinwerferlicht zu bleiben – zwischen öffentlicher Rolle und privatem Verrat. Eine satirische Reflexion über Kontrolle, Selbstinszenierung und die Frage: Was bleibt von einem Menschen, der nur noch gesehen werden will?

Nach einer Pause mit Butterbrezeln, Getränken und einer „Pauseninsel“ mit Malblöcken, Farben und Jongliersachen folgte Cirque d’enfant – the show must go on von Luisa Lörz. Poetisch erzählte das Stück vom inneren Kind und dem Mut, nicht alles reparieren zu müssen. Eine fragile Crew strandet auf der „Insel der Erwachsenen“. Der Andrang war so groß, dass rund 30 Gäste keinen Einlass fanden.

Am Freitag zeigte Felix Hanselle mit Seelenlos ein eindringliches Stück über Einsamkeit, emotionale Abwesenheit und das schleichende Verschwinden zwischenmenschlicher Nähe in einer Welt der Flucht. Daria Zeh präsentierte den Film Viele, ein berührendes Porträt über die dissoziative Identitäts-“Störung” als Folge von frühkindlichem Missbrauch – mit klarer Haltung: Jeder Körper ist unantastbar.

Maren Hannappel überzeugte mit Anpassungsstörung, das humorvoll und feinfühlig den Druck beleuchtet, das perfekte Gegenüber im Automatismus der Anpassung sein zu wollen. Zwischen den Rollen stellt sich die leise Frage: Was kommt unter all den äußeren Schichten von mir zum Vorschein?

Den Abschluss bildete Vergissmeinnicht von Ines Möritz – ein Stück über Leben, Sterben, Erinnern und Vergessen. Neben dem Theatersaal zeigte ein kleines Museum mit Fotos und Gegenständen das Leben der Großmutter, der Hauptfigur.

Ein Highlight waren die farbigen Resonanzkarten, auf denen das Publikum Gedanken und Gefühle festhalten konnte – wertvolles Feedback für jede Abschlussarbeit.

Abgerundet wurden die Aufführungen mit einem Rückblick auf vier Studienjahre und liebevollen Preisverleihungen in Kategorien wie „dramatischste“, „unpünktlichste“ oder „nachdenklichste“ Person – eine Hommage an die Eigenarten, die das Studium geprägt haben.

Ein großer Dank gilt allen Mitwirkenden, besonders den freiwilligen Schauspielerinnen – Freundinnen, Kommiliton*innen und Studierenden aus niedrigeren Semestern – für ihr monatelanges Engagement. Es war ein würdiger, bewegender Abschluss.

Am 22ten November wurden die Theaterstücke von Luisa Lörz und Ines Möritz nocheinmal im Schlosskeller gezeigt. Der Abend war ausverkauft und unter jubelndem Beifall wieder ein voller Erfolg.