Von Pisa an den Albtrauf

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Mario Nicoliello ist im Wintersemester Gastprofessor an der HfWU.

- KSK-Gastprofessor aus Italien lehrt und forscht an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen -

NÜRTINGEN (hfwu). Auch unter Corona-Bedingungen lassen sich die einzigartigen Erfahrungen eines akademischen Auslandsaufenthalts machen. Das stellt derzeit Prof. Dr. Mario Nicoliello an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen unter Beweis. Der Wirtschaftswissenschaftler von der Universität Pisa hat im Wintersemester eine von der Kreissparkasse Esslingen finanzierte Gastprofessur inne.

Alle Vorlesungen und Seminare finden online statt. Das tut dem internationalen Flair der Lehrveranstaltungen von Mario Nicoliello keinen Abbruch. „In meinen Kursen sitzen Studierende aus 13 verschiedenen Ländern. Dieser immense, intensive Austausch ist eine wunderbare Erfahrung“, schwärmt der Experte für Rechnungswesen und Wirtschaftsgeschichte. Nicoliello unterrichtet vorwiegend im Bachelor-Studiengang International Finance und im Master-Studiengang International Management.

Im Rahmen einer „Visiting Professorship“ finanziert die Bildungsstiftung der Kreissparkasse Esslingen gewöhnlich jedes Jahr mehreren internationalen Gastwissenschaftlern einen Aufenthalt an der HfWU. Nicoliello ist Pandemie bedingt in diesem Semester der einzige, der im Rahmen des Programms an die HfWU kam.  

Im digitalen Semester sieht der 37-Jährige nicht notwendigerweise einen Nachteil. „Es ist anders“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler. Als Hochschullehrer komme es darauf an, sich in die neue Lernsituation der Studierenden hineinzuversetzen. „Man kann nicht einfach den bisherigen Präsenzunterricht eins zu eins in die virtuelle Welt übertragen“, ist seine Erfahrung. Bewährt habe sich online eine Mischung aus Seminar, Präsentation, Coaching und gegenseitigem Austausch. Das Bildschirmlernen erfordere eine höhere Konzentration und sei daher anstrengender. Deshalb bedürfe es kürzerer Lernabschnitte und häufiger einer Pause. Die Studierenden seien sehr offen, sich auf die neuen digitalen Unterrichtsformen einzulassen. „Die größere Herausforderung sehe ich auf Seiten der Professoren. Die können mit ihren Unterrichtsmethoden nicht einfach so weitermachen wie bisher.“

Die Spezialgebiete des eloquenten Italieners, der ansonsten an der Universität Pisa lehrt und forscht, sind das Rechnungswesen und Jahresabschlüsse. Dabei interessiert ihn insbesondere auch die Geschichte dieser Errungenschaften. „Im Mittelalter, als die Rechnungslegung erfunden wurde, war sie eine Kunst, dann wurde sie zur Technik, heute ist sie eine Wissenschaft“, sagt Nicoliello.

Ein weiteres Fachgebiet des Professors ist Sportmanagement. Mit ihm schlägt der Wirtschaftswissenschaftler eine Brücke zu seiner früheren Profession, der er auch heute noch gelegentlich nachgeht, zum Sportjournalismus. Nicoliello war mehrere Jahre international als Journalist unterwegs, berichtete von den Olympischen Spielen und anderen sportlichen Großereignissen. „In den großen Sportarten wie Fußball oder Tennis wird auf den oberen Ebenen oft ein hervorragendes Management betrieben“, so Nicoliello. Auf den unteren Ebenen und insbesondere auch bei kleineren Sportarten aber sei eine Professionalisierung vonnöten. Einen Beitrag dazu leistet seine Forschung zu Geschäftsmodellen für Sportveranstaltungen.

Im digitalen Semester an der HfWU muss manche reale Erfahrung hintanstehen. Eine aber nicht. „Zum Wandern ist es hier perfekt“, findet Nicoliello. Der begeisterte Tourengeher hat direkt von Nürtingen aus am Albtrauf entlang schon etliche beeindruckende Strecken entdeckt.

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