"Ökonomische Bewertung alternativer Ernteverfahren mit Ernte der Reststoffbiomasse"
In Deutschland fallen jährlich rund 9 Mio. Tonnen Getreidespreu an. Mit einem spezifischen Gewicht von 40 kg/m³ ist es bisher nicht möglich, Spreu wirtschaftlich zu ernten und zu transportieren. Mit der Doppelernte von Korn und Reststoffbiomasse kann die Spreu ohne zusätzliche Kosten mitgeerntet und transportiert werden. Der weltweit zunehmende Bedarf an Biomasse für Biogasanlagen, thermische Nutzung, Faserverbundwerkstoffe oder Verflüssigungsverfahren könnte die Etablierung von Doppelernteverfahren begünstigen. Dazu kommen der Feldhäckseldrusch, ein Ährenstripper oder besonders das Kompakternteverfahren (spezieller Mähdrescher ohne Reinigungseinheit) infrage. Doppelernteverfahren können Spreu in großen Mengen bereitstellen und durch ackerbauliche, ökonomische und ökologische Vorteile in allen Nachhaltigkeitsfragen als positiv bewertet werden. Böden werden geschützt und NAWARO-Anbauflächen können durch Reststoffe ersetzt werden, was sich vorteilhaft auf die Welternährung und andere Megatrends auswirkt. Weitere Vorteile von Doppelernteverfahren sind u.a. die Ernte in einer Überfahrt; Erntegut ohne Verschmutzung; einfaches Handling als Schüttgut; mechanisch und pneumatisch förderbar; neue, günstigere Lagerungsmöglichkeiten; Entfernung von Unkrautsamen / Pflanzenkrankheitserregern vom Feld; geringerer Pflanzenschutzmitteleinsatz; verminderte Bodenverdichtung und höhere Bodenfruchtbarkeit. Ökonomisch vorteilhaft ist neben der höheren Ernteleistung die stationäre Reinigung des Ernteguts günstiger, witterungsunabhängig, puffert Arbeitsspitzen und kann an die Anforderungen des gewünschten Endprodukts angepasst werden. Außerdem können neue Wertschöpfungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten in Landwirtschaftsbetrieben in ländlichen Regionen erschlossen werden.
Die Zielsetzung des Vorhabens besteht darin, mögliche Einsatzbereiche und die Wettbewerbsfähigkeit von Doppelernteverfahren im Vergleich zu etablierten Ernteverfahren zu ermitteln. Dafür ist zunächst eine technische Bewertung der Verfahren mit Hilfe einer SWOT-Analyse geplant, die die Akzeptanz der Technologie in der Praxis untersucht. Die Ergebnisse sollen durch qualitative Expertengespräche ergänzt werden. Weiter werden die Kosten der Doppelernteverfahren inklusive Logistik und Nachbereitung des Ernteguts bei unterschiedlichen Rahmenbedingungen in einem Berechnungsmodell ermittelt und analysiert. Anhand praxisnaher Versuche und empirischen Erhebungen sollen die Annahmen und die Berechnungen überprüft werden. Die Ergebnisse der Berechnungen werden zeigen, inwiefern Doppelernteverfahren unter heutigen Voraussetzungen wirtschaftlich einsetzbar sind.