„Man war einfach für uns da“

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Michael Wettemann

35 Jahre Standort Geislingen – Portraitserie: Michael Wettemann studierte Immobilienwirtschaft an der HfWU – heute leitet er ein Wohnungsunternehmen

NÜRTINGEN. (hfwu) „Es gibt nichts, woran ich nicht gerne denke“. Michael Wettemann legt ein Bekenntnis zu seinem Studiengang- und ort ab, wie es klarer nicht sein könnte. Als er 1999 aus Frankfurt an die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt nach Geislingen kam, begann er sein Studium der Immobilienwirtschaft als einer der „Pioniere“ in diesem Studienfach. Heute ist Wettemann Vorstand der Frankfurter Wohnungs-Genossenschaft eG. Mit rund 600 Mietwohnungen ist das Unternehmen kein Gigant in der Branche, dafür aber „alt, klein und fein“ wie Wettemann die Genossenschaft stolz beschreibt.

Die Unternehmensgröße ist für Wettemann ohnehin keine Kategorie. Der HfWU-Absolvent steht im Beruf auf einem soliden Wertefundament. Ziele, eine klare Philosophie und Identität sind für ihn die Leitplanken. „Genossenschaftliche Solidarität und religiöse Nächstenliebe“ lautet der Leitsatz seines Unternehmens. „Dass ich für dieses Unternehmen arbeiten kann, ist ein Glücksfall. Ich kann die große Welt nicht ändern, aber hier eine kleine Oase schaffen“.

Wettemann spricht dabei für ein Wohnungsunternehmen in Frankfurt, einem der teuersten Pflaster in der Republik. Er hat in seinem Bestand seit 20 Jahren die allgemeinen Mieten nicht erhöht, trotzdem Gewinn macht und es gibt keinen Investitionsstau. Diese Art des unternehmerischen Handelns verbindet Wettemann direkt mit seinem Studium an der HfWU. „Ich habe im Studium die Tugenden des ehrbaren Kaufmanns gelernt“, sagt er. Auf dieser Grundlage geht es für Wettemann beim Thema Wohnen um Konsum, Emotion und Bedürfnisse aber eben auch um Menschen und deren Recht auf Wohnraum. Das ist sein Thema und anders als viele seiner Kommilitonen entschied er sich gezielt für die genossenschaftliche Wohnungswirtschaft und nicht die maximal gewinnorientierte Branche der Gewerbeimmobilien. „Die Wohnungswirtschaft gilt zu Unrecht als graue Maus“. Seine Studienfreunde arbeiten teilweise in München, Paris Dubai oder London. „Ich mache immer das Gegenteil von dem was man mir rät. Zivildienst statt Luftwaffe, Wohnungswirtschaft statt Gewerbeimmobilien“. Für ihn zählt Leidenschaft, wer die besitze mache seine Sache gut.        

Und immer wieder verweist er auf seine Studienzeit. Über den zweiten Bildungsweg landete er an der HfWU und das auch eher zufällig. Der Ort war ihm egal, der neue Studiengang Immobilienwirtschaft reizte ihn. Er ging davon aus, dass ein spezialisiertes Studienangebot mehr Chancen biete, als ein allgemeines BWL-Studium. Das hat für ihn geklappt. „Natürlich war Geislingen für mich als Frankfurter nicht das erste Studienziel. Aber der Studiengang war meine erste beste berufliche Entscheidung meines Lebens“. Die Professoren waren wie die Studierenden in einem Versuchslabor vereint. „Es war locker, niemand wusste genau wohin es geht und wir konnten gemeinsam gestalten. Wir waren ein eingeschworenes Team und man war einfach für uns da“. Und mit Geislingen als Stadt ist Wettemann längst versöhnt. „Ich muss mich bei Geislingen entschuldigen. Das Gemecker zu Beginn sehe ich im Rückblick als Frankfurter Arroganz. Tatsächlich gab es frische Luft, das Studium und das Wohnen waren bezahlbar und die Sportmöglichkeiten top: Ideale Voraussetzungen“. Damals habe er die Stadt als „nur Geislingen“ bezeichnet. Heute ist Sie für ihn ein „super Standort“.  Unter dem Strich stehen für Michael Wettemann lebenslange Freundschaften und das Studium für einen Wirtschaftsbereich, den er als Zukunftsbranche sieht. Trotz aller Krisen sei die Wohnungswirtschaft jetzt gefordert. Und auch für diese Krisen werde es Lösungen geben. Die Wohnungswirtschaft könne erhobenen Hauptes vorangehen und für junge Menschen gäbe es ein weites Feld an Chancen.  Seine Geburtstagswünsche an seine Hochschule sind sehr persönlich. „Ich wünsche der HfWU, dass sie weiterhin solche Professor:innen bekommt, wie wir sie damals hatten und die Anerkennung und Wertschätzung, die die Hochschule verdient. Vor allem bundesweit“, ergänzt Wettemann.      

 

Geislinger Hochschule wird 35 Jahre alt

Die HfWU feiert am 17. Juni 2023 das 35-jährige Bestehen des Hochschulstandorts in Geislingen. Eine kleine Serie portraitiert Absolventinnen und Absolventen der Geislinger Studiengänge Immobilienwirtschaft, Gesundheits- und Tourismusmanagement, Wirtschaftsrecht, Automobilwirtschaft und Unternehmensführung, die ebenfalls Jubiläum haben.

 

 

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