Professor und Zukunftsmacher

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Prof. Dr. Benedikt Maier

- Benedikt Maier (33) startet als Automobilwirtschaftsprofessor an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Geislingen (Steige) -

NÜRTINGEN. (hfwu). Mit 33 hat Benedikt Maier im Fach Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Geislingen (Steige) eine Professur angetreten. Die Branche steckt mitten in einer tiefgreifenden Transformation. Als Abwicklungsveranstaltung sieht der Wissenschaftler seine neue Aufgabe deshalb nicht – ganz im Gegenteil.

Als „Autoprofessor“ möchte er ungern tituliert werden. Denn so schlicht ist die Sache nicht. Nicht das Themenfeld seiner Professur und schon gar nicht die weltweit vernetzte und sich in einer tiefen Umbruchphase befindenden Automobilbranche. Seit kurzem ist Benedikt Maier an der HfWU Professor für Automobildistribution und -vertrieb. Auch die lange Liste seiner weiteren Engagements passt nicht zu einem simplen „Autoprofessor“: Maier ist Geschäftsführer der „Zukunftswerkstatt 4.0“, einem Innovations- und Lernlabor für das Kfz-Gewerbe. Er verantwortet in seiner Funktion als stellvertretender Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft zahlreiche Forschungsaktivitäten und Sonderprojekte. Er gehört dem von der Landesregierung initiiertem Transformationsrat Automobilwirtschaft in Baden-Württemberg und weiteren Gremien an. Er koordiniert an der ifa Automotive Business School die berufsbegleitenden Studienprogramme.

Maier ist nicht der Typ, der sich den höchstmotorisierten Daimler oder BMW vor die Tür stellen muss. Auch von daher passt „Autoprofessor“ nicht. „Ich habe ein emotional ausgeglichenes Verhältnis zum Auto“, sagt er nüchtern. Die Technik habe ihn von früh an interessiert. Er hätte sich auch ein Maschinenbaustudium vorstellen können, hat sich dann aber für die Automobilwirtschaft entschieden. Vom Elternhaus war weder der Weg in die Autobranche noch zu einer akademischen Karriere vorgezeichnet. Am Bodensee aufgewachsen besuchte er nach der Realschule das Wirtschaftsgymnasium. Nach dem Studium war Maier mehrere Jahre bei Unternehmen mit dem Schwerpunkt in der automobilwirtschaftlichen Branchenanalyse und der Beratung tätig. Dem im Studium geweckten Forschungsinteresse blieb er mit einer Promotion an der Uni Hohenheim treu. „Das berufsbegleitend zu bewerkstelligen war wirklich ein Kraftakt. Das sollte nicht die Regel für Doktoranden sein“, blickt Maier auf die Promotionszeit zurück.

Dass er seine Doktorarbeit trotz der Doppelbeanspruchung mit Bestnote abgeschlossen hat, lässt der 33-Jährige unerwähnt. Auch das passt zu dem neuen Professor, dem das Auto als Statussymbol so wenig zu bedeuten scheint wie akademische Titel. Seine Leidenschaft gilt der Sache. „Es gibt kaum eine Branche, die ich mir derzeit spannender vorstellen könnte. Die Komplexität der Produkte nimmt rasant zu – man denke allein an die vielfältigen Auswirkungen durch alternative Antriebstechnologien oder dem weiten Feld der Digitalisierung. Hier sind bereits ganz neue Geschäftsmodelle entstanden und Agilität lautet das Gebot der Stunde.“ All das gehe mit der Notwendigkeit einher, dass Unternehmen ihr Geschäftsmodell kontinuierlich hinterfragen. Die großen Autokonzerne hätten hier bereits die Weichen gestellt, ebenso gäbe es Leuchtturmunternehmen auf der Handelsstufe. Sorgen macht sich Maier um kleinere Zulieferbetriebe. Diesen fehlten oft die personellen und finanziellen Ressourcen, den großen Wandel weg vom Verbrennungsmotor zu schaffen. Fazit der Momentaufnahme: „Es stehen Veränderungen in der kompletten Wertschöpfungskette an. Meine Professur ist also keine Abwicklungsveranstaltung – im Gegenteil. Es geht darum, der Branche Leitplanken aufzeigen wie die Transformation gelingen kann.“

Die enge Verbindung mit der Praxis, die an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften wie der HfWU gegeben ist, ist Maier wichtig. „Etwas konkret mitgestalten zu können, macht das Ganze für mich zu einer sinnstiftenden Aufgabe. Ich bin nicht nur ein Schreibtischarbeiter.“ An der HfWU ist er seit zwei Jahren im Rahmen von Forschungs- und Lehrprojekten tätig. So ist er bei Studierenden und Hochschul-Mitarbeitern kein Unbekannter. Er fühlt sich angekommen. Die Professur ist der richtige Mix aus Lehre, Forschung und Praxisbezug. Ihn als erfahrenen Branchenkenner und stillen Enthusiasten zu beschreiben trifft wohl tatsächlich besser als „Autoprofessor“.
 

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