Neues Quartier "Im Wasserfall": Bürger diskutieren in der HfWU

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Engagierte Bürger diskutieren ihre Ideen zum neuen Quartier. (Foto: HfWU/Schlegel).

- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU), Bürgerbeteiligung „Im Wasserfall“, 22.1. Nürtingen -

NÜRTINGEN. (hfwu) Zwischen dem Campus Braike der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU), Wohnhäusern und Schrebergärten entsteht das neue Wohnquartier „Im Wasserfall“. Bei einer Veranstaltung in der Hochschule diskutierten engagierte Bürger mehr als drei Stunden lang über die dadurch entstehende Möglichkeiten und Befürchtungen. Auch neuer Wohnraum für Studierende könnte entstehen.

Rund 70 Anwohner, Studierende und Interessierte diskutierten am Montag, 22. Januar, im Campus Braike der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU). Das Thema, das sie alle her führte: Das neu entstehende Quartier „Im Wasserfall“. Die Stadt Nürtingen hatte zu dem Termin eingeladen, um die Bürger an der Planung zu beteiligen. Ein Zusammenwirken mit der an den Baubereich angrenzenden Hochschule wurde von mehreren Seiten befürwortet.

„Wir kommen mit einem weißen Blatt Papier“, beteuerte Susanne Schreiber vom Stadtplanungs- und Umweltamt der Stadt. Damit wollte sie signalisieren: Alles ist offen, alle Vorschläge der Bürger werden gehört. Dennoch, ein paar Rahmenbedingungen seien bereits gegeben. Zum einen ist klar, dass Wohnraum entstehen soll. Die im Norden an das Gebiet angrenzenden Schrebergärten sollen erhalten bleiben. Auch die dort verlaufende Hochspannungsleitung bleibt bestehen. Eine Unterbringung von Flüchtlingen, ein Gerücht, das kurzzeitig im Raum stand, ist nicht geplant. Diese Wohnungen würden ohnehin kurzfristiger gebraucht, als das neue Quartier fertig gestellt werden könne, so Schreiber.

Engagiert machten sich die Bürger in drei Diskussionsrunden für ihre Interessen stark. Ein Anwohner plädierte für eine Eindämmung des zu erwartenden höheren Verkehrsaufkommens. „Die Sudetenstraße ist sowieso schon so eng“, argumentierte er. Über diesen Weg sollte „Im Wasserfall“ nicht an den Autoverkehr angebunden werden. Andere Diskussionsteilnehmer stimmten genau für diesen Weg. Schnell wurde deutlich: Das beauftragte Planungsbüro Krisch aus Tübingen wird es schwer haben, die teils widersprüchlichen Vorstellungen miteinander zu vereinen.

„Es wird schwierig, das alles unter einen Hut zu bringen“, bemerkte Carolin Patzelt. Gemeinsam mit Christoph Marzell, der ebenfalls zu der Veranstaltung gekommen ist, studiert sie Stadtplanung an der HfWU. Für die beiden jungen Erwachsenen war die Runde doppelt interessant. Zum einen können sie hier live etwas über Stadtplanung mit Bürgerbeteiligung für ihr Studium lernen. Gleichzeitig sind sie persönlich betroffen. „Wir wohnen im Wohnheim nebenan“, so Marzell.

Etwas mehr Einigkeit als beim Verkehr herrschte beim Thema Wohnen. Das Schaffen von günstigem Wohnraum für sozial Benachteiligte war vielen der Anwesenden ein Anliegen. Teilweise kam es zu hitzigen Gesprächen zu der Frage, ob damit in erster Linie Studierenden der angrenzenden HfWU oder älteren Menschen mit geringen Renten geholfen werden sollte. Doch zuletzt kam die Gruppe zu der Einsicht, dass gerade eine Durchmischung bei Alter, Familienstand, Herkunft und anderen Faktoren das Beste für das Viertel sein könnte.

„Ich bin dafür, dass mehr Leben in die Braike-Bude kommt“, sagte Brigitte Zellmann. Die Rentnerin wohnt direkt an das Gebiet angrenzend und freut sich über die neuen Möglichkeiten. „Ich weiß, manche hier haben Angst, dass durch das neue Viertel ihre Ruhe dahin ist. Aber ich denke anders.“ In Düsseldorf habe sie ein tolles Bauprojekt gesehen, bei dem kleinere Wohneinheiten einen Treffpunkt in der Mitte umschlossen. Ähnliches könnte auch „Im Wasserfall“ entstehen. Diese „Quartiermitte“, wie es die Stadt nennt, könnte Raum für einen Spielplatz, ein Mehrgenerationentreffpunkt, ein Café oder etwas ganz anderes geben.

Auch über das Thema Energie wurde gesprochen. Die Idee eines energieautarken Quartiers durch eine eventuelle Kooperation mit der Hochschule stieß auf großes Wohlwollen. Eine Anwohnerin betonte die Nähe zu den schönen Lehr- und Versuchsgärten der HfWU, von denen die möglicherweise zuziehenden Familien profitieren könnten. Auch ein auf dem Gebiet der Schrebergärten im Norden entstehender Gemeinschaftsgarten für die Bewohner fand Zustimmung.

„Ich bin froh, dass so konstruktiv diskutiert wird“, bemerkte Schreiber zum Schluss. Nun habe das Planungsbüro Zeit bis Anfang März, um erste Idee auszuarbeiten. Dann kommen die Vorschläge in den Gestaltungsbeirat. Ein zweites Zussammentreffen mit den Bürgern ist für Mai geplant. Wenn alles perfekt laufe, könne 2020 oder 2021 mit den Bauarbeiten begonnen werden, so Schreiber.

Laura Schlegel, 22.01.2018