Nachhaltigkeitsideen für Rumänien

Veröffentlicht am |

Internationale Studierende entwickeln in Rumänien sozial und nachhaltig ausgerichtete Geschäftsmodelle.

Nachhaltiges Geschäftsmodell: Bisons in den Karpaten als Touristenattraktion.

- Erasmus-Intensivprogramme in Bukarest und den Karpaten; Studierende entwickeln Geschäftsmodelle mit Sozialunternehmen -

NÜRTINGEN (hfwu). Studierende der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) entwickeln zusammen mit Sozialunternehmen in Bukarest und in der Karpatengemeinde Armenis neue Geschäftsmodelle.

Recycling und Abfallvermeidung gehören zu den größten Problemen für Bukarest. Sie sind nur eine der vielen Herausforderungen mit denen die rumänische Hauptstadt im Zuge der post-sozialistischen Transformation zu kämpfen hat. Unterstützt wird sie dabei von Studierenden und Lehrenden im Rahmen des Erasmus-Projekts ‚Community Learning for Local Change‘, welches die HfWU koordiniert. Ziel des Projektes ist es, in enger Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren und der Zivilgesellschaft innovative Geschäfts- und Kooperationsmodelle zu entwerfen, die insbesondere zur nachhaltigen Entwicklung beitragen.

Anfang Mai fanden im Rahmen des Projekts in Kooperation mit Partnern aus Rumänien, den Niederlanden und Estland in Bukarest und in der Karpatengemeinde Armenis 10-tägige Workshops statt. Das Leitthema Recycling und Abfall wird durch eine enge Kooperation mit vier bestehenden Sozialunternehmen konkretisiert. Jede der international und interdisziplinär besetzten Studiengruppen arbeitete mit einem dieser Unternehmen zusammen. Mit dabei waren die auf Altkleiderverwertung spezialisierte ‚Good Boutique‘, der ‚Canvas Workshop‘, der hochwertige Baumwolltaschen unter Einbezug von Menschen mit Behinderung herstellt, der soziale Supermarkt Somaro, der aussortierte Lebensmittel an Bedürftige vermittelt und ‚La Recicleta‘, spezialisiert auf das Papiersammeln mit Transporträdern. Die Organisation des Workshops in Bukarest hatte die Bucharest University of Economic Studies in Kooperation mit der lokalen Non-Profit-Organisation ‚Atelier Merci‘ übernommen.

Die Studierenden konnten im Lauf der Woche tief in die Lebenswelt dieser Unternehmen eintauchen. So konnten die Studierenden Ideen entwickeln, die direkt auf die gemeinsam identifizierten Herausforderungen der Unternehmen reagieren. Dazu zählen innovative Vermarktungs- und Verkaufsstrategien, technologische Innovationen oder Ideen für neue Produkte und Dienstleistungen.

Parallel arbeitete eine zweite Gruppe in der kleinen Gemeinde Armenis in den Südkarpaten. Das Dorf liegt in einem der größten Naturschutzgebiete in Europa. Mit Hilfe des WWF-Rumänien werden hier seit einigen Jahren Bisons ausgewildert. Die Aufgabe der Tiere ist es, die großen Graslandschaften zu erhalten, eine wichtige Voraussetzung für die außerordentliche Biodiversität der Karpaten. Den Studierenden stellte sich der Aufgabe, rund um das Thema ‚Bisons in der Landschaft‘ neue Ideen für den nachhaltigen Tourismus zu entwickeln. Auch hier kam der engen Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort eine wichtige Rolle zu, um auf deren Potenzialen aufzubauen und neue Weg zu eröffnen. Daraus können zudem wesentliche Impulse entstehen, um die andauernde Landflucht zu stoppen.

Von der HfWU waren Studierende der Studiengänge International Master of Landscape Architecture, Sustainable Urban Mobilities, International Management, Betriebswirtschaft und Energie- und Ressourcenmanagement mit dabei. Vor Ort eingebundene Lehrende waren Prof. Dr. Dirk Funck und Prof. Dr. Sebastian Fiedler sowie die Lehrbeauftragten Dr. Judith Jobse und Jana Nau. Die Gesamtkoordination liegt bei Dr. Ellen Fetzer. Insgesamt sind in beiden Workshops über 60 Studierende, Lehrende und Unternehmensvertreter involviert.

Community Learning for Local Change (2018-2021) ist das Fortsetzungsprojekt von ‚Social Entrepreneurship for Local Change‘ (2015-2018). Beide Projekte werden als Strategische Partnerschaft im Erasmus+- Programm von der Europäischen Union gefördert. Im Rahmen des ersten Projekts hat das Konsortium einen gemeinsamen Onlinekurs entwickelt, der auch im aktuellen Rahmen weitergeführt wird. Das neue Projekt fokussiert auf eine engere und kontinuierlichere Zusammenarbeit der Studierenden mit lokalen Akteuren und der Zivilgesellschaft.

Am HfWU-Standort in Nürtingen finden vor diesem Hintergrund im Sommersemester einige Projekte statt u.a. in Zusammenarbeit mit der Nürtinger StattZeitung und zu aktuellen Themen wie die Innenstadtentwicklung, die Gartenschau-Bewerbung und die Integration von jungen Erwachsenen mit Fluchthintergrund.

Mittelfristiges Ziel ist, sowohl in Nürtingen also auch in Arnheim, Bukarest und im Lahemaa-Nationalpark in Estland sogenannte ‚Community Innovation Labs‘ zu etablieren. Hochschullehrende, Studierende, Zivilgesellschaft und lokale Akteure und Unternehmer sollen in diesen Labs zusammenkommen, um an innovativen Geschäfts- und Kooperationsmodellen zu arbeiten, die sich direkt auf die nachhaltige Entwicklung vor Ort auswirken. Mehr Information zum Projekt: www.localchange.eu

Projektkoordination: Dr. Ellen Fetzer, ellen.fetzer@hfwu.de

Projektpartner:

VHL Larenstein, NL

Bucharest University of Economic Studies, ASE, RO

World Wildlife Fund Romania, NGO, RO

Atelier Merci Charity, NGO, RO

Estonian University of Life Sciences, EMU, EE

Estonian Social Enterprise Network, NGO, EE