Innere und äußere Räume im Dialog

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Prof. Johannes Junker

- Vortrag beleuchtete gegenseitige Nutzbarmachung von inneren und äußeren Landschaften -

NÜRTINGEN (hfwu). Die Psyche der Menschen steht in direkter Verbindung zu den natürlichen Räumen, die sie umgeben. In welcher Form beide Bereiche – Landschaft und Gesundheit – sich gegenseitig nützen können, dies verdeutlichte Prof. Johannes Junker in einem Vortrag im Rahmen des Studium generale an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen.

Seit der Integration der ehemaligen Nürtinger Hochschule für Kunsttherapie (HKT) sind die therapeutischen Studiengänge und die der Raumplanung an der HfWU unter dem einen Dach der Fakultät „Umwelt Gestaltung Therapie“. Die Vernetzung beider Themenbereiche sollte unbedingt zum gegenseitigen Vorteil genutzt werden, dies unterstrich Professor Johannes Junker im Rahmen seines Vortrags „Landschaft und Gesundheit – aus Sicht der Therapie“.

Wie der ehemalige HKT-Rektor deutlich machte, besteht eine Verbindung von äußeren und inneren Landschaften des Menschen. Die künstlerischen Therapien, so wie sie an der HfWU gelehrt werden, sieht Junker hier als Brückenbauer. Das Besondere dieser Therapieformen sei, diese beiden Sphären verbinden zu können. Die Kunst oder das Theater, als therapeutisches Medium, können als Übersetzer von inneren Zuständen gesehen werden, die über das künstlerische Medium veräußert werden.

Junker machte in diesem Sinne deutlich, was die Therapiewissenschaften zur Gestaltung äußerer Räume beitragen können. Kreativität und Fantasie, zwei bedeutende Resilienz-Fähigkeiten der menschlichen Psyche in der Abwehr von Traumata, hätten vor diesem Hintergrund noch einen zu geringen Stellenwert in unserer Gesellschaft. In die Planung von Landschaften müssten daher mehr gesundheitsfördernde Aspekte einfließen.

Je vielseitiger die Landschaft ist, so die Überzeugung von Junker, umso vielseitiger und vielschichtiger sind die Erfahrungen, die der Mensch in ihnen macht. In der Konsequenz sieht der Theatertherapeut eine klare Verbindung zwischen dem Verlust der Artenvielfalt in der Natur und der steigenden Zahl an diagnostizierten Depressionen in der Gesellschaft.

Als Praxisbeispiel für die Verbindung von Landschaft und Gesundheit führte Prof. Junker die Garten- und die Sandspieltherapie an. Beide arbeiten therapeutisch mit Materialien der Natur. Aber auch die Theatertherapie arbeite in und mit der Landschaft. Die Bühne als äußerer Raum sei ein dehnbarer Begriff. Hier begegneten sich innere und äußere Landschaften direkt. Das im öffentlichen Raum in Stuttgart in Szene gesetzte Theater der Gruppe Lokstoff sei hierfür beispielhaft.

Am Ende seines Vortrags gab Prof. Junker noch einen Ausblick in die Zukunft der Fakultät. Er hofft mit seinen Kollegen der Planungsstudiengänge und den Studierenden der Fakultät ein konkretes Projekt für die Bewerbung der Stadt Nürtingen für die Landesgartenschau 2031 oder für die Internationalen Bauaustellung IBA 2027 initiieren zu können. Er ermutigte besonders die anwesenden Studierenden flexibel zu bleiben, Risiken einzugehen und scheinbar zementierte Wahrheiten immer neu zu hinterfragen. Nur so "können wir neue Räume schaffen, in denen der Mensch sich rundum wohlfühlen kann."

Die Vortragsreihe „Landschaft und Gesundheit – Raumplanung und künstlerische Therapien im Dialog“ findet ihren Abschluss mit einer Podiumsdiskussion am 22. Mai am Standort der HfWU in Geislingen an der neben Vertretern der HfWU Experten aus der Praxis teilnehmen.