Perspektivenwechsel aus Übersee

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Luis Argüero, Sjirk Geerts und George de Feis (v.l.) waren als Gastprofessoren im Sommersemester an der HfWU.

Expertise und Erfahrung aus Argentinien, Südafrika und den USA; im Sommersemester waren drei internationale Professoren zu Gast an der HfWU

NÜRTINGEN (hfwu). Drei Professoren, zwei Wirtschaftswissenschaftler, ein Biologe, waren im Sommersemester im Rahmen des Visiting Professorship-Programms der Kreissparkassen Esslingen-Nürtingen an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen. Ihr verbindendes Thema ist die Nachhaltigkeit – mitunter mit ungewohnten Perspektiven auf diese.

Der Argentinier Luis Argüero befasst sich mit den Besonderheiten des lateinamerikanischen und des asiatischen Wirtschaftsraums. Nachhaltigkeit ist relativ, argumentiert der Ökonom aus argentinischer Perspektive. “Argentinien gehört weltweit zu den Ländern mit der größten sozialen Ungleichheit. Nachhaltigkeit ist nicht das allerwichtigste Thema für uns.“ Die Frage sei, welches Wachstumsmodell für ein Land realistisch ist, das weder über eine Vielzahl von hochqualifizierten Menschen noch über einen großen Hochtechnologiesektor verfügt, aber über enorme Bodenschätze. In einer wichtigen Rolle und im gegenseitigen Interesse, sein Land auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen, sieht Argüero die westlichen Industrienationen und die EU. An der HfWU war er unter anderem im Rahmen der Reihe Entrepreneur Talks zum Thema „Entrepreneurship across Cultures and Generations” als Gesprächspartner gefragt. Zusammen mit zwei weiteren internationalen Kollegen war Argüero im Sommersemester im Rahmen des von der Bildungsstiftung der KSK Esslingen-Nürtingen finanzierten Visiting Professorship-Programms Gast an der HfWU in Nürtingen.

Sjirk Geerts kommt zuerst auf das Programm zu sprechen. „Wir sind wirklich dankbar für die großzügige Unterstützung“, sagt der Biologe von der Cape Peninsula University of Technology (CPUT) im südafrikanischen Kapstadt, der mit Frau und Kindern nach Nürtingen gekommen ist. Den großen Nutzen sieht er für sich darin, vor Ort die Naturräume erforschen und mehr über Naturschutz lernen zu können. „Eine exzellente Gelegenheit dafür war unter anderem die Mitarbeit an Projekten im Rahmen des International Master of Landscape Architecture an der HfWU“, sagt Geerts im Rückblick auf das Sommersemester. Von der internationalen Zusammenarbeit profitiert nicht nur der Professor, der bereits im Wintersemester 2019-2020 an der HfWU war. Geerts ist voll des Lobs für Masterstudierende der HfWU, die während eines Aufenthalts an der CPUT eine hervorragende Abschlussarbeit vorlegten und in einem wissenschaftlichen Fachjournal einen vielbeachteten Beitrag veröffentlichen konnten. 

Dritter im Bunde der KSK-Gastprofessoren ist George de Feis. Der US-Amerikaner bringt vielseitige Expertise mit an die Hochschule. „Was meine Karriere anbetrifft habe ich zweimal ziemlich umgeschwenkt“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler von der Stockton University in New Jersey. Er hat einen Abschluss als Bauingenieur und war Leiter einer Non-Profit-Organisation, „aber der Job als Wissenschaftler an der Uni passt glaube ich am besten zu mir“. Verbindendes Thema der drei Wissenschaftler ist die Nachhaltigkeit. De Feis hat sich bereits in seiner Doktorarbeit mit Nachhaltigkeitsthemen im Kontext einer globalen Wirtschaft befasst und ist ein gefragter Experte in diesem Themenfeld. An der HfWU brachte er seine Expertise in verschiedenen Lehrveranstaltungen und Vorträgen ein. Vielfältige Wege zeichnen nicht nur seinen beruflichen Werdegang aus. Eingeladen, um von seinen Erfahrungen zu berichten, war er auch beim „Diversity-Tag“ der HfWU. Vielfalt ist in seiner Familie mit einer dunkelhäutigen Person, einer aus dem asiatischen Kulturkreis und einem gleichgeschlechtlichen Paar selbstverständliches Programm.

Mit dem Ende der Vorlesungszeit kehren die Visitings Professors an ihre heimatlichen Wirkungsstätten zurück. Luis Argüero wäre gerne noch etwas länger im sommerlichen Nürtingen geblieben, sagt er kurz vor der Rückreise mit einem Schmunzeln. Zu Hause in Buenos Aires erwartet ihn ein nasskalter Winter.