Von Schlagzeilen und Sensationen

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Rainer Nübel signiert

Rainer Nübel signiert nach der Vorlesung die Studienbücher der Teilnehmer der Kinderhochschule.

Kinderredakteur Paul Hennrich

- Wie Sensationen in die Zeitung kommen erklärte der Journalist Rainer Nübel bei der Nürtinger Kinderhochschule -

NÜRTINGEN. (hfwu) Was macht eine Nachricht zur Nachricht und wann sogar zur Sensation? Diese Frage beantwortete der Journalist Rainer Nübel vergangenen Donnerstag im Rahmen der Nürtinger Kinderhochschule. Von der Vorlesung berichtet unser Kinderredakteur Paul Hennrich.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie die Zeitung immer über alles Wichtige Bescheid weiß? Woher weiß eine Zeitung, wann die Menschen etwas interessiert? Was ist eine Sensation und was tut ein Journalist, wenn er arbeitet? Rainer Nübel gab am Donnerstag den 7. Juli während seiner Vorlesung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt darauf interessante Antworten.

Die vielen Kinder, die gekommen waren, alle mit Studienbuch und Stift ausgerüstet, waren gespannt auf den Journalisten und seinen Vortrag über die Zeitung. Nübel, der unter anderem für den „Stern“ schreibt, erzählte zu Beginn über den Aufbau einer Tageszeitung. „Die größte Sensation des Tages steht auf der ersten Seite oben. Manchmal sind die Buchstaben der Überschrift auch extrem groß“, erzählte er. Er erklärte, was ein Journalist ist und was er tut. Dann kam der wesentliche Teil des Vortrags: „Was ist eher eine Sensation: Mann beißt Hund oder Hund beißt Mann?“ Die Kinder waren sich sicher, dass es nur dann eine Sensation ist, wenn ein Mann einen Hund beißt. Rainer Nübel erzählte ausführlich und anschaulich über Sensationen, die sich vor kurzer Zeit ereignet hatten: wie zum Beispiel der Pinguin, der 3000 Kilometer von der Antarktis bis nach Neuseeland geschwommen war oder der Entscheidung des Olympischen Komitees gegen die Winterspiele 2018 in München. Warum sind das Sensationen? Rainer Nübel definierte eine Sensation als etwas, das noch nie so passiert ist, wie zum Beispiel die Nachricht mit dem Mann, der seinen Hund gebissen hat oder ein Ereignis von allgemeinem Interesse. Rainer Nübel erzählte dem jungen Publikum, dass diese Nachricht mit dem Mann und seinem Hund keine Erfindung war, sondern Realität. Und Realität ist ein wichtiger Punkt – kein Journalist darf eine Sensation erfinden! Man sollte sich immer genau die Fakten ansehen und alle Beteiligten fragen – also genau recherchieren. „Es gibt leider zu viele Nachrichtenredaktionen, die immer eine Sensation haben wollen, das führt oft zu Unkorrektheit“, sagte Nübel. Auf ein Interview müsse man sich vorbereiten: Ob man einen Star oder Augenzeugen bei einem Autounfall interviewt, Vorbereitung ist notwendig. Nübel stellte den Kindern viele Fragen, aber diese konnten alles korrekt beantworten. Rainer Nübel war sichtlich darüber erstaunt, wie viel die Kinder bereits über Journalismus wussten.

Später durften die Kindern ihre Fragen stellen, wie zum Beispiel: „Kann der Beruf auch gefährlich sein?“, worauf Nübel antwortete: „Ja, es sind bereits zwei Kollegen vom Stern bei ihrer Arbeit im Irak ums Leben gekommen, warum wissen wir bis heute nicht“, oder „Gibt es in Zeitungen auch Rechtschreibfehler?“, was Nübel bejahte. Die Runde dauerte ein halbe Stunde und endete mit einer passenden Frage: „Wann ist das hier zu Ende?“, kam es aus dem jungen Publikum. Nübel lachte und meinte darauf: „Jetzt“. Nach eineinhalb Stunden war die sehr kurzweilige Gast-Vorlesung zu Ende. Nübel nahm sich noch die Zeit für ein kurzes Interview mit dem Kinderredakteur:

„Wie hat ihnen der Vortrag gefallen?“

„Sehr sehr gut, die Kinder hatten sehr viel Ahnung und haben gute Fragen gestellt und sich mit dem Thema beschäftigt“

 „Was hat sie in ihrer  Laufbahn am meisten erschüttert?“

„Ich würde sagen, der 9.11, der Anschlag auf das World Trade Center und der Amoklauf in Winnenden haben mich schockiert.“

„Was würden sie einem jungen Nachwuchsjournalisten mit auf den Weg geben?

„Niemand sollte Journalist werden, um berühmt zu werden, das Ereignis steht im Mittelpunkt, der Journalist schreibt nur alles auf, ist aber selber unwichtig.“

Paul Hennrich, ist 14 Jahre alt und besucht die achte Klasse des Ludwig-Uhland-Gymnasiums in Kirchheim.