Korruption geht alle an

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Korruption – Vertreter von Siemens und Transparency International diskutieren an der HfWU -

NÜRTINGEN (hfwu). Korruption frisst sich durch die Strukturen vieler Gesellschaften - mit oft fatalen Auswirkungen. Betroffen sind davon auch deutsche Firmen, die im Ausland ihre Geschäfte machen und nicht selten mit Anforderungen konfrontiert werden, die gegen ihre Prinzipien stehen. Die Veranstaltungsreihe Nürtingen Talks on International Management an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) ließ nun Korruptionsbekämpfer aus völlig unterschiedlicher Warte zu Wort kommen.

Sylvia Schenk, Rechtsanwältin und Vertreterin von Transparency International, bezog sich auf die aktuellen Demonstrationen in Brasilien. „Dort geht es auch um Korruption und die Menschen lassen sich das nicht länger gefallen.“, so Schenk. Korruption ist der Missbrauch anvertrauter Macht für privaten Nutzen oder Vorteil. Ein Schaden oder Geschädigte sind dabei nicht sofort zu erkennen. Doch vor allem in den ärmsten Ländern der Welt leidet die Bevölkerung unter den Folgen von Korruption. Schlechte Wasseraufbereitung, unterentwickelte Infrastruktur oder extreme Umweltverschmutzung sind das Ergebnis. Korruption unterminiert das Vertrauen in staatliche Macht, „wir alle bezahlen den Preis für Korruption“, so Sylvia Schenk.

Der bisher größte Bestechungsskandal der deutschen Wirtschaftsgeschichte erschütterte im Jahr 2006 den deutschen Konzern Siemens. Hier beginnt Ulrich Müller, Corporate Compliance Officer aus der Siemens-Zentrale, seine schonungslose Bestandsaufnahme Ulrich Müller: „Wir hatten Regeln, aber befolgten sie nicht. Wir hatten Werte, aber lebten sie nicht.“ Heute betreibt Siemens ein funktionierendes Compliance-System, mit dem Korruption im Unternehmen eingedämmt werden kann. Müller zeigte Schritt für Schritt, wie Siemens das Problem anging. Zunächst wurde das Top-Management ausgetauscht und eine unabhängige Untersuchung eingeleitet. Dann wurden Compliance-Abteilungen, Trainings und Anti-Korruptionsmaßnahmen neu aufgesetzt. Schließlich wird Compliance, die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien, immer stärker auch in die „weichen Faktoren“, die Werte des Unternehmens, integriert.

Gespannt folgten die Studierenden den Vorträgen und diskutierten anschließend ausgiebig mit den Referenten. Dazu gehörte die Frage eines Studenten aus Nigeria, warum sein Land auf dem Korruptionsindex (CPI) von Transparency International auf der hinteren Plätze rangiere, während die USA, deren Unternehmen in vielen Fällen die Bestechungsgelder in Nigeria zahlten, weit besser platziert sei. Sylvia Schenk wies darauf hin, dass der CPI misst, wie Geschäftsleute Korruption bei Amtsträgern und Politikern in einem Land wahrnehmen. Im sogenannten „Bribe Payers Index“ (BPI) dagegen, der die Neigung von Unternehmen misst, Bestechungen im Auslandsgeschäft zu zahlen, liegen die USA mit Platz 10 im Mittelfeld (BPI 2011). Dies sein ein klarer Hinweis auf die Bestechungsaktivitäten im Ausland. Professor Dr. Carsten Herbes, der Gastgeber des Abends, gab seinen Studierenden eine klare Botschaft mit: „Viele von Ihnen werden in der Zukunft auf die eine oder andere Weise im Auslandsgeschäft tätig sein. Dann kommt es auf Sie an. Sie müssen sich dann aktiv gegen Korruption entscheiden.“

Gerhard Schmücker
Nürtingen, 03.07.2013