„Es kommt auf den Unterschied an"

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Prof. Dr. Herbert Henzler und die Stipendiatin Rebecca Moog.

-  Beraterlegende und Stipendiengeber Herbert Henzler im Gespräch mit ersten Stipendiatin Rebecca Moog -

NÜRTINGEN. (hfwu) Wir brauchen auch heute eine Elite, sagt Herbert Henzler. An der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) gibt es seit kurzem ein von ihm finanziertes Stipendium. Im Gespräch mit der ersten Stipendiatin erläutert der einst „mächtigste Unternehmensberater Deutschlands“, worauf es beim Weg an die Spitze ankommt und in welcher Hinsicht die Studierenden heute ganz anders sind.

Durchschnitt war er nie. Schon als Kind nicht. Die Erwachsenen staunten nicht schlecht als Henzler bei einem Dorffest in seinem Heimatort Neckarhausen mit amerikanischen Soldaten auf Englisch plauderte. „Durchschnitt haben wir genug, es kommt auf den Unterschied an“, sagt der heute 74-Jährige. Das Handelsblatt nannte ihn einst den „mächtigsten Berater Deutschlands“. Sein Weg nach ganz oben begann mit einer kaufmännischen Lehre, es folgte, ohne die klassische Hochschulreife, das Studium, unter anderem in Berkeley, dann die Promotion und schließlich seine steile Karriere bei McKinsey. Als Deutschlandchef des Beratungsunternehmens wurde Henzler einer breiten Öffentlichkeit bekannt, später auch als Autor von Büchern zu wirtschafts- und sozialpolitischen Themen.

„Ich war schon immer aktiv als Förderer“, antwortet Henzler auf die Frage von Prof. Dr. Silja Grawert, selbst ehemalige McKinsey-Beraterin, was Henzler zu der Studienförderung bewegt hat. Die Wirtschaftsprofessorin hatte sich an der HfWU für die Realisierung des Henzler-Stipendiums eingesetzt. Die Hochschule kennt Henzler als Gastredner und natürlich sei da die Verbundenheit mit der Heimatregion. Vor allem aber ist dem Beraterurgestein daran gelegen, heute selbst jungen Menschen Anschub auf ihrem Karriereweg zu geben. 10.000 Euro ist ihm das jährlich wert. Dieser Förderung soll einen Studienaufenthalt im Ausland erleichtern.

Rebecca Moog ist die Erste, die in den Genuss der Förderung kommt. Mit Henzler hat sie eins gemein und darauf legt ihr Förderer wert: Sie ist viel mehr als Durchschnitt. Mit hervorragenden Noten und ihrem sozialen Engagement in verschiedenen Projekten an der Hochschule hat sie sich gegen die Mitbewerber um das „Herbert-Henzler-Stipendium“ durchgesetzt. Moog plant mit der Studienförderung im Gepäck einen Master-Doppelabschluss in Schottland. „Die Last der Studiengebühren und die hohen Lebenshaltungskosten habe ich jetzt nicht mehr auf den Schultern“, sagt die zielstrebige Studentin. Zu ihrem HfWU-Master in International Finance will sie den schottischen in „Entrepreneurship and Innovation“ dazupacken. Dadurch fachlich ganz unterschiedliche Perspektiven auf das Wirtschaftsgeschehen einnehmen zu können ist ihr wichtig. Ihr Allrounder-Know-how später bei einem Unternehmen wie McKinsey einzubringen, kann sie sich durchaus vorstellen.

Unternehmensberater, das sind die unterkühlten Analysten für die letztendlich immer nur die Zahlen stimmen müssen? Diese Bild rückt Henzler zurecht. „Das intellektuelle Potenzial haben viele, was den Unterschied macht ist die soziale Kompetenz.“ Gerade Letzteres zeichne eine echte Führungskraft aus. Die jungen Menschen heute hätten viel mehr Möglichkeiten, zugleich sei aber auch der Wettbewerb schärfer geworden, insbesondere unter den Studierenden. „Wir waren damals viel mehr politisiert, der Vietnamkrieg, die gesellschaftlichen Veränderungen, all das hat uns bewegt“, sagt der Amerika-Liebhaber. Ein ausgeprägtes politisches Interesse sieht er bei den Studierenden, mit denen er es als Honorarprofessor an der Uni München zu tun hat, dagegen heute nicht.

Rebecca Moog betont mit Blick auf die Sozialkompetenzen, dass es nicht darum gehe, noch eine Zusatzqualifikation zu erwerben, die sich gut im Lebenslauf macht. Für sie ist das gemeinschaftliche Engagement, wie auch ein Auslandstudium, ein wichtiger Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung. Ihr Förderer hat keine Zweifel, dass sie, ganz wie er, ihren Weg machen wird. „So wie Frau Moog ihr Leben bisher gestaltet hat, zeigt sie: Sie macht einen Unterschied – genau solche Menschen brauchen wir heute.“

Udo Renner, 6.6.2016

Die Videoaufzeichnung des Gesprächs findet sich auf YouTube https://youtu.be/FDmnWcjeyikr