Sensorische Lateralität, Stress Hormone und Immunglobulin A beim Pferd (Equus caballus):
Stress beeinflusst nicht nur das Wohlbefinden von Mensch und Tier, sondern auch deren psychische und physische Gesundheit. Letzteres geschieht durch Veränderungen physiologischer und immunologischer Parameter, die teilweise nicht-invasiv bestimmt werden können. Besonders für die Untersuchung der Auswirkung von Stress auf das Immunsystem sind Blutproben notwendig und stellen daher durch die Blutentnahme einen weiteren Stressfaktor für die Tiere dar. Daher ist es das Ziel dieser Promotion nicht-invasive Parameter zur Stressbeurteilung zu etablieren.
Gemeinsam mit bereits etablierten Stressparametern sollen die sensorische und motorische Lateralität sowie das Immunglobulin A (IgA) aus dem Kot hinsichtlich ihrer Verwendung in der Praxis zur Stressevaluierung untersucht werden. Dies geschieht unter Praxis nahen Bedingungen, indem die Pferde den üblichen potentiell stressbehafteten Situationen ausgesetzt werden. Dazu zählen Stress in der Haltung, Sozialstress in der Gruppe, Transportstress und Stress durch das Training. Es werden in zwei aufeinanderfolgenden Jahren je 16 (+ 3 Kontrollpferde) Pferde des Haupt- und Landesgestüts Marbach verwendet (insgesamt 32 + 6 Kontrollpferde).
Ziel dieser Promotion ist es nicht-invasive Parameter zur Beurteilung der Stressbelastung zu etablieren, die aus unangemessenen Haltungs- und/oder Trainingsbedingungen sowie einer möglichen genetisch bedingten Stresssensibilität resultieren. Dazu zählt neben der motorischen Lateralität, die sensorische Lateralität, die sich schneller und situationsgebundener ändert sowie die fäkale IgA-Konzentration, die Auskunft über die lokale Immunabwehr im Gastrointestinaltrakt verspricht. Diese ist besonders bei chronischem Stress beeinträchtigt und prädisponiert das Individuum für intestinale Erkrankungen.
Interieur und Stressbelastbarkeit von Jungpferden:
Diese Studie beschäftigt sich mit der Aufgabenstellung einer objektiven Beurteilung des Interieurs und der Stressbelastbarkeit von Jungpferden in üblichen Haltungsbedingungen sowie vor und nach dem Anreiten. Eine selektive Zuchtwahl weniger stressempfindlicher Pferde würde zum gesteigerten Wohlergehen der Pferde beitragen, deren Leistung in verschiedenen Bereichen steigern, sowie die Sicherheit im Umgang für Mensch und Pferd erhöhen und nicht zuletzt den alltäglichen Umgang erleichtern. Dazu ist eine objektive Beurteilung des Interieurs erforderlich. Kenntnissen über das Interieur und die Individualität des einzelnen Pferdes ermöglichen dem Pferdehalter/Pferdesportler Maßstäbe für die richtige Ausbildung und Haltung zu finden, die das Pferd in seiner Individualität und das gesamte Wesen nicht einschränken. Auf dieser Basis kann es dem Pferd erleichtert werden zur inneren Gelassenheit, Selbstverständlichkeit und Sicherheit zu gelangen, welches Voraussetzungen für die Losgelassenheit sind und eine dauerhafte Leistungsbereitschaft ermöglichen (FN 2005, FN 2014). Der Takt und die Losgelassenheit stehen am Anfang der Ausbildungsskala des Pferdes und bedingen sich wie alle anderen Punkte der Ausbildungsskala gegenseitig. Die physische Losgelassenheit ist notwendig um den Takt zu finden sowie im Gleichgewicht zu laufen. Die psychische Losgelassenheit steht dem jedoch voran, denn nur ein mental entspanntes Pferd kann sich losgelassen im Takt und Gleichgewicht unter dem Reiter bewegen, welche die Basis der Ausbildungsskala bildet (FN 2014). Demnach erleichtert nicht nur ein korrektes Exterieur dem Pferd und dem Reiter das Erarbeiten dieser Basis, sondern auch ein angemessenes Interieur, weshalb eine objektive Beurteilung des Interieurs von Bedeutung ist. Anhand eines Interieur-Tests können Persönlichkeitsmerkmale eines Pferdes beurteilt werden.
Aktuellen Forschungen zufolge ermöglicht die Messung der sensorischen Lateralität weitere Einblicke in das Interieur, wie zum Beispiel die Stressanfälligkeit (Rogers 2010, Deesing und Grandin 2014). Daher ist es ein Ziel dieser Arbeit einen Interieur-Test mit integrierter Evaluierung der sensorischen Lateralität für Pferde zu etablieren, der mit einfachen Mitteln für professionelle Züchter und Trainer sowie für Freizeitreiter durchführbar ist. Er könnte weiterhin die Vermarktung der Pferde in verschiedenen Bereichen erleichtern, sowie die Wahl passender Trainingsmethoden für jedes Pferd und eine selektive Zuchtwahl weniger stressempfindlicher Pferde verbessern.