Ein lichter Raum namens Tag

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- Abschlussaufführung Studierende Theatertherapie; Einnahmen der Aufführung für Nürtinger Flüchtlingsnetzwerk NFANT e.V. -

NÜRTINGEN(pm). Mit einer öffentlichen Aufführung schlossen Studierenden der Theatertherapie an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) das Sommersemester ab. Mehr als 200 Euro kamen bei dem Abend an Spenden zusammen. Das Geld erhält das Nürtinger Flüchtlingsnetzwerk NFANT e.V.

Eigentlich ging es um eine Prüfungsleistung. Doch dieser Umstand war an diesem Theaterabend im Nürtinger Schlosskeller kaum präsent. Circa 90 Gäste waren zu der öffentlichen Aufführung des Semesterprojektes der Theatertherapie-Studierenden gekommen. Die 13 Studierenden des vierten Semesters hatten gemeinsam ein Semester lang an dem Theaterstück „Ein Lichter Raum Namens Tag“ gearbeitet. „Wir haben nicht nur unseren eigenen Probenplan entworfen, sondern auch das Bühnenbild selbst gebaut, Kostüme entworfen und auch eigene Szenen geschrieben“, resümierte der Regisseur, selbst auch Student, Tobias Constien. „Wir haben so dem Stück von vorne bis hinten unseren eigenen Stempel aufgedrückt.“

„Ein Lichter Raum Namens Tag“, geschrieben 1985 von dem US-Amerikaner Tony Kushner handelt von den letzten Jahren und dem schlussendlichen Untergang der Weimarer Republik. Im Wohnzimmer von Agnes Eggeling in Berlin trifft sich regelmäßig eine kleine Freundesgruppe von Künstlern und linken-politischen Aktivisten, die zwar zu anfangs noch ausgelassen feiern, doch zum Ende hin nach und nach enttäuscht Deutschland verlassen. Nur Agnes bleibt allein zurück. Hier setzten die neuen Szenen, die sich die Studierenden selbst ausgedacht haben, an. Agnes ist nun im Altersheim und ihre Wohnung wird von ihrem Enkelsohn David übernommen der dort eine WG gründet, in die Rabia, eine geflohene Journalistin aus der Türkei, einzieht. Beide Geschichten setzten die Studierenden jedoch nicht chronologisch aneinandergesetzt, sondern verwoben sie raffiniert miteinander. „Die Geschichte wiederholt sich doch, erst als Tragödie, dann als Farce“, prophezeit der Filmemacher Husz aus dem alten Teil des Stückes. Und tatsächlich: das Stück vermittelt mitunter eine beklemmende Aktualität mit seinen Parallelen zwischen den Jahren 1932 und 2019.

„Das war sehr bewegend“, fasste Martin Häberle den Theaterabend zusammen, „unfassbar wie aktuell diese Themen immer noch sind.“ Häberle ist der Vorsitzende des Fördervereins NFANT e.V., welcher sich um die Arbeit mit Geflohenen und Asylbewerbern in und um Nürtingen kümmert. Die Theatertherapie-Studierenden hatten sich schon zu Beginn ihrer Probenarbeit dazu entschlossen alle Einnahmen des Abends zu diesem Zweck zu spenden. „Jeder weiß, dass die Geschichte von 1932 kein gutes Ende nimmt. Aber die Geschichte von 2019 ist noch nicht fertiggeschrieben. Es liegt in unserer Verantwortung wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. "Der Verein NFANT setzt hierzu die richtigen Schwerpunkte,“ begründet Tobias Constien diese Entscheidung. Insgesamt kamen an dem Abend Spenden im Wert von über 200 Euro zusammen, die an den Verein übergeben wurden.

Das Studium der Theatertherapie an der HfWU, ein einzigartiger Studiengang in Deutschland, hat nicht nur einen psychodynamischen und therapeutischen Schwerpunkt, sondern vor allem auch einen schauspielerisch-künstlerischen. Performances und Aufführungen sind daher auch immer wieder Teil des Studiums.