Nürtingen ist Zentrum der Theatertherapie in Europa

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Theatertherapeut Prof. Johannes Junker.

- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU), Europäische Föderation für Dramatherapie, Ankündigung Konferenz, 27. und 28.4., Nürtingen -

NÜRTINGEN. (hfwu) Die Europäische Föderation für Dramatherapie lädt zur Konferenz an die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) Nürtingen-Geislingen – und die Großen der Szene folgen dem Ruf. Dieses Wochenende dreht sich alles um wissenschaftliche Vernetzung und das Thema Grenzen in der noch jungen Disziplin. Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist Schirmherr.

Rund 200 Wissenschaftler, Therapeuten und Studierende aus der ganzen Welt kommen nach Nürtingen. Die Europäische Föderation für Dramatherapie hat mit Unterstützung der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) zu ihrer vierten internationalen Konferenz geladen, und das direkt hier vor Ort. Der Nürtinger Professor für Theatertherapie, Johannes Junker, zeigte sich begeistert über die Anmeldungen: „Unter anderem sind Nisha Sajnani und Susana Pendzik dabei, die Lehrstuhlinhaberinnen aus New York und dem Tel-Hai Academic College in Israel. Also wirklich die Crème de la Crème der Theatertherapie.“

Theatertherapie, auch Dramatherapie genannt, ist ein in den USA, England und den Niederlanden bereits fest etabliertes psychotherapeutisches Verfahren. In Deutschland steckt es noch in den Kinderschuhen. Nürtingen hat den ersten Lehrstuhl für Theatertherapie im deutschsprachigen Raum. Ab Oktober soll eine zweite Professorin oder Professor für das Fach an der HfWU tätig sein. Auch vom Land kommt Unterstützung. „Der Studiengang ist staatlich“, so Junker, der neben seiner Lehrstuhltätigkeit auch Präsident der Europäischen Föderation für Dramatherapie ist. „Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist Schirmherr der Konferenz. Er weiß, die Theatertherapie ist ein neues Fach, das Unterstützung braucht.“ Die diesjährige Bewerbungsphase für das Studium ab Oktober läuft bereits. Die Onlineanmeldung ist bis 31. Mai möglich.

Die Konferenz am kommenden Wochenende, 27. und 28. April, hat das Thema Grenzen. Dabei geht es um persönliche Grenzen, zum Beispiel bei Boarderline-Patienten. Aber auch politische Grenzen spielen eine Rolle. Der Brexit und die möglichen Auswirkungen auf die europäische Vernetzung innerhalb der Theatertherapie-Szene beschäftigen die englischen Kolleginnen und Kollegen. In Griechenland und Italien, aber auch in Deutschland ist das Thema Arbeit mit Flüchtlingen nach wie vor hoch aktuell. Auch Studierende der Kunst- und Theatertherapie arbeiten mit traumatisierenden Flüchtlingen im lokalen Psychosoziales Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge (pntf) und helfen bei der Stabilisierung der Betroffenen. „Auf der Konferenz wird es einen Workshop zu dem Thema geben“, berichtet Junker.

Ein weiteres Ziel der vierten Europäischen Konferenz für Theatertherapie wird es sein, die wissenschaftliche Arbeit in dem Bereich voranzubringen. Denn noch gibt es wenige Studien – was im direkten Zusammenhang mit der geringen Anzahl an Lehrstühlen weltweit steht. Junker erklärt: „Wir werden weltweit zwar immer mehr wissenschaftlich fundierte Theatertherapeuten, sind aber noch wenige. Wir müssen uns weiterentwickeln und Belege liefern. In Nürtingen haben wir einen guten Start hingelegt.“

Die europäischen Konferenzen der vergangenen drei Jahre haben in Athen, Bratislava und Gent stattgefunden. Da fällt Nürtingen mit seiner geringeren Einwohnerzahl natürlich ein bisschen aus der Reihe. „Aber wir brauchen uns nicht zu verstecken“, findet Junker. „Wir haben hier tolle Bedingungen an der HfWU und sind, mit dem neuen Studiengang, ein echtes Zentrum der Theatertherapie in Europa.“