Natur und Waldbesitzer profitieren von Ökopunkten

Veröffentlicht am

HfWU-Professor Dr. Konrad Reidl stellt das Ökokonto vor.

- Forschungsverbund der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) erläutert Vorteile eines Ökokontos für Privatwaldbesitzer -

NÜRTINGEN. (hfwu) „Ökokonto im Privatwald“ hieß die Veranstaltung, die jetzt 120 Interessierte nach Donaueschingen lockte. Eigentümer größerer Privatforstbetriebe waren persönlich anwesend als ein Forschungsverbund rund um die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) über die Möglichkeiten des Ökokontos berichtete.

Unter dem Begriff „Ökokonto“ werden Naturschutzmaßnahmen verstanden, die dazu dienen, Eingriffe in den Naturhaushalt auszugleichen. Ähnlich wie bei einem Banksparbuch können diese Maßnahmen – schon vor einem Eingriff – auf einem Konto angespart und ggf. verkauft werden. Die HfWU, die Flächenagentur Baden-Württemberg, ö:konzept Freiburg GmbH und die Forstkammer Baden-Württemberg ging jetzt mit dem von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekt „Ökokonto im Privatwald“ der Frage nach, ob sich Ökokontomaßnahmen auch für Privatwaldbesitzer lohnen. Grundsätzlich stellt sich die Frage: Wie sollen Ökokontomaßnahmen inhaltlich gestaltet und umgesetzt werden, damit sowohl die Natur als auch die Waldbesitzer einen Nutzen davon haben?

Projektleiter HfWU-Professor Dr. Konrad Reidl konnte bei seiner Einführung am Veranstaltungsort in der Alten Hofbibliothek in Donaueschingen eine große Teilnehmerzahl von Privatwaldbesitzern, Förstern und Sachverständigen von Planungsbüros begrüßen und die Bedeutung des Themas für den Naturschutz wie auch die Privatwaldbesitzer hervorheben. Jerg Hilt von der Forstkammer Baden-Württemberg und Philipp Riedel von ö:konzept Freiburg machten deutlich, durch welche Maßnahmen Wälder eine naturschutzfachliche Aufwertung erfahren können. Die naturschutzfachliche Aufwertung wird dann in Ökopunkte je Quadratmeter umgerechnet. Mit den generierten Punkten können die Privatwaldbesitzer handeln und Geld verdienen. Vor allem auf schlechtwüchsigen Waldflächen können sich solche Maßnahmen wirtschaftlich lohnen, erläuterte Dr. Markus Röhl von der HfWU, wobei aber in erster Linie der Nutzen für die Natur im Vordergrund stehen sollte.

Am Nachmittag hatten die Projektbearbeiter Gelegenheit, die Tagungsteilnehmer vor Ort von den Ökokontomaßnahmen zu überzeugen, aber gleichzeitig auch auf die Grenzen in der Praxis hinzuweisen. Mit Reisebussen ging es zu beispielhaften Waldflächen südlich von Bargen im Landkreis Konstanz. Matthias Laubis, Revierleiter bei Fürstenberg Forst, führte die Gruppe zu einem sehr trockenen Standort, auf dem die konventionelle Bewirtschaftung sich nicht lohnt. Hier könnten Ökopunkte generiert werden, wenn der Fichtenforst durch kräftiges Auslichten zu einem artenreichen, stufigen Waldrand umgebaut würde. Ein paar Schritte weiter standen die Teilnehmer an einer feuchten Bachaue. Der dortige Fichtenforst könnte in einen standortgerechten Erlen-Eschen-Auwald umgewandelt werden. Neben 90 000 Ökopunkten pro Hektar entstünden durch die Erlenpflanzung aber auch Kosten.

Der Großteil der Privatwaldbesitzer zeigte sich prinzipiell offen gegenüber den naturschutzfachlichen Aufwertungen und dem Konzept des Ökokontos. Kritisch angemerkt wurde, dass man sich erst mit dem Gedanken anfreunden müsse, die Kontrolle über eigene Waldflächen zumindest teilweise für mehrere Jahre aufzugeben, da ja Auflagen des Naturschutzes zu erfüllen seien – auch wenn die durch Ökopunkte zu erzielenden Gewinne durchaus interessant erscheinen. Hier ist in jedem Fall eine kritische Bilanzierung erforderlich. Als Erfolg der Tagung werteten die Veranstalter im Besonderen, dass der Großteil der beteiligten Privatwaldbesitzer die Möglichkeiten des Ökokontos grundsätzlich positiv beurteilt und sich unverbindlich beraten lassen will, welche Aufwertungsmöglichkeiten in ihren Wäldern gegeben sind und in welchem Umfang sie dadurch Ökokontopunkte generieren können.