Critical Levels und Critical Loads Baden-Württemberg 2020 Teil 2: Datengrundlagen und FFH-Analysen

Das Projekt „Critical Levels und Critical Loads Baden-Württemberg 2020 Teil 2: Datengrundlagen und FFH-Analysen“ knüpft an das Projekt „Weiterentwicklung der Ermittlung standortspezifischer Critical Loads und Zusammenführung der Bodenflächendaten für Baden-Württemberg (CLBW Map)“ an. Es wird, genau wie das Vorläuferprojekt unter der Federführung der Arbeitsgemeinschaft Stickstoff Baden-Württemberg (ARGE StickstoffBW), die sich im Auftrag des Ministerrats mit der Analyse und Bewertung des Stickstoffhaushalts befasst (ARGE StickstoffBW 2015), durchgeführt. Die Koordinierung des Projekts an der HfWU liegt bei Herrn Prof. Dr. Röhl.

Kontinuierliche Einträge von reaktivem Stickstoff in empfindliche Ökosysteme können insbesondere deren Artenspektrum dauerhaft beeinträchtigen. Der Schutz dieser Lebensräume vor der Eutrophierung durch Stickstoff ist daher eine große Herausforderung auf nationaler und internationaler Ebene.

Die Wirkung möglicher Stickstoffeinträge aus der Atmosphäre ist insbesondere im Rahmen von FFH-Verträglichkeitsprüfungen bei emissionsrelevanten Vorhaben zu bewerten. Für die Beschreibung der Stickstoffempfindlichkeit von Ökosystemen hat man sich international und bundesweit auf die Festlegung sogenannter „kritischer Eintragsraten“ (Critical Loads / CL, in kg Stickstoff ha-1 a-1) geeinigt (weiterführende Informationen u.a. unter www.lubw.baden-wuerttemberg.de/medienuebergreifende-umweltbeobachtung/stickstoffbw und www.lubw.baden-wuerttemberg.de/medienuebergreifende-umweltbeobachtung/stickstoffbw/fachgespraeche). Zudem wurden auf internationaler Ebene „kritische Stoff-Konzentrationen“ Critical Levels (CLe) von Ammoniak insbesondere für das Umweltmedium Luft entwickelt um diesen Aspekt der Stickstoffbelastung auf die Ökosysteme besser miteinbeziehen zu können. Anfang 2017 wurden außerdem speziell für landwirtschaftlich genutzte und gedüngte Systeme durch die AG Critical Loads Baden-Württemberg (ARGE StickstoffBW 2017) sogenannte Critical Surplus (CS, „kritische Überschüsse“) – Emissionshöchstmengen aus der Landwirtschaft – als Bewertungsmaßstab vorgeschlagen.

Bei Stickstoffeinträgen oberhalb der CL und NH3-Konzentrationen, welche die CLe überschreiten, ist eine Beeinträchtigung der betrachteten Lebensräume durch die eutrophierende Wirkung der eingetragenen Stickstoffverbindungen zu befürchten.

Für die Ermittlung der CL wird üblicherweise die sogenannte Simple-Mass-Balance (SMB)-Methode eingesetzt. Bei dieser einfachen Massenbilanz werden die anthropogenen Stickstoffdepositionen der Summe aus der Stickstoffspeicherung (durch Pflanzenaufnahme und Netto-Immobilisierung durch Festlegung im Humus) sowie den Stickstoffausträgen durch die tolerierbare Auswaschung und die Ausgasung (Denitrifikation) gegenübergestellt. Für die CLe hingegen wurde der von der UNECE 1992 pauschal für alle Ökosysteme festgelegte CLe für atmosphärische Ammoniakkonzentrationen mittels Auswertung von empirischen Daten zu besonders ammoniaksensitiven Arten, spezifisch für die jeweiligen Ökosysteme, angepasst.

In dem Projekt „Critical Levels und Critical Loads Baden-Württemberg 2020 Teil 2: Datengrundlagen und FFH-Analysen“ werden die bisherigen Erkenntnisse aus dem Vorläuferprojekt zum NP-Haushalt der LRT Magere Flachland-Mähwiesen und Berg-Mähwiesen aufbereitet, so dass diese in geeigneter Form in die überarbeitete SMB und eine geplante Anleitung integriert werden können. Zusätzlich sollen besonders N-empfindliche Sonderbiotope, wie z. B. Naturnahe Hochmoore, untersucht werden. Die daraus resultierenden Forschungsergebnisse sollen ggf. in die Arbeiten zu Critical Surplus einfließen.

Außerdem soll insbesondere mittels eines Expertenworkshops zum Flechte-Preiselbeer-Schema ein wichtiger Parameter der SMB an die standörtlichen Gegebenheiten Südwestdeutschlands angepasst werden. In zwei weiteren Expertenworkshops zu stickstoffsensitiven Arten der Insekten und Kryptogamen soll der aktuelle Stand des Wissens zusammengetragen werden und wenn möglich CL und CLe auf der Ebene von Artengruppen entwickelt werden. Diese Ergebnisse können wiederum in das Gesamtprojekt einfließen.

Angaben zum Projekt

Projektleitung:

Prof. Dr. Markus Röhl
Projektbearbeitung HfWU: Sonja Winter, M.Sc.
  Susanne Röhl, Dipl.-Ing. (FH)
  Sina, Röhner, M.Sc.
  Lea, Kokawke, M.Sc.                                                             
Projektpartner: Arbeitsgemeinschaft Freie Bodenkundler (ArGe FB,  A. Lehmann / N. Billen)
  Regioplus Ingenieurgesellschaft
  Institut für Kulturpflanzenwissenschaften, Fachgebiet Düngung und Bodenstoffhaushalt der Universität Hohenheim
  Institut für Kulturpflanzenwissenschaften, Fachgebiet Biostatistik der Universität Hohenheim
  Institut für Bodenkunde und Standortslehre, Fachgebiet Biogeophysik der Universität Hohenheim
Projektlaufzeit: 2018 - 2021
Förderung:

Arge StickstoffBW, vertreten durch die LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg

Postfach 10 01 63

76231 Karlsruhe