Theater-auf-Abstand in der Nürtinger Kreuzkirche

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Auf der Bühne läuft „Ein Stück Theater“von Anne Scholz, das als Film präsentiert wurde.

Harika Albrecht in Ihrem Film „Zweifel.los“.

- Abschluss-Aufführungen des HfWU Studiengangs Theatertherapie -

NÜRTINGEN (hfwu). Lange Zeit mussten die Theatertherapie Studierenden der HfWU um ihre Abschlussaufführungen zittern. Erst nach genauer Koordinierung und Planung durften die 17 Studierenden, die dieses Jahr ihr Studium an der HfWU abschließen, an zwei Abenden die Bühne in der Nürtinger Kreuzkirche betreten.

Die eigene künstlerische Weiterbildung ist fester Bestandteil des Studiengangs Theatertherapie an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). In acht Semestern lernten die Studierenden im Fach „Schauspiel und Regie“ künstlerische Darstellungsweisen, Schauspielmethoden und Regieansätze – Handwerkszeug für Ihre Abschlussaufführung, die sie am 28. und 29. Juli einem eingeladenen Publikum präsentierten.

Die Studierenden boten ein buntgemischtes Programm theatralischer Unterhaltung, dass durch die Atmosphäre und Akustik der Kreuzkirche viel an Bedeutung gewann. Gelenkt durch die Corona Krise, die auch in einem analogen Fach wie Theatertherapie eine digitale Entwicklung loslöste, zeigten einige Studierende zusätzlich zu den Theateraufführungen ihrer Kommilitonen auch selbstgedrehte Filme und ein Hörspiel.

So auch Harika Albrecht. Unsicher ob eine „echte“ Aufführung am Ende des Semesters noch möglich werden würde, entschied sie sich schon frühzeitig ihr Stück „zweifel.los“ als Film umzusetzen. „Es geht um eine Frau, die sich oft vom Leben überfordert sieht“, sagt Harika, „dann erscheint „Er“ […] eine Mischung aus innerem Kritiker, Mephisto, dem Bösen und doch letztendlich ein innerer Anteil von ihr.“ Ähnlich düster zeigt sich auch zunächst das Stück „Das letzte Tor“ von Ines Riegert. „Es geht um den Wechsel zwischen Phantasie und Real-Welt und die Grausamkeiten, die der realen Welt entspringen und in der Phantasie wiederauftauchen“, so Ines. Insgesamt geben die beiden Abende aber einen kontrastreichen Eindruck darüber, wie Theater in der Theatertherapie aussehen kann. Als Abschluss boten die drei Studierenden Isabella Wagner, Felix Heil und Kristof Klein in „Der gelbe Knopf“ noch eine heitere Clownerie Vorstellung. Ein schönes Ende, nach vier Jahren Studium.

Der Abschluss des erst zweiten Jahrgangs des noch jungen Studiengangs Theatertherapie wurde im Anschluss an die Aufführungen noch gebührlich – auf Abstand – gefeiert. In seiner Rede würdigte Studiendekan Prof. Johannes Junker seine Absolventen und die gute Zusammenarbeit der letzten Jahre zwischen Lehrenden und Studierenden. Gleichzeitig dankte er seiner Kollegin Simone Klees, die sich nach diesem Semester von der HfWU verabschiedet, um weiter an Ihrer Doktorarbeit zu schreiben, für die gemeinsame Zeit.

Die Studierenden stehen nach ihrem Abschluss nun vor einer herausfordernden Suche nach Arbeitsangeboten: das Berufsbild „Theatertherapie“ ist in einigen europäischen Ländern etabliert, steckt in Deutschland jedoch noch in den Kinderschuhen. Auch deshalb ergänzen einige Absolventen ihr Profil mit weiteren therapeutischen Qualifikationen. Harika Albrecht beginnt im Oktober eine heilpraktische Ausbildung in Stuttgart, während Ines Riegert ihr Studium in Irland fortsetzen wird. „Ich werde dort einen Masterstudiengang in Kunsttherapie machen. Im Studium habe ich gemerkt, dass ich einfach den Wechsel und die Vermischung beider Therapieformen mag.“ Sicher ist jedenfalls, dass durch den Abschluss der 17 Studierenden das Fach Theatertherapie mehr Aufmerksamkeit bekommen wird. Das ist wichtig für das noch junge Berufsfeld, dessen Bedeutung auch durch den HfWU-Studiengang weiter zunimmt.

 

Nürtingen, den 10.08.2020
Tobias Constien

 


Fotos (hfwu/constien)