Ein grünes Wohnzimmer für die Stadt

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Der Platz „Am Obertor“ und die angrenzende Seitenstraße standen im Fokus eines studentischen Projekts.

Drei Projektgruppen stellten unter verschiedenen Blickwinkeln Ideen für die Neugestaltung des „Obertors“ vor.

- Projekt im Studiengang Stadtplanung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen macht Vorschläge für Neugestaltung Nürtinger Quartier Obertor -

NÜRTINGEN(hfwu). Im Sommersemester haben Studierende für eine Belebung des Platzes „Am Obertor“ in Nürtingen Ideen entwickelt. Mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse, einer Podiumsrunde, Poster-Präsentationen und einem Film fand das Projekt im Studiengang Stadtplanung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) seinen Abschluss.

Gut ein Dutzend Personen umfasst der Kreis der am Projekt „Obertorium“ beteiligten Dozenten, Referenten und Experten. Zum Abschluss aber sollten ganz bewusst die Macherinnen und Macher im Mittelpunkt stehen, die Studierenden. Ihre Arbeit stellten Stephan Marius Krickl, Janne Singhofen und Daria Schwitallik zusammen mit Kommilitonen aus dem zweiten Semester Stadtplanung im Stadtbüro der Nürtinger Zeitung vor.

„Obertorium“ als Projektbezeichnung führt „Obertor“ und „Laboratorium“ zusammen. Damit soll zum Ausdruck kommen, dass das Projekt und die entwickelten Ideen offen und als Prozess zu verstehen sind. Nicht Baupläne stehen dabei im Mittelpunkt, sondern der Mensch und die Stadtgesellschaft. Ein Grundgedanke, der sich durch die Präsentationen der drei studentischen Teilgruppen zog, die sich auf die Schwerpunkte Ästhetik, Teilhabe und Gemeinwohl konzentrierten.

Die Gruppe „Gestaltung und Ästhetik“ bemängelt, dass die Nürtinger Innenstadt generell zu wenig Grünflächen habe. Dem Obertor fehle zudem der „Genius loci“, der „Geist des Ortes“, ein besonderer Charakter. Der, so der Vorschlag der Studierenden, sollte vor allem grün sein: mit Beeten unter einer Glasplatte im Boden, mobilen Bäumen in Kübeln, aber auch barrierefrei für Ältere und Behinderte. So könnte der jetzige Durchgangsort zum Aufenthaltsort werden.

Die KAP-Stadt-Gruppe schließt insbesondere die Anrainer in ihre Überlegungen mit ein. Kommunikativ, aktivierend und partizipativ (KAP) will sie das Quartier gestalten. „Stadtplanung sollte nicht von oben herab oder gar mit festgeschriebenen Zielen betrieben werden“, so die Studierenden. Den Platz am Obertor sehen sie als experimentellen Handlungsraum in einen offenen Beteiligungsprozess.

Auch die Gruppe „Gemeinwohl und Do-ocracy“ stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Das Obertor könnte zum „Wohnzimmer der Stadt“ werden. Ein Zugang mit dem sie sich die Studierenden erschlossen, was dieses Wohnzimmer ausmachen könnte, war die Methode des Storytellings. Sie baten vor allem ältere Interviewpartner, Geschichten und von Erfahrungen zu erzählen, die sie mit dem Quartiersplatz verbinden. Und ein „Wohnzimmer“ soll der Platz tatsächlich werden: Mobile Sitzmöbel sollten angeschafft werden, so der Vorschlag der Projektgruppe, „wir wollen den Menschen eine „Ortsaneignung ermöglichen“.

Lobende Worte fanden die Studierenden für ihren Professor Oliver Frey. Er habe das Maß an Begegnung vor Ort möglich gemacht, das unter den erschwerten Corona-Bedingungen möglich gewesen sei, etwa die Begehung des Stadtteils und eine hybride Online- und Vorortveranstaltung zu Beginn des Projekts. Frey appellierte daran, die Hochschule und ihre Ressourcen noch enger mit der Stadt zu verbinden, sei es die wissenschaftliche Expertise oder konkrete Ideen wie die aus dem Obertorprojekt.

Nach ihren Präsentationen stellten die Studierenden einen Film vor, der Entstehung und Verlauf des Gesamtprojekts dokumentiert. Zum Abschluss ordnete eine Podiumsrunde mit Felicitas Wehnert (Kuratorium Bürgerstiftung Nürtingen), Student Wendelin Grüger, Oliver Frey und Markus Krichenbauer (Nürtinger Zeitung) die Ergebnisse des Projekts stadtgesellschaftlich und hinsichtlich der Umsetzbarkeit der vielfältigen Vorschläge ein.