Grüne Oasen und Bench-Bombing

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Prof. Dr. Dirk Funck stellt das studentische Projekt vor.

Autofrei im Zentrum: Die Arbeitsgruppe zum Thema Mobilität erläutert ihr Konzept.

- Kooperatives Studierendenprojekt entwickelte Ideen für die Innenstadtbelebung Nürtingen; Präsentation der Ideen und Konzept -

NÜRTINGEN (hfwu). Studierende der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) entwickelten im Rahmen eines Semesterprojekts Konzepte für die Belebung der Nürtinger Innenstadt. Die Schwerpunktthemen reichten von der Einbindung des Neckars über Mobilität und Leerstandsmanagement bis zur Integration des Bahnhofs. Bei einer Abschlusspräsentation stellten sie ihre Ideen vor.

So vielseitig und thematisch unterschiedlich gelagert sich die Studierenden der Aufgabe angenommen hatten, eine Erkenntnis teilten alle: Es geht nur gemeinsam. Sowohl der Blick über das eigene Studienfach hinaus als auch das Einbeziehen unterschiedlichster Akteure vor Ort war unabdingbar. „Wichtig war, aus der fachlichen Enge herauszukommen, in die Begegnung zu kommen, einen gegenseitigen Wissenstransfer zu schaffen“, unterstreicht dem entsprechend auch Projektleiter Prof. Dr. Dirk Funck. Rund 50 Studierende der Fächer Stadtplanung und Betriebswirtschaft hatten an dem Semesterprojekt teilgenommen. Neben Funck begleiteten an der HfWU die Professoren-Kollegen Cornelia Bott, Oliver Frey und Siegfried Gaß das Projekt. Ziel war, zusammen mit Akteuren von außerhalb der Hochschule neue Planungsansätze, Ideen und Konzepte zur langfristigen Belebung der Innenstadt in Nürtingen zu entwickeln. Und so waren auch Vertreter von der Stadtverwaltung, die eng mit den Studierenden zusammengearbeitet hatten, sowie Vertreter von Unternehmen zu der Abschlussveranstaltung gekommen.

Verschiedene Arbeitsgruppen hatten sich auf ganz unterschiedliche Themen konzentriert, die Ausgangslage analysiert und nun ihre umfassenden Konzepte vorgestellt. Im Einzelnen ging es um die Einbindung der Hochschule, die Gestaltung des öffentlichen Raums, den Bahnhof als Stadteingang, Leerstand, die Einbindung des Neckarufers, den Einzelhandel, punktuelle Anziehungspunkte, Mobilität, die Altstadt und die Integration von Kultur.

Kurzfristig realisierbar wäre, das „Lab2go“ auf den Schillerplatz zu stellen, ein Vorschlag der Arbeitsgruppe „Integration der Hochschule“. In dem zum multifunktionalen Labor umgebauten Bauwagen könnten Studierende aller Studiengänge Projekte und Studieninhalte vorstellen, die Hochschule wäre nah dran an den Bürgern und könnte ihr Profil noch stärker in der Öffentlichkeit zeigen. Nürtingen vom ehemaligen Textilzentrum zur Gastronomie-Stadt zu machen, ist eine Idee der Gruppe Einzelhandel. Sie sieht in Gastronomen, die ihre Wurzeln in anderen Kulturen haben, ein großes Potenzial. Neue Geschäftsgründungen, von einem türkischen Lebensmittelladen über ein Eiscafé bis zu einem griechischen Restaurant, könnten etwa der Neckarsteige zum mehr Attraktivität verhelfen.

Alle, die lieber draußen sitzen, hat das Bench-Bombing im Blick. Das flächendeckende Aufstellen von einfach aus Industriepaletten hergestellten Sitzgelegenheiten ist ein Vorschlag der Studierenden, um die Aufenthaltsqualität rund um den Bahnhof zu verbessern. Den öffentlichen Raum vor allem den Autos abspenstig zu machen, drauf zielt eine Idee zur Umnutzung von Parkplätzen. Sie könnten mit Rasen, Pflanzenkübeln und Liegestühlen als grüne Oase dienen. Beide Ideen, Sitzgelegenheiten und chillen statt parken, kamen bestens bei den Passanten an, wie ein Aktionstag im Rahmen des Projekts zeigte.

Aufwändiger gestaltet sich die Anbindung des Neckars an das Innenstadtleben. Hier schlagen die Studierenden unter anderem eine breite Durchgangspassage vom Schlachthofareal direkt zum Fluss und eine Treppenpromenade vor. Die digitale mit der analogen Welt zusammenzubringen, ist ein zentrales Anliegen der Gruppe Leerstandmanagement. Sie regt ein regelmäßiges „Leerstandsmeeting“ mit allen Betroffenen an. Flankierend soll ein Internetportal mit Datenbank Besitzer und Interessenten zusammenbringen. Das Team zum Thema Mobilität möchte die Autos ganz aus der Altstadt verbannen und befürwortet im Gegenzug frei verfügbare E-Bikes und Fahrräder.

Nach den Präsentationen gab es für alle Beteiligten noch Gelegenheit für einen Austausch in lockerer Runde in der Nürtinger Galerie Kunstfleck. „Wir hatten mit dem Projekt den Anspruch, die Hochschule und die Stadt näher zusammenzubringen. Das ist uns gelungen“, so das Fazit von Dirk Funck. Auch die beiden beteiligten Studiengänge, Betriebswirtschaft und Stadtplanung, konnten voneinander lernen. Für die Studierenden sei es ein besonderes und sehr motivierendes Lernerlebnis, ganz konkret und mit Kooperationspartnern vor Ort zu arbeiten. Auf der anderen Seite profitiere die Stadt von den Ideen und dem frischen Blick der Studierenden. „Das war ein verheißungsvoller Auftakt“, so Funck. Nun hofft er auf eine Verstetigung auf Hochschul- wie auf Seite der Kooperationspartner.