Erste Konferenz der Young Professionals zur Zukunft des Ökologischen Landbaus

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Norbert Lins, der Vorsitzende des Agrarausschusses des Europaparlaments, hat sich mit seinem Team viel vorge-nommen: Der Anteil des Ökolandbaus soll EU-weit in den nächsten Jahren auf 25 Prozent steigen.

Marie Tigges, erfolgreiche Agrarbloggerin, nimmt täglich über 13.000 Follower direkt mit auf den Tiggeshof.

- Dialog über vier Bildungseinrichtungen, darunter die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU); Konferenz mit über 300 Teilnehmern Anfang Mai -

Über 300 Teilnehmer starteten Anfang Mai in die erste übergreifende Konferenz der Young Professionals zum Thema „Zukunft des Ökolandbaus“ in Baden-Württemberg. Das einmalige und neue Veranstaltungskonzept initiierte den Dialog zwischen vier verschiedenen Bildungseinrichtungen: der Universität Hohenheim in Stuttgart, der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), Studierenden der Fachschulklasse für Ökologischen Landbau Emmendingen und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn. Ziel der Veranstaltung war es, unterschiedliche Sichtweisen auszutauschen, um den Ökologischen Landbau weiter zu entwickeln.

Der Verzicht auf mineralische Stickstoffdüngemittel und chemische-synthetischen Pflanzenschutz sowie die Flächenbindung der Tierhaltung machen den Ökologischen Landbau zu einem besonders nachhaltigen und ressourcenschonenden Anbausystem; der Flächenanteil des Ökologischen Landbaus ist ein Schlüsselindikator der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. Martin Ries vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und Norbert Lins, der Vorsitzende des Agrarausschusses des Europaparlaments, sprachen in ihren Begrüßungsworten von den ambitionierten Zielen der Politik: Die Europäische Union will den Anteil des Ökolandbaus in Europa auf 25 Prozent steigern, der neue Koalitionsvertrag in Baden-Württemberg sieht sogar eine Ausweitung auf 30-40 Prozent vor. Mit einem Anteil von derzeit 7,8 Prozent an der landwirtschaftlich genutzten Fläche (Statistisches Bundesamt 2019) ist Deutschland derzeit noch weit entfernt von diesem Ziel. Forschung und Wissenschaft sind wichtige Gesprächspartner für die Politik, um neue Strukturen in der Landwirtschaft zu etablieren. „Die Einladung nach Brüssel steht“, verkündete Norbert Lins mit einem Ausblick auf die Zeit nach der Pandemie.

Austausch über alle Wertschöpfungsstufen und mehrere Generationen hinweg

Prof. Dr. Sabine Zikelli vom Zentrum für Ökologischen Landbau an der Universität Hohenheim beschreibt die Initialzündung hinter der Konferenz. „Unsere Idee war es, Studierendengruppen aus verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette zusammen zu bringen und einen ersten Austausch zu ermöglichen - beginnend bei der Produktion der Lebensmittel auf dem Acker bis hin zum fertigen Produkt in Handel und Gastronomie. Um den Ökolandbau mit neuen Ideen voranzubringen, ist dieser Transfer dringend notwendig“. Sieben Studierendengruppen tauschten ihre Perspektiven zu verschiedenen Themen des Ökologischen Landbaus in fünfminütigen Pitches untereinander aus. Der Dialog wurde nicht nur im Chat und unter Moderation der drei Professorinnen geführt, sondern auch von langjährigen Expert*innen unterstützt. Mitglieder des Expertenpanels wie Sophie von Lilienfeld-Toal, Geschäftsführende Gesellschafterin der Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik, Dr. Alexander Beck, Geschäftsführender Vorstand der AöL e.V. und Dr. Robert Hermanowski, Geschäftsführer FiBL Deutschland, brachten ihre Sichtweisen in die Diskussion mit ein.

„Insofern war die Konferenz nicht nur ein Austausch über die Studienformate hinweg, es entwickelte sich auch ein reger Generationendialog. Neue Ideen wurden mit denen der erfahrenen Wissenschaftler zusammengeführt. Das war nicht nur spannend für die Studierenden, sondern auch für langjährige Experten wie Robert Hermanowski, denn junge Menschen sind einfach näher an der Zielgruppe von morgen“, freute sich Prof. Dr. Maria Müller-Lindenlauf von der HfWU über den Erfolg der Veranstaltung.

Vom Ökolabeldschungel bis zu Innovationen in der Vermarktung

In den Breakout-Sessions fanden sich kleinere Studierendengruppen zusammen, um Entwicklungsperspektiven im Ökolandbau, neue gesellschaftliche Strukturen, Vermarktungskonzepte, den Ökolabeldschungel und Innovationen im Landbau zu diskutieren. Prof. Dr. Carolyn Hutter von der DHBW Heilbronn, begleitete die Diskussion zum Thema zu den Potentialen und Innovationen der Biomärkte“: „Viele Konsumenten fordern immer noch zu jeder Tages- und Jahreszeit das gleiche Angebot in den Supermarktregalen. Das ist möglich, aber nicht umweltverträglich. Projekte wie die Studierendenkonferenz schaffen nicht nur eine engere Zusammenarbeit zwischen den Institutionen, sondern dienen letztendlich auch der Bildung der Verbraucher. Für die Zukunft wollen wir weitere gemeinsame kleinere Formate entwickeln, die den Austausch noch intensiver gestalten.“

Hohe Forderungen brauchen hohe Zahlungsbereitschaft und aufgeklärte Verbraucher

Während die Konsumenten sich immer mehr von der Landwirtschaft entfremden, stellen sie gleichzeitig hohe Anforderungen an ihre Lebensmittel. Die Folgen der Entfremdung: ein zunehmend ausgeprägter Effizienzdruck im Ökolandbau. In ihrem Pitch und der Diskussion forderten die Studierenden der Fachschulklasse Ökologischer Landbau, noch zielgerichteter beim Thema Bildung anzusetzen. „Es braucht aufgeklärte Konsumenten die bereit sind für Ökoprodukte mehr Geld auszugeben“. Gemeinsames Kochen in Kitas und Schulen, ergänzende Unterrichtsinhalte und Fächer, in denen die Thematiken Ernährung und Landwirtschaft behandelt werden, sowie Pflichtpraktika auf Höfen gehören zu den genannten Vorschlägen. Nach der Veranstaltung gingen die intensiven Debatten zum Ökolandbau auch innerhalb der Fachschulklasse weiter.

 

Bildung, immer wieder Bildung

Für die Zukunft des Ökolandbaus spielt Aufklärung eine der Hauptrollen. Das zeigte der Impulsvortrag der Agrarbloggerin und Biobäuerin Marie Tigges. Dem Alltag auf dem Tigges-Biohof folgen mittlerweile über 13.000 Abonnenten auf Instagram. Die Follower sind live dabei, wenn Marie Tigges die Felder pflügt, ein Kalb geboren wird oder Tigges Wetterextreme und politische Entscheidungen kommentiert. Das Konzept geht auf: Die Bloggerin erreichen täglich viele Fragen. Der Austausch schafft Vertrauen und Nähe und überbrückt die Distanz zwischen den Verbrauchern und der Landwirtschaft.

 

Ansprechpartnerin für die Medien:

Jana Elsner

Hochschulkommunikation

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