Kopf aus, Kreativität an – die "Schimpanskis" in Geislingen

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Krokodil? Eifelturm? Die Schimpanskis in Aktion.

- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU), Auftritt studentisches Improvisationstheater in Geislingen -

Geislingen. (hfwu). Beim Improvisationstheater kommt es darauf an, ohne langes Nachdenken blitzschnell und kreativ auf jede Situation zu reagieren. Wie viel Spaß das auch dem Publikum machen kann, das zeigten die „Schimpanskis“ mit ihrem fulminanten Auftritt in Geislingen (Steige).

Die „Schimpanskis“ sind eine Gruppe Geislinger Studierender, die gemeinsam Theater spielen. Das Besondere: Die Schauspielerinnen und Schauspieler haben keinen Text und sprechen sich nicht ab. Sie spielen einfach drauf los. So, wie es dem Publikum gefällt. Der Auftritt im Geislinger Mehrgenerationenhaus war für die Truppe der erste in diesem Semester und gleich ein voller Erfolg. Der türkisch-deutsche Kultur- und Sportverein Genclik hatte die Mitglieder der HfWU auf eigene Initiative eingeladen. Sie sind echte Fans der Gruppe. In Geislingen begeisterten die sechs Studierenden und ihr Leiter Dr. Harald Groß das Publikum. Rund 50 Menschen waren gekommen, um sich das Spektakel anzusehen.

Doch einfach nur zusehen, das geht beim Improvisationstheater gar nicht. Ständig sind die Zuschauerinnen und Zuschauer gefordert. „Wo trifft sich das Paar?“, „Welche Tiere möchten Sie auf der Bühne sehen?“, „Welches Hobby hat der junge Mann?“ Solche und ähnliche Fragen ruft Leiter Groß immer wieder ins Publikum. Das macht voller Energie mit und schreit „Paris“ oder „ein Krokodil“. Dann zählen alle laut runter „fünf, vier, drei, zwei, eins – los“ und schon beginnt die Szene. Die Schaupielerinnen und Schauspieler haben keine Requisiten, kein Drehbuch, das ihnen hilft. Und doch: Im nächsten Moment stehen sie unverkennbar auf dem Eifelturm.

„Ich bin begeistert“, zeigt sich Urania Muthmann in der Pause beeindruckt. Über die Zeitung hatte sie von dem öffentlichen Auftritt erfahren. „Es wäre toll gewesen, wenn es so etwas schon zu unserer Schulzeit gegeben hätte. Dann wären wir alle nicht so verkrampft.“ Muthmann ist sich sicher: Dieses schnelle Umdenken fördert sicher die Gehirnleistung. Auch Leiter Groß ist überzeugt, dass Improvisationstheater den Studierenden auf viele Arten und Weisen zugutekommt. Yusuf Der, einem der Mitspieler, habe das sogar schon im Bewerbungsgespräch geholfen. „Das ist etwas Besonderes für den Lebenslauf. Das macht nicht jeder“, sagt Groß. Seit acht Jahren führt er die „Schimpankis“ mit wechselnder Studi-Besetzung durch ihre Auftritte. Mitmachen kann jeder, an der HfWU eingeschrieben ist. Auch am Hochschulstandort Nürtingen gibt es eine Gruppe.

Trotz des praktischen Nutzens steht der Spaß bei der ganzen Sache unverkennbar im Vordergrund. Immer lacht mindestens eine Person im Publikum. Andächtig still wie in der Oper sind die Zuschauerinnen und Zuschauer nie. Ein fröhlicher Mitmachabend statt langweilige Berieselung. Und das gilt sichtlich nicht nur für die Zuschauerinnen und Zuschauer, sondern auch für diejenigen, die in ständig wechselnden Rollen auf der Bühne stehen. Daina Lautenschläger studiert im dritten Semester Nachhaltiges Produktmanagement und ist erst seit wenigen Wochen in der Gruppe mit dabei. Sie und ihr Freund haben ein gemeinsames Hobby gesucht und bei den „Schimpankis“ gefunden. „Wir machen jetzt auf jeden Fall mal ein Semester mit. Aber wahrscheinlich noch länger.“ Vorher hatte Lautenschläger nie Theater gespielt. Dass sie dann nach wenigen wöchentlichen Proben schon auf der Bühne steht, hat ihr dennoch keine Angst gemacht. Immerhin: Text, den man vergessen könnte, gibt es ja nicht. Und außerdem ist alles richtig. Die 21-Jährige findet: „Es ist einfach lustig.“

Laura Schlegel