Hochschule für Alle/ Ökobilanz von Biokraftstoffen

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Es ist nicht alles Gold, was glänzt

NÜRTINGEN (pm). Mit einem Vortrag über die ökologische Bewertung von Biokraftstoffen endete vergangene Woche die Hochschule für Alle im Wintersemester. Nils Rettenmaier vom Institut für Energie und Umweltforschung in Heidelberg räumte mit positiven Vorurteilen ebenso gründlich wie verständlich auf: Längst nicht alle Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wiesen eine in jeder Hinsicht günstige Ökobilanz auf.

Es ist bei den Biokraftstoffen nicht alles Gold, was glänzt. Denn in ihre ökologische Betrachtung müssten neben Ressourcenverbrauch und Treibhauseffekt auch andere Auswirkungen eingehen: Ozonabbau, Saurer Regen, Überdüngung von Gewässern und der Gifteinsatz. Rapsbiodiesel beispielsweise sei konventionellem Dieselkraftstoff hinsichtlich Ressourcenverbrauch und Treibhauseffekt eindeutig überlegen, während er im Hinblick auf Überdüngung und Ozonabbau deutlich ungünstiger sei. Auch die Nutzungsalternativen seien für die ökologische Bewertung ausschlaggebend: Würden etwa für Palmölplantagen tropische Torfwälder gerodet, so falle die Treibhausgasbilanz mit 45 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten trotz der positiven Primärenergiebilanz verheerend aus. Baue man die Ölpalmen jedoch auf einer tropischen Brache an, so seien Einsparungen von fast 10 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten möglich. Das Fazit des Geoökologen: Den Vorteilen der Biokraftstoffe hinsichtlich Ressourcenverbrauch und Treibhauseffekt stehen in fast allen Fällen Nachteile hinsichtlich Versauerung und Überdüngung gegenüber. Diese unterschiedlichen Wirkungen sind nicht einfach objektiv verrechenbar. Entscheidungen sind vielmehr nur auf der Basis eines subjektiven Wertesystems möglich. Räumt man der Energieeinsparung und dem Treibhauseffekt höchste Priorität ein, so schneiden biologische Kraftstoffe in der Regel besser ab als die fossilen. Wegen der Flächen- und Nutzungskonkurrenzen müsse allerdings sorgfältig bedacht werden, ob die verfügbare Biomasse nicht sinnvoller für die Produktion von Strom, Wärme oder als nachwachsende Rohstoffen der chemischen Industrie genutzt werde. Der Vortrag von Herrn Rettenmaier befindet sich zum Download im Internet: Hochschule für Alle 

Im Sommersemester geht die öffentliche Veranstaltungsreihe Hochschule für Alle weiter. Dann steht das Thema Gentechnik im Mittelpunkt. Kontrovers werden dann die Potenziale und Risiken des Anbaus gentechnisch veränderter Sorten in der Landwirtschaft diskutiert.