Expertise aus Italien, der Türkei und Vietnam

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Visiting Professorship-Programm der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen ermöglicht Lehr- und Forschungsaufenthalt von drei internationalen Professoren

NÜRTINGEN (hfwu). Aus Italien, der Türkei und Vietnam kamen im Wintersemester Professoren im Rahmen des Visiting Professorship-Programms der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen an die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) nach Nürtingen. Die HfWU gilt als Modellhochschule für nachhaltige Entwicklung – ein Interessenschwerpunkt, den die internationalen Wissenschaftler teilen.

Prof. Dr. Hüseyin Öcal ist Finanzmarktexperte, vor allem aber auch leidenschaftlicher Hochschullehrer. „Es macht mich glücklich, Erfahrung und Wissen weiterzugeben“, sagt der Wissenschaftler von der Gelisim Universität in Istanbul. Und der beste Weg etwas zu lernen, sei zu lehren. Das ist seine Erfahrung und das praktiziert er mit seinen Studierenden. Die Arbeit in Gruppen gehört so immer dazu. „Ist ein Student sehr gut, lernen die anderen von ihm. Selbst etwas Gelerntes weitergeben zu können, ist hochmotivierend.“ Neben der Arbeit an der Uni hat Öcal in der Türkei eine eigene Consulting-Firma und langjährige Erfahrung in internationalen Unternehmen. Was der Professor in der Lehre umsetzt kennt er auch aus der Wirtschaft – in der Türkei. „In Deutschland stehen vorgegebene Abläufe im Vordergrund. In der Türkei sind wir mehr flexibel, es gilt eher learning by doing auch wenn mal Fehler passieren,“ berichtet der Ökonom. Neben der Lehrtätigkeit an der HfWU gehörte ein Austausch mit Verantwortlichen der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen zum Programm des Auslandsaufenthalts. Dabei standen die Auswirkungen der Weltwirtschaft auf die deutsche Wirtschaft und insbesondere den Bankensektor im Fokus. Zeit war aber auch für Hobbys. Im Tischtennis hat es Öcal einst in die türkische Landesauswahl geschafft. Für ein paar Trainingseinheiten auf entsprechendem Niveau war er beim Bundesligisten Frickenhausen gerne willkommen.

Vom Visiting Professorship-Programm der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen hörte Dr. Minh Hanh Le zum ersten Mal an ihrer Uni in Vietnam. Das International Office der HfWU hatte die deutsche Hochschule vor Ort vorgestellt und das Gastprofessoren-Programm mit im Gepäck. Der Entschluss für eine Bewerbung war schnell gefasst. „Der Umweltschutz wird in Deutschland ernstgenommen“, sagt die Wirtschaftswissenschaftlerin respektvoll. Ihre Expertise brachte sie an der HfWU unter anderem im Kurs Environmental Economics ein. Als Dozentin an der Vietnamese-German University in Ho-Chi-Minh-Stadt liegt der Brückenschlag nach Deutschland nahe. Ihren Doktor hat die Human-Ressource-Spezialistin an der TU Braunschweig gemacht. Die wissenschaftliche Arbeit von Minh Hanh Le konzentriert sich unter anderem auf die werteorientierte Leistungsmessung und die Bewertung der Effizienz von Banken und Bildungseinrichtungen. „Ich bewundere die deutsche Kultur“, sagt die Mutter von zwei Töchtern von denen eine während ihres Aufenthalts an der HfWU das Hölderlin-Gymnasium in Nürtingen besuchte. Was Planung und Flexibilität der Deutschen angeht, bestätigt sie die Sicht des türkischen Kollegen. „Die Vietnamesen sind flexibler, die Deutschen brauchen eher einen langen Vorlauf“, so Minh Hanh Le. In der Kommunikation spiele bei den Asiaten der Kontext eine wichtige Rolle, den Deutschen gehe es mehr um Inhalte. Allerdings, so ihre Beobachtung, verschwimmen solche kulturellen Unterschiede in der internationalen Wirtschaftswelt immer mehr.

Dritter im Bunde der KSK-Professoren an der HfWU war im Wintersemester Dr. Mario Nicoliello. Nicht ausgeschlossen, dass Hüseyin Öcal und Minh Hanh Le seinem Beispiel folgen. Der Wirtschaftswissenschaftler von der italienischen Uni im lombardischen Brescia war bereits 2020 für einen Lehr- und Forschungsaufenthalt an der HfWU.