Pferde therapieren Flüchtlingskinder

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Um die „Pferdegestützte Therapie für Flüchtlingskinder“ dauerhaft anbieten zu können sind die Organisatoren auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

-  Im Herbst startet in Nürtingen das von der Hochschule initiierte Pilotprojekt „Pferdegestütze Therapie für Flüchtlingskinder“, Ziele sind Integration und Sprachförderung; Kick-off-Veranstaltung am 9.Oktober -

NÜRTINGEN. (hfwu) Mit einem Pilotprojekt der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) und dem Psychosozialen Netzwerk des Trägerverein Freies Kinderhaus Nürtingen und Refugio Stuttgart/Tübingensoll eine pferdegestützte Therapie für traumatisierte Flüchtlingskinder ins Leben gerufen werden. Der Start ist für Herbst geplant.

Susann Striebel studiert Pferdewirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU). Seit einem Jahr engagiert sie sich ehrenamtlich in einer Flüchtlingsunterkunft. Hier erlebt sie täglich, wie sich Erinnerungen an Krieg und Zerstörung auf den Alltag der Flüchtlinge auswirken. Besonders oft leiden Kinder unter posttraumatischen Belastungsstörungen und Angstzuständen. Therapeuten können oft nur erahnen, welche Bilder den Kindern vor Augen sind. Viele mussten mit ansehen, wie Familienmitglieder getötet wurden und das eigene Zuhause zerstört wurde. Die Angst vor einem Angriff war oft täglich präsent.

Aufgrund der Sprachbarriere ist es schwer, diesen Kindern mit klassischen Therapien zu helfen. Um sie auch ohne ausreichende Sprachkenntnisse zu unterstützen, brachte Susann Striebel zusammen mit Professor Dr. Konstanze Krüger, Leiterin des Studienganges Pferdewirtschaft an der HfWU, das Projekt „pferdegestütze Therapie für Flüchtlingskinder“ auf den Weg. Diese Form der stabilisierenden Therapie hat sich besonders hilfreich für Kinder erwiesen, die stark unter dem Schrecklichen, was sie erlebt haben leiden und es ihnen dadurch schwerfällt, sich zu integrieren. Durch pferdegestützte Therapien werden sie offener und selbstbewusster. Zudem lernen sie über den Kontakt zum Pferd verloren gegangenes Vertrauen wiederaufzubauen.

Bei den Therapieeinheiten steht weniger das Reiten an sich, als die sprachliche Entwicklung und das soziale Miteinander der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt. Um dies zu erreichen werden die Flüchtlingskinder, die aufgrund ihrer Ängste und Albträume reguläre Schulklassen oft nicht besuchen können, gemeinsam mit einheimischen Altersgenossen langsam an die Tiere herangeführt. Die Betreuer erklären den Kindern zuerst wie sich Pferde verhalten, wie sie gefüttert werden und was zu ihrer Ausrüstung gehört. So werden sie mit der neuen Situation auf dem Hof vertraut und können ihren Wortschatz erweitern. Erst danach beginnt die Arbeit mit dem Pferd. Spielerisch, so dass auch eher zurückhaltende Kinder eine Aufgabe bewältigen können, werden die Therapiepferde gemeinsam geputzt und der Stall ausgemistet. Danach werden zu Pferd die von Therapeuten individuell an die Kinder angepassten Übungen absolviert. Die Therapie soll den Kindern ein Verantwortungsgefühl vermitteln, auf das sie im späteren Leben aufbauen können. Ziel der Projektgruppe ist es, in den kommenden Monaten einer größeren Gruppe von Kindern diese Art der Begegnung mit dem Pferd unter pädagogischer und therapeutischer Aufsicht zu ermöglichen.

Über die Hochschule hinaus hat Konstanze Krüger ein Netzwerk von Kooperationspartnern aufgebaut, in dem neben einer Vielzahl an Therapeuten, das Hippotherapiezentrums Scharnhausen, das Landratsamt Esslingen und die Stadt Nürtingen vertreten sind. Das Projekt soll im Herbst 2016 anlaufen und langfristig weitergeführt werden. Auch im nächsten Semester werden sich die Studierenden der Pferde- und Agrarwirtschaft wieder engagieren. Gerade in einer dauerhaften Unterstützung für die Flüchtlingskinder sehen die Initiatoren einen besonders großen therapeutischen Nutzen. Erste Einheiten werden im Hippotherapiezentrum Scharnhausen stattfinden, das bereits Erfahrung in der Arbeit mit Flüchtlingen hat.

Am 9. Oktober ist als Kick-off-Veranstaltung des Projekts ein Fest im Hippotherapiezentrum in Ostfildern-Scharnhausen geplant (HPZ Hippotherapiezentrum, Am Mühlkanal 30). Die Veranstaltung soll als eine Art Schnuppertag für Kinder, Eltern und Sponsoren dienen.  

Anina Leisner-Krämer,    Nürtingen 3.8.2016

Um das Projekt „Pferdegestütze Therapie für Flüchtlingskinder“ langfristig und verlässlich durchführen zu können, sind die Initiatoren auf Spenden angewiesen Konto: Volksbank Kirchheim  Nürtingen  IBAN: DE36 612901200507373006 BIC: GENODES 1NUE HfWU Nürtingen, Prof. Dr. Konstanze Krüger, Projektnr.  72561, Stichwort Flüchtlingskinder Interessierte können sich an Prof. Dr. Konstanze Krüger (konstanze.krueger@hfwu.de; Tel. 07022/201-331) wenden.