HfWU baut an der Zukunft

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Das "alte" HKT-Gebäude soll durch einen Neubau ersetzt werden. Foto: HfWU

Neue Gebäude für Kunst- und Theatertherapie

NÜRTINGEN (hfwu). An der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen wird es eng. Fünf Jahre ist es her, dass die Studiengänge der ehemaligen Hochschule für Kunsttherapie in die HfWU integriert wurden. Seither sind die Studiengänge Teil der umbenannten Fakultät Umwelt Gestaltung Therapie. Noch offen ist die bauliche Unterbringung der therapeutischen Studiengänge, aktuell liegen zwei Alternativen auf dem Tisch.

Schon vor fünf Jahren war klar, dass der fachlichen Integration auch eine bauliche Lösung für die Kunst- und Theatertherapie folgen muss. Die alten Gebäude der „HKT“ genügten größtenteils nicht den didaktischen Anforderungen in Lehre und Forschung. Langfristig gelöst ist dieses Problem noch nicht: Anmietungen haben die Problematik zwar für einen Übergangszeitraum abgefangen, aber die Studiengänge sind auf mehrere Standorte in Nürtingen verteilt. Dies soll sich nun ändern. Die Hochschulleitung um Rektor Professor Dr. Andreas Frey verfolgte seit der HKT-Integration das Ziel, am Campus Braike am dortigen Fakultätsgebäude die therapeutischen Studiengänge in einem Erweiterungsbau unterzubringen. Das Grundstück gehört dem Land und das zuständige Amt Ludwigsburg des Landesbetriebes Vermögen und Bau Baden-Württemberg plant dort eine sogenannte Ersatzunterbringung. Nun kommt jedoch eine weitere Alternative ins Spiel: Seit November letzten Jahres arbeitet das Amt an einer Machbarkeitsstudie, die auch die Machbarkeit einer anderen Variante - den gesamten HfWU-Campus Braike in die Innenstadt zu verlegen - untersucht: auf das städtische Areal des heutigen Omnibusbahnhofes.

Basierend auf den städtischen Planungen in Bezug auf die Bahnstadt Ost und den Ideen für die IBA 2027 werden derzeit in Gesprächen zwischen den zuständigen Landesbehörden, der Stadt Nürtingen und der Hochschule die Potentiale ausgelotet, die eine solche Standortverlagerung bieten. Die liegen für HfWU-Rektor Frey auf der Hand: „Die HfWU befände sich mit allen Nürtinger Fakultäten und den rund 3300 Studierenden in der Innenstadt mit einer optimalen Anbindung an den ÖPNV, bald auch mit S-Bahnanschluss“.  Die Stadt würde von den Studierenden im Stadtbild, in Gastronomie und Einzelhandel profitieren, der Pendelverkehr zwischen Innenstadt und Braike wäre entlastet. Nürtingens Oberbürgermeister Dr. Johannes Fridrich unterstützt die Planungen von Beginn an und sieht in der möglichen Campusverlagerung eine Jahrhundertchance für Stadt und Hochschule: „Wir tun alles, um dies möglich zu machen. Für mich hat dieses Projekt die klare Priorität, wenn es um die Innenstadtentwicklung geht“.

Eine mögliche Variante sieht vor, dass auf einem neuen Innenstadtcampus auf rund 10.000 Quadratmetern neben dem Jugendhaus am Bahnhof in drei Bauabschnitten zunächst ein Neubau für die Studiengänge Kunst- und Theatertherapie entstünde. Es würde dann eine kombinierte Mensa mit Cafeteria und zuletzt ein Gebäude mit der Fakultät Umwelt Gestaltung Therapie, die aus der Braike verlegt wird, folgen. Die dortigen Gebäude mit anteiligem Grundstück könnte die Stadt übernehmen, um dort Wohnbebauung oder Schulbau zu realisieren. Für all dies, wird derzeit die Machbarkeit geprüft. Ob eine solche Variante tatsächlich möglich ist und weiterverfolgt wird, hängt jedoch von vielen Faktoren ab: Neben der Finanzierung spielen Eigentümerfragen, Hochwasserschutz und Standortfaktoren eine Rolle. Hinzu kommt eine zeitliche Komponente. Bevor das innerstädtische Grundstück durch das Land bebaut werden könnte, müsste zuvor der Zentrale Omnibusbahnhof durch die Stadt verlegt sowie diese und weitere Flächen vom Land erworben werden.

Nach der fachlichen Integration der Hochschule für Kunsttherapie in die HfWU muss nun die räumliche Integration folgen. Nur so kann sich das Potential entfalten, das seit dem Zusammenschluss zwischen künstlerischen Therapien und den anderen Studiengängen der Hochschule, wie z.B. Landschaftsplanung, entstanden ist. Die derzeitige Unterbringungslösung mit mehreren Anmietungen könnte beendet werden. Voraussichtlich bis Ende des Jahres sollen die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für die Innenstadt und die Bauunterlage für den Standort Braike vorliegen. Danach soll über das weitere Vorgehen entschieden werden. In der Braike könnten bereits im Herbst 2023 die Bagger rollen, während die Innenstadtvariante eine mehrjährige Verzögerung mit sich brächte. „Beide Varianten haben Vor- und Nachteile, die gründlich gegeneinander abgewogen werden müssen. Wir arbeiten mit Hochdruck an beiden Standortvarianten und erwarten, dass man auf der Grundlage der Machbarkeitsstudie dann die Entscheidung treffen kann“, so die Leiterin des Amts Ludwigsburg, Corinna Bosch.

Also laufen die Planungen erst einmal parallel. Dass eine der beiden Varianten kommen muss, steht für Rektor Frey außer Frage: „Wir brauchen für die therapeutischen Studiengänge eine Perspektive und die hängt auch von einer angemessenen modernen Unterbringung ab. Das brauchen wir für die Lehre, die Forschung vor allem aber für die Studierenden. Da stehen wir im Wort“.

Auch auf dem Landwirtschaftlichen Lehr- und Versuchsbetrieb Tachenhausen stehen die Zeichen auf Veränderung: Das ehemalige Hofgut Tachenhausen gehört der Stadt Nürtingen, ist an das Land Baden-Württemberg verpachtet und wird von der Hochschule genutzt. Einige der zum Teil historischen denkmalgeschützten Gebäude sind in keinem guten Zustand. Auch hier prüft das Amt Ludwigsburg des Landesbetriebes Vermögen und Bau Baden-Württemberg zusammen mit der Hochschule und allen beteiligten Akteuren, ob und wie der Gebäudebestand an die Anforderungen eines modernen Hochschulbetriebes angepasst werden kann und auch finanzierbar ist. Die Interessen der Stadt Nürtingen und des Landes sind dabei abzuwägen. Tatsache ist: Für eine zukunftsorientierte Lehr- und Forschungstätigkeit wären am Hofgut Tachenhausen umfassende Renovierungen oder auch Neubauten notwendig. In diesem Zusammenhang ist auch die Verlagerung an einen anderen Standort zu prüfen sofern sich die erforderlichen Investitionen in Tachenhausen als nicht wirtschaftlich darstellen sollten. „Tachenhausen könnte und sollte ein Modellbetrieb für nachhaltige Agrarwirtschaft werden,“ so Rektor Frey. „Tierhaltung und Nahrungsmittelerzeugung sind Zukunftsthemen, die nur dann entsprechend ihrer Dimension in der akademischen Lehre vermittelt werden können, wenn die notwendige Infrastruktur vorhanden ist“.   

Nürtingen, den 29.04.2021
Gerhard Schmücker

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