Ein anderer Blick auf die eigenen Themen

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Katrin Röhlig hat als eine der ersten Absolventinnen an der HfWU den Studiengang Theatertherapie abgeschlossen.

- Portrait Arbeit der Theatertherapeutin Kathrin Röhlig; eine der ersten Absolventen des einzigen akademi-scher Studiengangs Theatertherapie in Deutschland, Studium an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen -

NÜRTINGEN. (hfwu) Die Theatertherapie ist hierzulande als Therapieform in den wenigsten Kliniken bekannt, bemängelt Katrin Röhlig. Sie hat an der HfWU als eine der ersten den Bachelor-Studiengang Theatertherapie abgeschlossen. Ihre Qualifikation hat sie in die Arbeit mit Gewalt- und Sexualstraftätern und in der Kinder- und Jugendpsychiatrie eingebracht.

Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) bietet in Nürtingen das einzige Angebot einer akademischen Ausbildung für Theatertherapeuten in Deutschland. Als Therapieform ist die Theatertherapie wenig bekannt und so auch ihre Einsatzmöglichkeiten. Die reichen vom Knast bis zur Psychiatrie. „Im Gefängnis arbeitet man unter anderen Sicherheitsbedingungen als in anderen Bereichen. Das bedeutet für mich auch einen sensiblen Umgang mit dem Thema Macht und Ohnmacht in der therapeutischen Haltung zu entwickeln“, beschreibt Röhlig die besondere Herausforderung mit den Straftätern. „Themen wie Gewalt, Mord und Sexualdelikte können sehr herausfordernd sein.“

In der Praxis, zum Beispiel auch auf einer Eltern-Kind-Station in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, arbeitet sie oft mit Geschichten und Märchen. Die Patienten entwickeln, gestalten und spielen Geschichten, in denen auch ihre biografischen Erlebnisse erzählt werden. Geschichten, in denen Hindernisse überwunden werden, in denen getrauert und gelacht wird, und die einen anderen Blick auf die eigenen Themen werfen können. „Theatertherapie hat im Vergleich zu anderen Therapieformen andere Herangehensweisen“, beschreibt Röhlig ihre Arbeit. „Am besten arbeiten die verschiedenen Therapieformen miteinander. Die Theatertherapie kann Menschen in Bewegung und den Körper bringen, bietet einen anderen Blickwinkel, die Möglichkeit in Rollen zu schlüpfen und Neues auszuprobieren. Außerdem kann Theatertherapie einfach richtig Spaß machen.“ Von den Patientinnen und Patienten, die meist keine Erfahrung mit der Therapieform haben, erhält die 41-Jährige nicht selten erstaunte Rückmeldungen. „Auch wenn sie anfangs unsicher waren sind die Patienten von sich und dem, was sie in der Theatertherapie erlebt und sich getraut haben, oft überrascht und fühlen sich gestärkt.“

Röhlig sieht sich in jedem Fall mehr als Therapeutin denn als Theaterspielerin. Im therapeutischen Setting sei sie höchstens eine mitspielende Therapeutin, Mitspielerin nur dann, wenn es, zum Beispiel in der Einzeltherapie, nötig sei. Mit dem Rüstzeug aus Nürtingen steht sie nun fest im Berufsalltag. Rückblickend schätzt sie vor allem, wie die Dozenten an der HfWU ihre Leidenschaft für die Theatertherapie mit den Studierenden teilen konnten. Die Entscheidung für den Studiengang hat sie nie bereut. „Es ist großartig, so einen Beruf erlernen und studieren zu können.“

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