Die Motoren der Energiewende

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HfWU-Professor Dr. Christian Arndt führte in die Veranstaltung mit den Referenten Tamara Fischer, Christian Tilk, Markus Besch und Dr. Martin Handschuh ein.

- virtuelle Veranstaltung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) stellte lokales Engagement und soziale Innovationen vor -

NÜRTINGEN(hfwu). Bei der Energiewende spielen lokale Organisationen und Unternehmen eine wichtige Rolle. Wie vielgestaltig die sein kann, zeigte eine Veranstaltung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) im Rahmen des Studium generale. 

An Zielen und Appellen mangelt es in der Klimadiskussion nicht. Wohl aber an Beispielen wie der Weg zu einem nachhaltigeren Leben und Wirtschaften konkret aussehen kann. Unter dem Motto „Aufbruch jetzt – wir packen’s an!“ standen bei einer virtuellen Veranstaltung solche Beispiele im Mittelpunkt. Genauer gesagt, Beispiele lokaler Organisationen und Unternehmen, denn „sie sind ein wichtiger Motor des Wandels, allein nur über den Einzelnen geht es nicht“, so Prof. Dr. Christian Arndt, Leiter des Zentrums für Nachhaltige Entwicklung (ZNE) an der HfWU.

Tamara Fischer, Klimaschutzmanagerin der Stadt Nürtingen und zum Thema regelmäßig Gast an der HfWU, skizzierte die Sicht aus der regionalen Großorganisation Kommune. Fischer sieht drei allgemeine Ansätze den CO2-Ausstoß zu reduzieren: Den Energieverbrauch vermindern, Energie CO2-neutral erzeugen und natürliche Möglichkeiten zur CO2-Bindung schaffen. Mit ihren Gebäuden, Fahrzeugen, Flächen und Neubaugebieten könne die Stadt hier direkt etwas bewirken. Als eine der zahlreichen konkreten Maßnahmen, die die Stadt bereits umsetzt, griff Fischer beispielhaft die in Zusammenarbeit mit der HfWU erstellte „Solarkarte Nürtingen“ heraus. Sie zeigt welches solare Einstrahlungspotenzial auf einer Dachfläche vorhanden ist.

Christian Tilk, Vorsitzender der BUND-Ortsgruppe Nürtingen, machte deutlich, welche wichtige Rolle das gemeinschaftliche Engagement in einer Umweltorganisation spielt. „Wir sehen uns nicht als Mahner, sondern vielmehr als Gestalter. Wir möchten Wege aufzeigen wie es gehen kann und konkrete Projekte auf den Weg bringen“, so Tilk. Schon 1996 habe die Ortgruppe ein Positionspapier zum Thema Klimawandel erarbeitet, später die Vision der „Solarstadt Nürtingen“ entwickelt. Weitere Meilensteine des BUND-Engagements waren unter anderem die Mitwirkung bei der Einführung eines lokalen Ökostromtarifs, bei der Erstellung des Nürtinger Klimaschutzkonzepts und aktuell beim kommunalen Wärmeplan. „Klimaschutz ist ein Marathonlauf“, sagt Tilk im Rückblick, „mit Erfolgen und Rückschlägen.“

Im Mittelstandsmusterland Baden-Württemberg kommt den kleinen und mittelgroßen Firmen eine entscheidende Rolle zu. Rund die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind hier beschäftigt. Ein erhebliches Veränderungspotenzial also in Sachen lokaler Energiewende. Als Orientierungspunkte können hier die von den Vereinten Nationen definierten „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ dienen, davon ist Markus Besch überzeugt, Unternehmer, Social Entrepreneurship-Förderer und Mitgründer des Impact Hub Stuttgart. Impact Hub versteht sich als Netzwerk zur „Entwicklung von Visionen für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Wirtschaft.“ „Wir entwickeln Förder- und Unterstützungsprogramme für Startups wie für bestehende Unternehmen“, erläutert Besch. Zum Kern der Plattformphilosophie gehört das soziale Unternehmertum. „Für viele ist es immer noch unverständlich, dass sozial und unternehmerisch wirtschaftlich erfolgreich zusammengehen kann“, sagt Impact-Macher Besch. Er sieht aber, wenn auch noch auf moderatem Niveau, eine deutliche Dynamik bei der Entwicklung einer Green Economy. Das Einbeziehen von gesellschaftlichen Aspekten und nachhaltigem Wirtschaften insbesondere bei den bestehenden, traditionellen Mittelständlern zur Selbstverständlichkeit zu machen sieht er als eine der größten Herausforderungen und Aufgaben für den Impact Hub. „Der ökologische Teil der Transformation muss auch ökonomisch getrieben sein, nicht nur zivilgesellschaftlich“, so die Einschätzung des Social-Entrepreneurship-Experten.

Wie ganz konkret im Wohnungssektor Ökologie, Wirtschaftlichkeit und Sozialverträglichkeit zusammen realisiert werden kann, das hat sich Dr. Martin Handschuh zur unternehmerischen Aufgabe gemacht. Handschuh ist Mitgründer und Managing Director bei der eco2nomy GmbH. Das Unternehmen erarbeitet zusammen mit Eigentümern von Immobilienportfolios individuell zugeschnittene „Klima-Roadmaps“ für den Weg zur Klimaneutralität. „Es gibt extrem viel Expertise für technischen Klimaschutz bei Gebäuden“, so der studierte Physiker. Das habe Auswirkungen für Gebäudebesitzer und Mieter. An dieser Stelle sieht sich eco2nomy als Wegbegleiter, Klimaschutz bei Gebäuden technisch wie betriebswirtschaftlich zu bewerten. So erhielten Eigentümer eine Grundlage dafür, effektive und wirtschaftliche Modernisierungsentscheidungen treffen zu können.

Die unterschiedlichen Strategien und Betätigungsfelder der lokalen Macherinnen und Macher machten bei den Teilnehmenden des virtuell durchgeführten Abends offenbar Eindruck. An Fragen und Anmerkungen bei der sich den an die Referate anschließenden Diskussion mangelte es nicht.

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