Stadt als Wald denken

Veröffentlicht am |

Prof. Dr. Cecil Konijnendijk an der Hochschule in Nürtingen. (Foto: Heiko Herrmann)

Experte für urbane Forstwirtschaft sprach beim International Landscape Forum/Studium generale

NÜRTINGEN (hfwu). In der Stadt wohnen, gefühlt wie im Wald und zudem dessen ökologische und gesundheitliche Vorteile nutzen. Das ist die Vision von Cecil Konijnendijk. Er zählt weltweit zu den führenden Forschern zur urbanen Forstwirtschaft. Wie diese Vision konkret werden kann, das erläuterte Konijnendijk beim International Landscape Forum in Nürtingen, das von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) ausgerichtet wurde.

„Bäume können überaus wirkungsvoll sein“, ist Konijnendijk überzeugt. Eine zukunftsfähige Gestaltung von Städten komme grundsätzlich nicht umhin, „mit der Natur zu denken“, so der Niederländer. Er gehört weltweit zu den Vordenkern einer Verbindung von Stadt und Wald und von naturbasierten Ansätzen der Stadtentwicklung. Als Honorarprofessor lehrt Konijnendijk an der University of Britisch Columbia im kanadischen Vancouver, als Berater ist er auch bei der UN gefragt.

Wald in der Stadt tut dem Menschen gut. Das ist nicht nur Konijnendijks Credo, das zeigt auch seine empirische Forschung. Als direkte Auswirkung sind Bäume in der Stadt der Gesundheit zuträglich, bieten Erholungsräume, sorgen für Kühlung, für mehr sauberes Wasser und weniger Emissionen. Darüber hinaus tragen sie zur Artenvielfalt bei und zur Bindung von Kohlenstoff.

„Wir brauchen urbane Wälder“, so der Appell des Wissenschaftlers bei seinem Vortrag beim International Landscape Forum, das als vielfältige, interaktive und interdisziplinäre Eventwoche an der Schnittstelle von Lehre, Forschung, Praxis und Zivilgesellschaft konzipiert war. Das internationale Forum des LE:NOTRE-Instituts wurde in diesem Jahr von der HfWU in Kooperation mit weiteren Partnern, darunter die Stadt Nürtingen, veranstaltet. Zudem ist die Veranstaltung Teil des derzeitigen IBA’27 Festivals.

Wald in der Stadt, so ein weiterer Befund von Konijnendijk, hat positive Auswirkungen auch auf die mentale Gesundheit. Bäume im direkten Lebensumfeld verbessern die Lern- und Aufnahmefähigkeit und reduzieren Stress. Für die Stadtentwicklung empfiehlt Konijnendijk die 300-30-3 Regel: Maximal 300 Meter bis zum nächsten Park, 30 Prozent der Flächen sollten mit Baumkronen bedeckt sein, 3 Bäume vor jedem Haus stehen.