Schön, nützlich und gefährlich

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Kinder-Hochschule / Auftakt mit der Mohnpflanze
Die Kinder-Hochschule in Nürtingen geht in die dritte Runde. Beim Start vergangene Woche war wie schon in den früheren Jahren eine Kinderredakteurin anwesend, die über die Vorlesung in der NÜRTINGER ZEITUNG berichtet. Clara Wankmüller ist elf Jahre alt, liest sehr gerne und besucht das Max-Planck-Gymnasium in Nürtingen. Sie schreibt über die Vorlesung von Profesor Dr. Jan Sneyd: „Die schönste, nützlichste und gefährlichste Pflanze der Welt – Mohn.“


Die Kinder, die zum Start der 3. Kinder-Hochschule in Nürtingen gekommen waren, ließen sich zu Beginn der Vorlesung die Mohnschnecken schmecken, die ausgeteilt wurden. Wie Professor Jan Sneyd betonte, ist Mohn aber nicht nur eine wohlschmeckende Pflanze, sondern auch gefährlich. Mit „gefährlich“ ist Mohn als Betäubungsmittel gemeint. Schon die alten Griechen kannten die betäubende Wirkung des Mohnsaftes, aus dem Opium gewonnen wird. Weil der Mohnsaft süchtig machen kann, ist der Anbau von Mohn in Deutschland verboten.
Es ist allerdings nicht verboten, drogenfreie Mohnsamen als Nahrungsmittel zu kaufen. Diese kann man dann als Mohnbrötchen oder gemahlen als Mohnschnecken und Kuchen genießen. Außerdem enthält der Mohnsamen viel Öl, woraus schmackhaftes Speiseöl hergestellt wird. Aber Vorsicht, der Professor warnt: Die Samen der Schwesterpflanze des Kulturmohns – des Klatschmohns – sind giftig!
Die farbigen Mohnblüten sind schön anzuschauen. Sie sind einzig und alleine dazu da, Bienen zur Bestäubung anzulocken. Der Mohn hat Pollen, aber keinen Nektar – deshalb kann kein Honig daraus gewonnen werden. Da die Mohnpflanze nur wenige Tage lang blüht, gilt sie als Symbol der Vergänglichkeit. Die ältesten Mohnblüten wurden übrigens im Grab einer Pharaonentochter gefunden, die vor rund 3000 Jahren gelebt hat, weiß der Professor. Auf Kreta, der wahrscheinlich ursprünglichen Heimat des Mohns, kann man in einem Museum die 2000 Jahre alte Büste einer Mohngöttin bewundern.
In einer Mohnkapsel sind etwa zwei Gramm Mohnsamen enthalten. Die Kapsel enthält ein Loch, aus dem die Samen herausfallen und sich so weiterverbreiten. Professor Sneyd hat diesen natürlichen Streuer zum Anlass genommen, Salzstreuer auf Flohmärkten zu sammeln und am Ende seiner Vorlesung unter den Kindern zu verlosen. So konnten die jungen Studierenden eine schöne Erinnerung mit nach Hause nehmen.
Clara Wankmüller
Zur Person Jan Sneyd:
Professor Jan Sneyd ist von Anfang an bei der Kinder-Hochschule dabei. Er hat bereits über die Sonnenblume und über die Kartoffel berichtet. Jan Sneyd ist Ende des vergangenen Jahres in Pension gegangen. Vorher lehrte er im Studiengang Agrarwirtschaft Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Dennoch lässt er es sich auch jetzt nicht nehmen für die jungen Studierenden Wissenswertes über interessante Pflanzen zu berichten. Jan Sneyd ist nach wie vor in Sachen Pflanzen unterwegs. Bei der Landesgartenschau in Heidenheim ist er mit einer Ausstellung zu Brotgetreide, Bierkunst, nachwachsenden Rohstoffen und Kartoffeln vertreten. Eine besondere Liebe hat er für seltene Pflanzen entwickelt, diese sammelt er, um sie für die Zukunft zu erhalten.
Nürtingen, den 13. Juli 2006