Man will gar nicht mehr nach Hause

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Ralf Klink Vilnius

Ralf Klink Vilnius

- Studierende der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt fühlen sich wohl in Litauen –
NÜRTINGEN. Die erweiterte Europäische Union macht es möglich, dass Litauen als neues Mitglied in den Genuss vieler EU-Mobilitätsprogramme kommt. Eines davon regelt unter dem Namen SOKRATES den Studierendenaustausch. Schon seit zwei Jahren pflegt die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen – Geislingen enge Beziehungen zur Technischen Universität in Vilnius.


Ralf Klink ist der erste Nürtinger Student, der sich für ein Auslandsstudium an der litauischen Universität entschlossen hat. Bereut hat er es nie, dass er nicht wie viele seiner Kommilitonen an eine Partnerhochschule in Kalifornien, Südafrika oder andere aus dem Urlaub bekannte Länder gegangen ist. Der BWL Student witterte die Chance, durch ein Auslandsstudium in dem baltischen Land seine Berufschancen zu erhöhen. „Der Westen ist allgemein bekannt. Osteuropa ist weitgehend unbekannt und hier liegt die Zukunft“. Mit dieser einfachen Formel im Hinterkopf hatte sich Ralf Klink für einen Semesteraufenthalt an der Technischen Universität Vilnius entschlossen. Inzwischen verbringt er dort bereits das zweite Semester. Der Nürtinger Student fühlt sich pudelwohl in der baltischen Metropole.
Akademisch mangelt es ihm an nichts. Im Gegenteil, Ralf Klink schätzt die kleinen Gruppen, die Arbeit an praktischen Projekten und die konsequente Interdisziplinarität. Das Studium ist fordernd und ständig werden Präsentationen, Hausarbeiten und Prüfungen von den Studierenden, die aus aller Herren Ländern kommen, verlangt. Dass Litauen für Studierende auch aus vielen anderen Staaten in- und außerhalb der EU so attraktiv ist, damit hatte Ralf Klink nicht gerechnet. Das liegt daran, dass sich zumindest die Universität Vilnius auf internationale Studierende eingestellt hat. Das ganze Studiensystem ist bereits auf die europäischen Bildungsabschlüsse Bachelor und Master umgestellt. Viele Vorlesungen finden in englischer Sprache statt. Die Sprachenschule besitzt einen hervorragenden Ruf und die Mitarbeiter und Professoren kümmern sich vorbildlich um ihre internationalen Gäste.
Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt hat einen bilateralen Austauschvertrag mit der TU Vilnius geschlossen, allerdings werden die Plätze nicht alle ausgeschöpft. Zu groß ist noch die Skepsis gegenüber dem früheren Ostblockland. Ganz zu Unrecht, wie Ralf Klink meint. „Das Studium hier ist Top, finanziell kommt man gut über die Runden, vieles ist billiger oder gleich im Preis wie in Deutschland, außer importierte Artikel“. Dazu kommt die vorbildliche Gemeinschaft der internationalen Studierenden. Für Klink war es daher keine Frage, nochmals ein Semester in Litauen anzuhängen, bevor er nach Nürtingen zurückkehren wird. Er möchte noch mehr von der Kultur des Gastlandes kennen lernen. Dass er diese Erfahrungen auch später in seinem Beruf anwenden will, mit einer Tätigkeit im Osten Europas, steht für ihn außer Frage. Da nimmt er es gerne in Kauf, dass er für sein geliebtes Nutella in Vilnius deutlich mehr berappen muss als hierzulande.
Gerhard Schmücker, 30.03.2005