In Deutschland Erfahrungen fürs Leben gesammelt

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In diesem Jahr nehmen wieder 21 ukrainische Studierende an dem Praktikantenprogramm der HfWU Nürtingen-Geislingen teil. Rechts im Bild der Koordinator und Organisator Dr. Gottfried Schäfer.

- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt ermöglicht Praxissemester für Studierende aus der Ukraine -

NÜRTINGEN. (hfwu) Die Welt ist größer geworden, seit in den 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts die Grenzen nach Osteuropa fielen. Profitiert haben davon auch die Hochschulen. Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) pflegt seit 1992 Kontakte zur Nationalen Agraruniversität Sumy in der Ukraine. Über 300 Studierende haben seither ihr Pflichtpraktikum in Baden-Württemberg verbracht.

Auch derzeit sind wieder 21 Studierende der ukrainischen Universität in landwirtschaftlichen Betrieben vor allem in Oberschwaben beschäftigt. Sie stammen aus unterschiedlichen Fakultäten, die mit der Landwirtschaft in Zusammenhang stehen: Agrartechnik, Tiermedizin, Nahrungsmitteltechnologie oder der Agrarökonomie. Alle Praktikanten bekommen einen tiefen Einblick in die landwirtschaftliche Produktion in Deutschland. Der Lerneffekt ist groß: Aus ihrer Heimat sind die Studierenden entweder riesige Betriebe gewöhnt, oder kleine Hauswirtschaften mit Kuh und Schwein.  Ganz anders das Bild in Oberschwaben: Höfe mit etwa 50 Hektar mit einer hohen Produktivität und High Tech in der Landwirtschaft: „Melkroboter und eine hohe Technisierung selbst in Familienbetrieben, das kennen wir zuhause nicht“, ist ein Fazit eines Studierenden.

Andrey Saienko ist zum zweiten Mal in Deutschland. Er leistet sein Praktikum auf einem Hof in Amtzell ab. Ihn beeindruckt die Gastfreundschaft vor allem aber die Qualität der Ausbildung in Deutschland. Über das Goethe-Institut machte er sich sprachlich fit und sein Praktikum soll nur eine Zwischenstation sein: Er würde gerne ein Masterstudium beginnen, am liebsten an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen.  

Das Praktikantenprogramm ist ein Teil der Hochschulpartnerschaft zwischen der HfWU und der Universität Sumy. Vor allem der Lehrbeauftragte Prof. Dr. Gottfried Schäfer hat sich darum verdient gemacht. Sein Credo lautet: Völkerverständigung. Er stellte bereits 1992 erste Kontakte auf der Wissenschaftsebene zwischen den beiden Hochschulen her, seit dieser Zeit ist er auch als Lehrbeauftragter an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt  und an der Nationalen Agraruniversität in Sumy tätig. Kurz danach kamen die ersten Praktikanten nach Nürtingen, das daraus folgende Programm wurde akademisch an der Hochschule von Professor Dr. Reiner Mohn betreut, der die Auslandsaktivitäten des Studienganges Agrarwirtschaft verantwortete. Die Betreuung vor Ort einschließlich der Kontakte zu den Agrarbetrieben übernimmt bis heute Dr. Schäfer.

Bei den Studierenden ist das Programm ein Renner. Sie sind keine billigen Arbeitskräfte sondern lernen alle Bereiche der Tier- und Pflanzenproduktion in der Praxis kennen. Während eines Praktikantentages in Bald Waldsee bekommen sie zusätzliche Lehrveranstaltungen in deutscher Politik und Kultur. Für fünf Monate leben die Studierenden bei ihren Gastfamilien auf den verschiedenen Höfen. Fast alle Studierenden würden gerne länger bleiben. Zurück in die Ukraine wollen sie aber alle, um dann in ihrer Heimat das Wissen anzuwenden, das sie in Deutschland erworben haben. Für alle Teilnehmer stehen unter dem Strich Erfahrungen, die sie beruflich und privat nachhaltig prägen. Zum Teil sehr nachhaltig: „Wir haben schon drei deutsch-ukrainische Hochzeiten gefeiert“ zieht Gottfried Schäfer Bilanz.  

Gerhard Schmücker

Nürtingen, 18.07.2011