Wie schlau sind Tiere?

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Laura Van Nerum

Professor Dr. Krüger beim Experimentieren

Hund Gyro findet die Pansen

- Zweite Veranstaltung der Kinderhochschule -

NÜRTINGEN. (hfwu) „Was bedeutet schlau?“. Mit dieser Frage eröffnete Frau Professor Dr. Konstanze Krüger die Vorlesung der Kinderhochschule. Sofort gingen viele Arme aus dem vollbesetzten Saal nach oben. Es gab viele Antworten, wie zum Beispiel: „schlau ist, wenn man in Mathe alles kapiert!“ oder „wenn man alles weiß!“. Daraufhin stellte die Professorin die Frage: „Ist das dann nur gut gelernt oder wirklich schlau?“.Diese Frage spaltete schon früher viele Philosophen. René Descartes dachte zum Beispiel: „Tiere sind wie Menschen, sie denken nicht!“. Andere wie Donald Davidson sind heute noch dieser Meinung: „Tiere haben keine Sprache und denken nicht“! Konrad Lorenz (Biologe) und Karl Popper (Philosoph) haben eine Erkenntnistheorie (Epistemologie) erstellt: Manche Tiere denken! Aber am schlausten ist der Mensch!

Welche Tiere sind eigentlich dumm? Bei dieser Frage schossen die Hände im Publikum wieder hoch. Die Antworten reichten von Schnecke über Regenwurm bis zur Kellerassel. Dann löste Professorin Krüger die Frage auf: „Dumme Tiere sind die kleinen Weichtiere“! Welche Tiere sind nun aber die schlausten? Hunde, Delfine, Wale, Elefanten und Menschenaffen sind nachweislich sehr schlau. Als nächstes stellte Dr. Krüger die Frage, ob man wirklich Sprache braucht, um zu denken. So sieht man bei Hunden, die an einen Baum „machen“, dass Hunde instinktiv ihr Revier markieren.

Dies bedeutet, es findet auch eine Kommunikation mit Signalen und Gerüchen unter den Tieren statt. Die Professorin, die selbst Tiermedizinerin ist und die schon viel mit Pferden gearbeitet hat, zeigte Bilder mit zwei streitenden Hengsten. Vermutlich geht es darum, wer der „Chef“ ist und wer die Herde mit den Stuten anführen darf. Dann kam ein dritter Hengst dazu und stellte sich zwischen die beiden Rivalen und riskierte so seinen Hals für die Herde. Krüger erklärte das so:

„ in Pferdegruppen gibt es regelrechte Streitschlichter, welche die Streitigkeiten Dritter unterbrechen und somit besondere Kompetenz zeigen“. Für die Kinder war nun klar, dass Tiere sich auch durch Laute verständigen können!

Dann tauchte Gyro, ein Hund, der erst vor zwei Monaten aus einem Tierheim aus Rumänien nach Deutschland gekommen ist, im Hörsaal auf. Seine Herrin, eine Studentin der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, hatte ihm innerhalb von zwei Monaten Kunststücke beigebracht. Wie zum Beispiel das Todstellen bei Pistole (mit der Hand dargestellt) oder Platz (hinlegen) bei einer flachen Hand. Dies zeigt, wie schnell er das alles mit Sprache und Signal gelernt hat. Die Professorin erklärte die Merkmale einer Denkleiste: Die Erinnerung, das Bewusstsein für Klassifizierung, Kategorisierung, Generalisierung und die Objektpermanenz, das heißt, dass man ein Objekt sieht, obwohl das Objekt denkt das man es nicht sieht. Also wie bei einem kleinen Kind das Verstecken spielt und die Hand vor sein Gesicht hält und meint man sieht es nicht.

Zum Schluss machte Krüger noch einen Versuch, bei dem ein Proband einen Lolly gewinnen konnte. Die Schale wurde, wenn der Lolly darunter gelegt wurde, öfter gedreht und man musste erraten unter welcher Schale der Lolly ist. In diesem Spiel gab es drei verschiedene Stufen: Einfach, Mittel, Schwer. Dasselbe Experiment machte Konstanze Krüger dann mit dem Hund mit Gyro. Nicht mit Lollies, sondern mit Pansen, die sie in einen Eimer legte. Gyro kann den Pansen riechen. Die Kinder versuchten ihn auszutricksen und legten in den einen Eimer zwei Pansen und in den anderen nur einen Pansen. Gyro hat immer den Eimer mit den zwei Panzen gefunden und hat sich beide Panzen in den Mund gestopft. Dann zeigte Krüger uns auch noch einen Zuschauerversuch. Ein schwarzes Pferd  hatte gelernt, an einem Knoten zu ziehen damit eine Box mit Futter aufgeht.

Ein weißes Pferd stand daneben und musste zuschauen. Das weiße Pferd sollte durch Zuschauen lernen. Tatsächlich konnte das weiße Pferd nur weil es zugeschaut hatte die Box aufmachen. Es folgten noch einige andere Beispiele, auch von eigenen Tieren der Kinder. Schließlich stellte ein Mädchen die Frage, welches denn das schlauste Tier der Welt sei? Darauf antwortete die Professorin: „Das schlauste Tier der Welt gibt es nicht! Jedes Tier hat seine eigene Intelligenz“.

Kinderredakteurin Laura Van Nerum

Nürtingen, 12.07.2017