Lücken beim Wissenstransfer

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Prof. Dr. Dirk Winter, Dekan des HfWU-Studienganges Pferdewirtschaft, begrüßt die Teilnehmer der Netzwerktagung.

-  internationales Netzwerk Pferdewissen traf sich an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen; Kritikpunkt Forschungstransfer in die Praxis  -

NÜRTINGEN. (hfwu) Bei der Forschung rund um das Pferd könnte der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis besser sein. Dies ist ein Ergebnis der „Internationalen Netzwerktagung Pferd“, die jetzt an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) stattfand. Neben der Kritik gab es konkrete Vorschläge, wie der Wissenschafts-Praxis-Transfer verbessert werden könnte.

Mehr als 150 Wissenschaftler und interessierte Pferdefachleute waren an zwei Tagen Anfang März der Einladung der HfWU nach Nürtingen gefolgt und tauschten sich zum Stand und zur Zukunft der Pferdeforschung aus. Die Wissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden machten insbesondere eine große Lücke zwischen dem Stand der Forschung und dem Eingang der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis aus. Dies wurde unter anderem an der Nutzung von modernen Fütterungstechniken skizziert, die zukünftig eine größere Rolle in Pferdebetrieben einnehmen dürften. Neben dem Einsatz neuer Technologien in Fütterung und Haltung wurden in einer Präsentation die Diskrepanzen zwischen den Möglichkeiten und der praktischen Anwendung dargestellt. So werde viel zu häufig die Qualität des Raufutters überschätzt und beispielsweise eine mindere Heuqualität als Futtergrundlage genutzt. Einfluss darauf nehme der derzeit noch vielfach übliche späte Schnittzeitpunkt bei Heu und Heulage.  

Wie ein besserer Transfer zwischen Forschung und der Praxis bewerkstelligt werden könnte, dazu machten einige Teilnehmer konkrete Vorschläge. So könnten eine höhere Transparenz der Forschungseinrichtungen und eine öffentlich zugängige Plattform zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen hier einen wesentlichen Beitrag leisten. Auch bekannte Personen aus der Reitszene seien als wichtige Botschafter nicht zu unterschätzen. Dass es sich um eine Tagung mit internationalem Anspruch handelt zeigten mehrere Beiträge. So wurde ein Forschungsprojekt zum Reproduktionsmanagement von Trabern in Neuseeland vorgestellt und die Akzeptanz des Studiengangs Pferdewirtschaft/ -wissenschaft zwischen Kanada und Deutschland in einer anderen Studie verglichen. 

Zusammenfassend betonte HfWU-Professorin Dr. Konstanze Krüger die Notwendigkeit, „eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis zu schlagen, um zukunftsweisende Erkenntnisse und Entwicklungen zu diskutieren, zu analysieren und die Öffentlichkeit darüber zu informieren“. Einen Beitrag dazu leistet das Treffen selbst, das bereits zum dritten Mal stattfand. „Das internationale Netzwerk Pferdewissen bietet eine Plattform für Nachwuchswissenschaftler im Bereich der Pferdewirtschaft und -wissenschaft, um Synergien zu nutzen und Austauschmöglichkeiten zu schaffen, sowie studentische Forschungsarbeiten rund um das Pferd zu stärken und zu kommunizieren“, so Prof. Dr. Dirk Winter, Dekan des Studienganges Pferdewirtschaft an der HfWU. Neben der Wissenschaft kam auch die Praxis zu ihrem Recht. Am Vormittag des ersten Tages stand eine Führung auf dem Haupt- und Landgestüt Marbach auf dem Programm, die Einblicke in die praktische Pferdezucht  und -haltung gab. Im nächsten Jahr wird das Netzwerktreffen von der University of Applied Science Van Hall Larenstein in den Niederlanden organisiert.  

Hintergrund

Das internationale Netzwerk Pferdewissen wurde im September 2013 in Nürtingen gegründet. Ziel des Netzwerkes ist es, eine internationale Plattform für den Transfer von Wissen und Lehrinhalten rund um die Pferdewirtschaft zu etablieren. Die ersten beiden Fachtagungen fanden an der Hochschule Osnabrück (2014) und  der Georg-August Universität Göttingen (2016) statt.  Bei der diesjährigen Veranstaltung nahmen Nachwuchswissenschaftler der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) aus Zollikofen (Schweiz),  der Hochschule Osnabrück, der Freien Universität (FU) Berlin, der Georg-August Universität Göttingen, der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) und der University of Applied Science Van Hall Larenstein (Niederlande) teil. Organisiert und geleitete wurde die Tagung vom Studiengang Pferdewirtschaft an der HfWU.