Projekt „Genbänkle“ steht auf eigenen Beinen

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Das "Genbänkle" liegt künftig ganz in den Händen des gleichnamigen Vereins.

- gleichnamiger Verein übernimmt alle Aufgaben des Projekts -

NÜRTINGEN(hfwu). Das Projekt „Genbänkle“ zum Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt wird zukünftig ganz durch den bereits 2018 gegründeten, gleichnamigen Verein weitergeführt.

Das „Genbänkle“ hat zum Ziel, Initiativen und Organisationen zum Thema „Alte und seltene Gemüsesorten“ in Baden-Württemberg aufzulisten, zu vernetzen und sichtbar zu machen. Das Projekt war dabei von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) unterstützt worden.

In einer ersten Phase des Projekts wurde eine Liste verschiedener Akteure des Sortenerhalts in Baden-Württemberg erstellt. Sie dient als Grundlage für eine Sortendatenbank und eine Online-Landkarte. Somit wird interessierten Menschen der Zugang zu regionalem, samenfestem Saatgut alter und seltener Gemüsesorten erleichtert. Unterstützt wurde das „Genbänkle“ dabei auch durch das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Baden-Württemberg (MLR). Das „Genbänkle“ verschaffte somit – neben der Vernetzung zahlreicher Akteure – dem MLR einen Überblick sowie eine Bündelung der Aktivitäten im Bereich des Schutzes dieser genetischen Ressourcen.

Aufbauend auf den anfänglichen Ergebnissen wurden die bestehenden Ansätze in einer zweiten Projektphase vertieft und durch weitere Themenbereiche wie dem Aufbau einer Gefriersammlung für Regionalsorten oder der Kampagne „Sortendetektive“ ergänzt. Auch die Digitalisierung von historischer Gartenliteratur, das Angebot regelmäßiger Sprechstunden, der „Genbänkle“ Newslettern und das Projekt „Schwabenbohnen“ konnten gemeinsam mit dem Verein ausgebaut werden.

Über Vorträge, Berichte, Führungen, kulinarische Bestimmungsübungen und Informationsstände gelang es viel zur Sensibilisierung für die Sortenvielfalt beizutragen. Die Organisation und Begleitung von Saatgutmärkten ermöglichte es, das Netzwerk aufzuzeigen und direkten Zugang zum Saatgut der Regionalsorten zu schaffen. 

Projekte wie die Kampagne „Sortendetektive“, in der sich interessierte Personen und Gruppen an der Suche nach verschollenen Gemüseschätzen beteiligen, werden auch weiterhin ein Schwerpunkt der Arbeit des Vereins bleiben. Immer wieder können dabei spannende Regionalsorten ausfindig gemacht werden, die der Verein dann sichert und versucht, die Sortenfunde wieder bekannt zu machen.  So wurden u.a. die als ausgestorben geltenden Sorten „Rote Kugelbohne“, der „Ulmer Spargel“, die „Stangenbohne Schäfermädle“ oder die „Nürtinger Hockerbohne“ wiedergefunden und vermehrt. Bereits seit zwei Jahren bietet der Nürtinger Verein „Genbänkle e.V.“ dafür u.a. auch das Saatgutset „Wachsende Begeisterung“ mit alten Gartenraritäten an. Der Initiator und Vorstand des Vereins, HfWU-Professor Dr. Roman Lenz, möchte dadurch erreichen, dass viele kleine Genbanken – auf schwäbisch Genbänkle – in den Gärten entstehen.

Als nächstes sollen sieben alte Gemüsesorten die Chance bekommen, wieder verbreitet zu werden: Rettich „Hilds blauer Herbst und Winter“, Fleischtomate „Geisenheimer Frühtomate“, Zuckererbse „Schweizer Riesen“, Rosenkohl „Rubine“, Buschbohne „Rote Hagnauer Bohne“, Zucchini „Cocozelle von Tripolis“ sowie die Zwiebelsorte „Filderzwiebel“.

Weitere interessante Geschichten zu den sieben Sorten, sowie vielen Weiteren finden sich unter www.genbaenkle.de.

 

Hintergrund:
Die Vielfalt der in der Landwirtschaft, im Garten-, Obst- und Weinbau genutzten Nutzpflanzen hat sich im letzten Jahrhundert nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit erheblich verringert. Darauf wird auch mit der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen aufmerksam gemacht. Schätzungen zufolge sind weltweit mittlerweile 75 Prozent der genetischen Vielfalt bei Kulturpflanzen verloren gegangen. Einige Sorten – insbesondere bei den Feldfrüchten – finden sich in Genbanken wieder. Zur Erhaltung von „Gartensorten“ findet bisher überwiegend ehrenamtliches Engagement statt.

 

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