Fortschreibung des Landschaftsprogramms Brandenburg durch den sachlichen Teilplan „Landschaftsbild“

Vielfalt, Eigenart und Schönheit sind gemäß Bundesnaturschutz (§ 1) ebenso wie die biologische Vielfalt dauerhaft zu sichern. In der Planungspraxis wird das Landschaftsbild aber oftmals vernachlässigt. Ein möglicher Grund ist die Annahme der Subjektivität, welche ein Fehlen großräumig flächendeckender Planungsgrundlagen zur Folge hat. Darüber hinaus sind vorhandene Planungsgrundlagen und -methoden oftmals veraltet, während sich das Landschaftsbild sowohl durch neue Entwicklungen und Strukturen in der Landschaft als auch durch einen Wertewandel ständig ändert.

Das Landschaftsprogramm Brandenburg datiert aus dem Jahr 2001. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf weitere Veränderungen durch Vorhaben mit großer räumlicher Wirkung wie Windenergieanlagen hat das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg die Fortschreibung des Landschaftsprogramms Brandenburg mit einem sachlichen Teilplan Landschaftsbild vergeben.

Für die Fortschreibung hatte die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Michael Roth bereits im Jahr 2020 eine Vorstudie durchgeführt. Hier wurde auf Basis einer umfassenden Auswertung von Planungsgrundlagen, weiterer Planwerke, Geobasisdaten, wissenschaftlicher und rechtlicher Grundlagen eine für das Land Brandenburg spezifizierte Bewertungsmethode für das Landschaftsbild entwickelt.

Im Rahmen der Hauptstudie wurde zu Beginn 2021 zunächst die vorgeschlagene Bewertungsmethode für das Landschaftsbild finalisiert und anschließend im Jahreslauf angewendet. Dabei werden die Erlebnisdimensionen des Bundesnaturschutzgesetzes Vielfalt, Eigenart und Schönheit analysiert und bewertet. Weiterhin wird die Erhaltungswürdigkeit des Landschaftsbildes auf der Basis von zugewiesenen, wertgebenden Flächenkategorien wie z.B. Schutzgebietskategorien betrachtet. Das Projektteam untersucht zudem die Empfindlichkeit des Landschaftsbildes gegenüber hohen vertikalen Objekten mit einer Höhe von 200 m wie Windenergieanlagen und gegenüber bodennahen Objekten mit einer Höhe von 2 m wie Photovoltaik-Freiflächenanlagen.

Die Mehrheit der Bewertungen basiert auf umfassenden Analysen von Geo-Daten in einem Geografischen Informationssystem. Das Kernstück der Bewertung der Landschaftsbildqualität bildet eine Online-Umfrage der brandenburgischen Bevölkerung. Hierfür wurden über 3.000 Fotos selbst aufgenommen. Sie decken die gesamte Bandbreite brandenburgischer Landschaften ab (von ländlich bis städtisch, von Wasser bis Wald, von naturnah bis anthropogen überformt). In der Umfrage bewerteten die 2.017 Teilnehmenden, wie schön sie die gezeigten Landschaften fanden. Durch dieses Vorgehen kann der gesellschaftliche Konsens in der Landschaftswahrnehmung und -bewertung abgebildet werden. Die anschließende statistische Auswertung und Modellierung führte zu einer landesweit flächendeckenden Bewertung der wahrgenommenen Schönheit.

Seit November 2021 läuft die zweite Projektphase: Die Erstellung einer landesweiten Planung für die Belange des Landschaftsbildes. Auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse werden überörtlich konkretisierte Ziele und Erfordernisse zur Erhaltung, Pflege, Entwicklung und Neugestaltung des Landschaftsbildes abgeleitet, um die Aufgaben der Landschaftsplanung zu erfüllen.

Dafür werden zunächst sogenannte Landschaftsbildräume abgegrenzt, welchen einen spezifischen Charakter besitzen. Anschließend erfolgen Betrachtungen der momentan prägenden Eigenschaften des Landschaftsbildes und der zu erwartenden Veränderungen. Danach wird ein Leitbild zu dem wünschenswerten Zustand in > 15 Jahren herausgearbeitet. Die Leitbilder sind wiederum die Grundlage der Ziele, welche das zentrale Element des sachlichen Teilplans Landschaftsbild sind. Die Ergebnisse (Bestand, Bewertung und Planung) werden zudem kartografisch dargestellt.

Im Ergebnis wird eine landesweite und aktuelle empirische und damit demokratisch legitimierte Grundlage für das Schutzgut Landschaftsbild geschaffen. Diese lässt auf einer einheitlichen Grundlage brandenburgweite Vergleiche zu. Damit kann das Schutzgut im Rahmen von Vorhaben oder anderen Planungen sachadäquat berücksichtigt werden.

Angaben zum Projekt:

 

Projektleitung:

 

Prof. Dr. Michael Roth

 

Projektbearbeitung:

 

 

M. Sc. Caroline Fischer

 

 

Projektlaufzeit:

 

02/2021 bis 10/2022

 

Auftraggeber:

 

 

Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und

Klimaschutz des Landes Brandenburg

https://mluk.brandenburg.de/mluk/de/umwelt/natur/landschaftsplanung/landschaftsprogramm-brandenburg/

 

Bei Fragen zum Projekt wenden Sie sich bitte an Prof. Dr. Michael Roth (michael.roth@no spamhfwu.de)