„Extrem systemrelevant“

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BASF-Agrarexperte Markus Röser sprach an der HfWU über die Herausforderungen einer nachhaltigen Agarindust-rie.

- Studium generale-Vortrag zu Herausforderungen der Landwirtschaft und Agrarindustrie; Vertreter von BASF referierte an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen -

NÜRTINGEN. (hfwu) Die Agrarindustrie steht vor der Herausforderung, eine Balance zu finden zwischen produktiver Landwirtschaft einerseits und dem Schutz von Klima, Artenvielfalt und knappen Ressourcen andererseits. Das heißt auch, über neue Geschäftsmodelle und Forschungsansätze nachzudenken. Dies wurde beim Vortrag eines Vertreters des BASF-Konzerns an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) deutlich.

Fallen die Begriffe grüne Gentechnik, Glyphosat und Monsanto, sind die diskursiven Fronten meist schon unverrückbar abgesteckt. Glyphosat kommt nicht aus dem Hause BASF. Aber die kontroverse Diskussion um das Unkrautvernichtungsmittel macht zwei grundlegende Punkte deutlich, die auch Markus Röser im Rahmen seines Studium generale-Vortrags an der HfWU unterstrich. „Die Agrarindustrie muss sich verändern – aber auf Basis von wissenschaftlich fundierten Fakten und nicht von Annahmen, die aus einem Baugefühl heraus getroffen werden“, so der Kommunikations-Chef Nord-Europa des BASF-Geschäftsfelds Agricultural Solutions. Zum anderen geht es um maßgeschneiderte Produkte, noch gezielter einsetzbare Pflanzenschutzmittel. „Die Zeit von Breitbandherbiziden wie Glyphosat ist vorbei“, ist sich Röser sicher.

Eingeladen zum dem Vortrag hatte das Zentrum für nachhaltiger Entwicklung (ZNE) an der HfWU, das auch das Studium generale an der Hochschule organisiert. Mehrere Dutzend Interessierte waren im virtuellen Vortragsraum online zusammengekommen.

Röser sieht Agrarindustrie wie Landwirte vor fundamentalen Herausforderungen: Die Weltbevölkerung wächst weiter stark, der Klimawandel zeigt immer öfter direkte Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die verfügbaren Anbauflächen sind begrenzt, gleichzeitig wachsen die Ansprüche an Lebensmittel, insbesondere die Nachfrage nach proteinreicher Ernährung.

Die Konsequenzen für die landwirtschaftlichen Betriebe liegen für Röser auf der Hand. Sie müssten bis zum Jahr 2030 ihre Produktivität um 70 Prozent steigern, das Problem der Resistenzen bei Pflanzenschutzmitteln in den Griff bekommen und sich weiter professionalisieren. Bei letzterem kommen die Schlagworte Digitalisierung und Betriebsmanagement ins Spiel – und der Agrarsektor von BASF. Auch der Chemie-Konzern hat vor diesem Hintergrund neue Geschäftsfelder entwickelt. „Es geht weg vom Mengenverkauf“, sagt Röser. Das Unternehmen wird zunehmend auch zum Dienstleister: bei der Beratung rund um das Thema Biodiversität, beim Daten- und Projektmanagement, dem technischen Support bis hin zur Kommunikation.

„Die Herausforderungen lassen sich bewältigen. Optimales Saatgut und zielgenauer Pflanzenschutz in Verbindung mit digitalen Technologien machen eine nachhaltige Landwirtschaft möglich“, ist Röser überzeugt. Ein professionelles Datenmanagement etwa ermögliche „genau zu verstehen, was auf dem Feld passiert“. Mit diesen Informationen können, zum Beispiel mit GPS-gesteuerten Feldrobotern, Herbizide sehr gezielt und so in geringeren Dosen ausgebracht werden.

Die derzeitige Artenvielfalt nicht nur zur erhalten, sondern sie auch wieder zu vergrößern, sei ein zentrales Anliegen des Unternehmens, betont der Agrar-Experte. Mit Blick auf die Hochschule und die agrarwirtschaftlichen Studiengänge wünsche er sich, dass in den Lehrplänen insbesondere das Thema Biodiversität noch mehr Berücksichtigung findet, damit die Unternehmen hier von „gut geschultem Personal“ profitieren könnten.

Mehrere hundert Millionen Euro steckt BASF jährlich in die Forschung auf dem Agrarsektor. „Wir sind ein forschendes Unternehmen“, sagt Röser. Im Durchschnitt dauere es zwölf Jahre von der ersten Entwicklung einer neuen Substanz, über die Prüfung und Zulassung, bis schließlich zum fertigen, auf dem Markt erhältlichen Produkt. Für den BASF-Mann geht es im Grunde mit besserem Saatgut und maßgeschneiderten Pflanzenschutzmitteln um nicht weniger als die weltweite Nahrungsmittelproduktion sicherzustellen: „Landwirtschaft ist extrem systemrelevant“. Wichtig sei die Produktion zu steigern, genauso wichtig sei aber, „dass innovative Lösungen einen Beitrag zum Umwelt- und Artenschutz leisten und einen verantwortungsvollen Umgang mit knappen Ressourcen ermöglichen.“  

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