Digitale Nachhaltigkeit erst am Anfang

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Die Moderatoren Christian Arndt und Stefan Detscher zusammen mit den Referenten Martin Handschuh und Markus Besch (v.l.) in der „Futurebox“.

CDR- und Social-Media-Experte Markus Besch.

Dr. Martin Handschuh, Gründer und Geschäftsführer der eco2nomy GmbH.

- Studium generale-Abend befasste sich mit Thema „Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ -

NÜRTINGEN(hfwu). Nachhaltigkeit durch Digitalisierung und die Digitalisierung selbst nachhaltig gestalten, in beiden Bereichen steht Deutschland erst ganz am Anfang. Dies war ein Befund eines Studium-generale-Abends an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Auch darum ging es, welche Rolle das persönliche Verhalten spielt und warum der Fußballer Cristiano Ronaldo hier nicht unbedingt ein Vorbild ist.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Bei ihrem Schaffen an der HfWU steht bei Stefan Detscher und Christian Arndt das ein und das andere Themenfeld im Mittelpunkt. Dass sie durch den Abend führen, der beide Themenfelder verknüpft, lag auf der Hand. Prof. Dr. Stefan Detscher, Leiter der Digital Business School an der HfWU und Prof. Dr. Christian Arndt, Leiter des Zentrums für Nachhaltige Entwicklung (ZNE) hatten Macher aus der Praxis eingeladen. Markus Besch, Experte für Corporate Digital Responsibility und Gründer eines internationalen Social Media Instituts, und Dr. Martin Handschuh, Harvard-Post-Doc und Gründer der eco2nomy GmbH.

„Nur gut drei Prozent der Unternehmen in Deutschland befassen sich systematisch mit dem Thema Digitalisierung und Nachhaltigkeit“, so der Befund von Besch. An Beispielen machte der Vorstand der NextDBI AG die verschiedenen Möglichkeiten – Nachhaltigkeit durch Digitalisierung und nachhaltige Digitalisierung selbst – deutlich. Digitalisierung ermögliche etwa Energiesysteme effizienter zu betreiben und zu überwachen. Web-Meetings verringern Reisen mit dem Auto oder dem Flugzeug. Elektronische Bilderkennung wird in der Abfallwirtschaft eingesetzt. Die Digitalisierung selbst nachhaltiger organisieren, das könne man zum Beispiel, indem Rechenzentren mit nachhaltigem Strom betrieben werden und die Abwärme zurückgewonnen werde. Weltweit werde dies aber zurzeit nur bei rund zehn Prozent der Serverräume so gemacht. Mit einer Datensparsamkeit, mit jeder nicht verschickten Mail und jedem nicht abgesetztem Posting, könne aber auch jeder selbst zu einer nachhaltigen Digitalisierung beitragen. Um das Bewusstsein für diese Zusammenhänge voranzubringen engagiert sich Besch für mehr Corporate Digital Responsibilty (CDR), also das Bestreben von Unternehmen, digitale Technologien sozial, wirtschaftlich und ökologisch verantwortungsvoll zu nutzen. In Zusammenarbeit mit anderen Organisationen arbeitet Besch an der Weiterentwicklung von allgemein gültigen CDR-Codizes.

Wie nachhaltige Digitalisierung im Immobiliensektor realisiert werden kann, das gehört zum Geschäftsmodell des Beratungsunternehmens eco2nomy. „In der aktuellen Energiekrise liegt geopolitischer und sozialer Sprengstoff“, ist der Chef und Gründer der Stuttgarter Firma, Dr. Martin Handschuh, überzeugt. In der bestehenden Transformation sei es mehr als je zu vor notwindig, wirtschaftliche, ökologische vor allem aber auch soziale Aspekte unter einen Hut zu bringen. Und dazu bedürfte es „der Digitalisierung an allen Stellen“. Das Unternehmen eco2nomy bietet vor diesem Hintergrund für große Immobilienbestände eine Portfolioanalyse und eine „Klima-Roadmap“ an und erarbeitet jeweils angepasste Strategien für die praktische Umsetzung.

Bei allem Einsatz von moderner Technologie und Digitalisierung, es bleibt der Faktor Mensch, betont auch Handschuh. „Häuser sind auf dem Papier oft super energieeffizient. Wenn man sich aber anschaut, wie die Gebäude tatsächlich genutzt werden, dann kommt man zu anderen Energieverbräuchen.“ Durch umsichtiges Verhalten, etwa beim Lüften und Duschen, und mit digitaler Unterstützung, sei eine 20prozentige Energieeinsparung ohne merkliche Komforteinbußen möglich. Wie viel Energie die Menschen oft gedankenlos verbrauchen, dafür hatte auch Besch ein weiteres Beispiel. Nur ein einziges Posting von Fußballstar Cristiano Ronaldo mit seinen 500 Millionen Followern auf Instagram verursacht einen Energieverbrauch so hoch wie von 18 durchschnittlichen Haushalten in einem ganzen Jahr.

Die Studium-generale-Veranstaltung fand vor Ort in der Futurbox, dem Gründerzentrum der HfWU in Nürtingen, und online übertragen statt. Moderiert von Stefan Detscher und Christian Arndt folgte den Referaten der beiden Digtal-Experten aus der Praxis eine angeregte Diskussion mit den rund 50 Teilnehmenden.