Klimagerechte Stadt jetzt oder nie

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Jessica Hartwich stellte beim Umwelttag eine „Klimaanalyse der Stadt Nürtingen“ vor. (Foto: HfWU)

„Klimagerechte Stadt“ Thema beim „Umwelttag“ des Masterstudiengangs Umweltschutz

NÜRTINGEN (hfwu). Die Folgen des Klimawandels sind vor allem in den Städten zu spüren. Der „Umwelttag 2023“ an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen stand vor diesem Hintergrund unter dem Titel „Klimagerechte Stadt“. Ein Fazit: Das Know-how und die praktische Erfahrung wie Städte klimagerecht gestaltet werden können, gibt es bereits. Entscheidend ist, jetzt damit zu beginnen.

Für Baden-Württemberg wird erwartet, dass sich die Hitzetage bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Der sogenannte „Städtische Wärmeinsel-Effekt“ bewirkt grundsätzlich höhere Temperaturen in Städten. Diese werden durch den Klimawandel noch verstärkt und führen zudem zu einer zunehmenden, temporären Trockenheit. Dem entsprechend standen beim „Umwelttag“ unter dem Titel „Klimagerechte Stadt“ Strategien zur Temperaturminderung und Wasserbewirtschaftung in den Städten im Fokus. Organisiert wird die jährliche Fachtagung vom Masterstudiengang Umweltschutz, der von der HfWU, der Hochschule für Technik Stuttgart, der Hochschule Reutlingen und der Hochschule Esslingen gemeinsam angeboten wird.

„Der Stadtkern von Nürtingen ist aufgrund seiner hohen Versiegelung und der dichten Gebäudebebauung klimatisch als problematisch einzustufen“, zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Jessica Hartwich. Die Absolventin des Masterstudiengangs stellte ihre Untersuchung „Klimaanalyse der Stadt Nürtingen“ vor, die sie mithilfe einer Klimafunktionskarte und Temperaturszenarien durchgeführt hatte. Bis Ende des Jahrhunderts könnten in den Siedlungsbereichen die Jahresmitteltemperaturen bei 13 bis14 °C liegen. Je nach fortschreitender Versiegelung wären, so Hartwich, auch die umliegenden Ortschaften betroffen. Bei Einsatz von strengen Klimaschutz- und Entsiegelungsmaßnahmen würden die Temperaturen innerhalb von Siedlungsgebieten „nur“ auf rund 10 bis 11°C ansteigen und nahezu ausschließlich das Stadtkerngebiet und Gewerbe- und die Industriegebebiete betreffen.

Ein weiteres Thema des Umwelttags war „Nutzwasser im urbanen Umfeld“ mit den hier relevanten rechtlichen Aspekten und den betrieblichen Anforderungen. Dazu sprach Prof. Dr.-Ing. Peter Baumann von der HFT Stuttgart. Ein Referat zum künftigen „Wassermanagement in der urbanen Infrastruktur“ kam von Philipp Alber vom Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE.

„Alle Vorträge des Umwelttags zeigten mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels, dass es viele Ideen, Lösungen und auch bereits konkret in der Praxis erprobte Projekte gibt“, betont Prof. Dr. Mirijam Gaertner. „Wir wissen also, wie wir die Herausforderungen bewältigen können“, so die HfWU-Studiendekanin, „das Problem ist die Priorisierung.“ Noch sei es nicht zu spät gegenzusteuern. Entscheidend sei, mögliche Maßnahmen nicht weiter aufzuschieben, sondern jetzt zu beginnen, das vorhandene Know-how umzusetzen.

Im Rahmen der Tagung wurden zudem Umweltpreise für hervorragende studentische Leistungen im Studiengang vom Informationszentrum Beton und der Firma ZINCO vergeben. Die Auszeichnung erhielten Ina Wahler, Felix Scheffel, Kai Riff und Tamara Seidl.