Kinderhochschule: Euro, Dollar,… warum brauchen wir eigentlich Geld?

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Professor Dr. Serge Ragotzki am Ende seiner Verantaltung inmitten des üblichen "Gewusels" nach einer Vorlseung der Kinderhochschule.

Der Autor und Kinderredakteur Florian Bahnmüller.

Die komplizierte Welt des Geldes erklärte im Rahmen der Kinderhochschule Professor Dr. Serge Ragotzki. Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt und das Buchhaus Zimmermann veranstalten die Reihe derzeit in Nürtingen. Kinderredakteur ist Florian Bahnmüller, der das Nürtinger Max-Planck-Gymnasium besucht.

NÜRTINGEN. (HfWU/fb) Jeder, der schon einmal eine Comic-Geschichte von Onkel Dagobert gelesen hat, weiß, was Reichtum bedeutet. Doch in der Realität kann man natürlich kein Geldbad nehmen. Oder doch? Das und mehr fragten sich rund 60 junge Studenten und Studentinnen im Alter von ungefähr 6 bis 13 Jahren, die die Kinderhochschule an diesem Dienstagnachmittag besuchten. Als alle Kinder endlich ihren Sitzplatz eingenommen hatten, begann Professor Dr. Serge Ragotzky damit, die Frage zu klären: „Was ist eigentlich Geld?“.

Zunächst war man sich einig: Geld ist im Alltag wichtig, da man sich davon tolle Sachen kaufen kann. Auch auf die Frage: „Mit welcher Währung bezahlen wir denn in Deutschland?“ wusste fast jedes der interessierten Kinder die passende Antwort: „Mit Euros!“. Selbst die Frage: „Welche Länder bezahlen noch mit dem Euro?“ konnten viele Kinder ohne Weiteres beantworten. Aber auch die beliebtesten Urlaubsländer Spanien und Italien wurden lange nicht so oft genannt, wie das uns durch die spektakuläre Staatspleite bekanntgewordene Griechenland. Serge Ragotzky erzählte, dass Menschen schon immer davon träumten, Geld einfach so „herzuzaubern“. So wurde beispielsweise ein gewisser Johann Böttger von August dem Starken dazu gezwungen, aus Silber Gold zu machen und damit die leeren Staatskassen aufzufüllen. Dabei entdeckte der junge Apothekenlehrling durch Zufall das heutige Porzellan. Der Professor erläuterte den Nutzen des Geldes am Beispiel von Dagobert Duck. Daraufhin entflammte sofort eine heftige Debatte über die Anzahl der Geldspeicher des reichen Comic-Helden. Doch der geduldige Professor erklärte den erhitzten Gemütern, dass es völlig egal sei, ob Onkel Dagobert jetzt 7 oder 13 Gelspeicher besitzt, ein Geldbad genommen zu haben, kann wohl keiner von sich behaupten. „Eher dient Geld als Zahlungsmittel, der Wertaufbewahrung und auch als Recheneinheit“, fasste der Dozent zusammen.

„Doch Eins nach dem Anderen: Schon früh wurde den Menschen klar, dass sie nicht alles selber machen konnten. Sie kamen auf die Idee zu tauschen. Einer hatte ein Schwein und wollte eine Kuh. Ein Anderer benötigte ein Schwein und besaß eine Kuh. Was lag hier näher als die eigenen Interessen zu vertreten und dabei gleichzeitig einen Anderen glücklich zu machen? Perfekt!“ „Doch woher weiß ich, beispielsweise, wie viele Hühner eine Kuh wert sind?“, fragte ein Junge aus der zweiten Reihe. „Und damit wären wir schon am nächsten Punkt angekommen: die Recheneinheit“, meinte der Dozent. „Die Menschen merkten schnell, dass sie ein einheitliches Zahlungsmittel benötigten. Tatsächlich wurden altertümliche Zahlungsmittel wie Muscheln, Pfeilspitzen und Hinkelsteine aber erst abgeschafft, als die Menschen merkten, dass ihr Geld zu unhandlich und schwer geworden war.“ Er erklärte uns, dass die Menschen erstmals auf die Idee kamen, Geld aus Edelmetallen herzustellen, da es im Gegensatz zu Muscheln selten, ewig haltbar ist und sich als „Rohmaterial“ gut in verschiedene Formen und Größen der Münzen verarbeiten ließ.

Auch die Frage: „Warum gibt es heute Geldscheine?“ wurde beantwortet: „Nachdem man fast überall auf der Welt Münzengeld fand, wuchs auch das Interesse der Verbrecher. Immer mehr Überfälle auf reiche Händler führten dazu, dass die Menschen Angst hatten, ihr Geld bei sich zu tragen. Daraus entwickelte sich die Geschäftsidee, Geld sicher aufzubewahren und mit einem Abholschein wieder mitnehmen zu dürfen. Das ist auch der Grundgedanke heutiger Banken. Allerdings kann man mit den heutigen Geldscheinen nichts mehr abholen.“ Unsere Währung, den Euro, drucken Notenbanken im Auftrag der Europäischen Zentralbank(kurz: EZB), ein Teil der EU mit Sitz in Frankfurt und ihrem Präsidenten Mario Draghi. „Normale“ also lokale Banken und Sparkassen, bei denen wir Geld abheben, drucken kein Geld, sondern handeln lediglich mit virtuellem Geld, das heißt, sie finanzieren zum Bespiel Kredite. Jetzt wurde es spannend: Die Leitfrage: „Kann man Geld einfach „herzaubern“?“ wurde geklärt. Aber die Kinder wurden enttäuscht. „Nein!“ lautete die klare Antwort. Ein Junge wollte sich aber damit nicht zufrieden geben: „Und was passiert, wenn die Zentralbank einfach immer mehr Geld druckt?“ „Das nützt leider gar nichts. Das Geld wird dadurch bloß immer weniger wert.“ Das erklärte der Professor anhand eines Beispiels: „Amerika und auch Europa haben 1997 die Geldmenge massiv erhöht, indem einfach immer mehr Geld gedruckt wurde. In Deutschland gab es nach dem 1. Weltkrieg sogar eine sogenannte „Hyperinflation“. In schlimmen Zeiten kostete ein Brotlaib vielleicht ein paar Milliarden Mark.“ Die Anzahl der staunenden Gesichter nahm stetig zu. Viele Kinder konnten die hohen Preise einfach nicht begreifen. Abschließend erläuterte Serge Ragotzky anhand eines Beispiels die Lage der Menschen damals. „Es wird euch eine Wasserflasche für 10 Euro angeboten. Würdet ihr sie kaufen?“ Die Kinder sich einig, keiner würde eine Wasserflasche für diesen hohen Preis kaufen. „Und jetzt stellt euch vor, ihr seid 10 Tage durch die Wüste gewandert und seid richtig durstig. Würdet ihr sie jetzt kaufen?“ Fast alle Kinder waren der Meinung und hoben die Hand. „Seht ihr“, meinte Professor Ragotzky, „so funktioniert Wirtschaft!“

Kinderredakteur:
Florian Bahnmüller (12 J), Klasse 6e, Max-Planck-Gymnasium Nürtingen