Studium generale: Klimaschutz mit knapper Kasse

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NÜRTINGEN (pm) Wie lässt sich auch mit begrenzten finanziellen Mitteln energiesparend bauen? Antworten auf diese Frage gibt ein Vortrag an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen am kommenden Mittwoch, 14. Januar. Im vorausgegangenen Vortrag der Studium-generale-Reihe stand die ethische Verantwortung beim Thema Energiesparen und damit die Frage „Warum ich?“ im Mittelpunkt.

Wer in Sachen „Energiesparendes Bauen“ etwas tun will, aber nicht über die erforderlichen finanziellen Mittel verfügt, findet Anregungen beim dritten und letzten Termin der Studium-generale-Vortragsreihe an der HfWU, bei dem es um innovative Finanzierungsmöglichkeiten für energetische Sanierungen geht. Mit der Frage „Wer zahlt?“ stellt am Mittwoch Rüdiger Lohse von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) das Konzept der „Energiesparpartnerschaften“ vor. Die Veranstaltung findet im Altbau der Hochschule, Neckarsteige, Gebäude KII, Hörsaal 111 statt, Beginn ist um 19:30 Uhr.

„Warum ich?“ – was es mit dieser Frage in Bezug auf den Klimaschutz auf sich hat und welche Antworten die Ethik darauf anbieten kann, ergründete der Philosoph Dr. Georg Mildenberger im vorausgegangenen Vortrag der Studium generale-Reihe der HfWU. Offensichtlich sei es im Interesse aller, dass jeder Einzelne weniger Energie verbrauche. Nur: der Einzelne, der damit beginne, habe von den positiven Konsequenzen erst einmal nichts – er müsse Nachteile in Kauf nehmen, ohne entsprechende Vorteile zu haben, so Mildenberger. Umgekehrt komme auch der in den Genuss besserer Luft, der selbst kräftig weiter Schadstoffe emittiere – wenn nur genügend andere es nicht tun. Dieses sogenannte Trittbrettfahrerphänomen, erklärte der Energieexperte, sei ein Grundproblem nicht nur der Umweltethik, sondern öffentlicher Güter überhaupt.

Als eine wirksame Lösung dieses Problems stellte Mildenberger, der am Heidelberger Centrum für soziale Investitionen und Innovationen forscht, das positive Recht dar. Werden bestimmte Standards gesetzlich vorgeschrieben, erübrige sich die Frage „Warum ich?“, denn rechtliche Vorschriften gelten für jeden. Allerdings verschiebe dieser Vorschlag das Problem nur auf eine andere Ebene, nämlich die kollektive: Warum sollten wir Gesetze erlassen, die klimaschädliches Verhalten einschränken, wenn es denn viele andere Staaten auch nicht tun?

Die Antwort auf diese Frage lieferten zwei zentrale Begriffe der Ethik: Verantwortung und Gerechtigkeit. Erstens trügen die Industrienationen des Nordens als Hauptverursacher der CO2-bedingten Klimaerwärmung auch eine besondere Verantwortung, wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zweitens beträfen die negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung vor allem Menschen, die an ihrer Entstehung kaum mitgewirkt haben. Damit werden die Reduzierung der Emission klimaschädlicher Gase sowie die Verteilung der damit verbundenen Kosten zu Fragen der Gerechtigkeit. Der Referent verortete die Antwort auf die Frage „Warum ich?“ schließlich im Bereich des Guten Lebens jedes Einzelnen. Unabhängig davon, dass wir uns als Bürger für rechtliche Regelungen einsetzen müssten, seien wir als vernünftige Menschen gefordert, das auch selbst zu tun, was wir einmal für richtig erkannt haben.

https://www.hfwu.de/studium-generale