Seit der Rückkehr des Wolfes nach Deutschland sind insgesamt mehr als 10.000 Nutztiere, überwiegend Schafe und Ziegen, durch ihn getötet oder verletzt worden (Quelle DBBW). Viele dieser gerissenen Nutztiere waren für den Wolf leicht zugänglich, da die Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen nicht überall gegeben war. Nutztierhalter stehen vor der teilweise sehr großen Herausforderung, für die jeweilige Bewirtschaftungsweise passende Schutzmaßnahmen umzusetzen, um ihre Herden effektiv vor dem Beutegreifer zu schützen.
Im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz (BfN) bearbeitet die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) seit Anfang dieses Jahres zusammen mit der Schweizerischen Vereinigung für die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raums (AGRIDEA) und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) das F+E-Vorhaben „Alternative Herdenschutzmaßnahmen" (FKZ 3520 82 1300).
Das Forschungsvorhaben baut dabei auf Empfehlungen und Ergebnissen bereits vorhandener Projekte, wie den „Empfehlungen zum Schutz von Weidetieren und Gehegewild vor dem Wolf" sowie den Erfahrungen der Projektbearbeiter im Zusammenhang mit Herdenschutz und Wolfsvorkommen auf.
Mit dem Forschungsvorhaben „Alternative Herdenschutzmaßnahmen“ sollen praktische Maßnahmen und theoretische Ansätze zum Schutz von Nutztieren vor Wolfsübergriffen, die in Deutschland bislang noch nicht eingesetzt werden, zusammengetragen und z.B. hinsichtlich ihrer Anforderungen für die Umsetzung und Ihrer Einsetzbarkeit bewertet werden. Darüber hinaus werden die Vor- und Nachteile bereits bestehender Herdenschutzmaßnahmen aufgearbeitet und verglichen. Ferner wird geprüft, welche alternativen sowie aktuell im Einsatz befindlichen Herdenschutzmaßnahmen sich tatsächlich für die Umsetzung in Deutschland insbesondere auch auf Sonderstandorten eignen.
Mittel- bis Langfristig könnten alternative Herdenschutzmaßnahmen, die bislang noch nicht in Deutschland eingesetzt werden, in Kombination mit bereits bewährten Methoden zu einer Reduzierung von Nutztierübergriffen durch Wölfe beitragen, die Tierhalter entlasten und so den naturschutzfachlichen Zielkonflikt zwischen Artenschutz und der Pflege von extensiven Kulturlandschaften minimieren.