Die Bevölkerung altert – eine Zeitbombe!

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- Abschlussfeier im neuen Fachbereich 2 der Fachhochschule Nürtingen -
Nürtingen. (mwk/pm) Zum ersten Mal wurden die Absolventinnen und Absolventen der Studiengänge Agrarwirtschaft, Internationales Management und Volkswirtschaft an der Fachhochschule Nürtingen gemeinsam verabschiedet. Diese Studiengänge bilden den neuen Fachbereichs der Fachhochschule, die seit dem letzten Wintersemester eine neue Fachbereichstruktur besitzt. Dr. Gisela Meister-Scheufelen, die Präsidentin des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, hielt den Festvortrag, bei der Abschlussfeier. Die Alterung der Bevölkerung und die Globalisierung der Wirtschaft waren zwei der „Megatrends in Gesellschaft, Wirtschaft und Arbeitswelt“, die die Gastrednerin am vergangenen Freitag in der Nürtinger Kreuzkirche darstelle.

Meister-Scheufelen beschreib die zentralen Probleme, von deren Bewältigung die Zukunft Deutschlands abhängt – und damit auch das Berufs- und Privatleben der Absolventinnen und Absolventen. Dies seien die Alterung der Bevölkerung und die Globalisierung der Wirtschaft, weil sie sich auf Grund ihrer breiten und langanhaltenden Wirkung „einer kurz- und mittelfristigen Steuerung vollständig entziehen.“ Die Globalisierung intensiviere den Wettbewerb und beschleunige den Strukturwandel in allen Bereichen. Die Bevölkerung in Deutschland schrumpfe und altere schneller als die meisten Länder dieser Welt, weil hierzulande die Geburtenrate schon lange besonders niedrig sei. Bereits im Jahr 2000 habe es mehr Menschen über 60 Jahren gegeben als unter 20 Jahren. Im Jahr 2050 könnten auf jeden Jugendlichen schon zwei Senioren kommen und auf 100 Erwerbstätige schon 72 Rentner (gegenüber 40 heute).
Die Wirkungen der Globalisierung auf Wirtschaft und Gesellschaft sind für Gisela Meister-Scheufelen durchschlagend, werden jedoch „bereits in wenigen Jahren“ von den Folgen der Alterung „weit in den Schatten“ gestellt. In der Wirtschaft wirke die Globalisierung dem bevölkerungsbedingten Nachfragerückgang entgegen. Dazu müsse es allerdings gelingen, die Wettbewerbsvorsprünge bei wissensintensiven Gütern und Dienstleistungen zu halten oder auszubauen. Dies erfordere eine steigende Qualifikation und Flexibilität der Arbeitskräfte – und werde durch die Alterung der Bevölkerung erschwert. Deshalb komme es darauf an, „vorhandene Qualifikationsreserven auszuschöpfen“. Reserven lägen vor allem bei Frauen und Ausländern, aber auch in einer kontinuierlichen Weiterbildung aller Beschäftigten und einer höheren Erwerbsquote der älteren Beschäftigten. Das federe zugleich den Druck auf den unumgänglichen Umbau der Sozialversicherungssysteme ab. Darüber hinaus müsse eine neue Balance zwischen Arbeit und Privatleben gefunden werden. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Rahmenbedingungen für Familien müssten grundlegend verbessert werden.
Vor dem Festvortrag hatte der Rektor der Fachhochschule Nürtingen, Prof. Dipl.-Ing. Klaus Fischer, die Absolventinnen und Absolventen zum erfolgreichen Abschluss beglückwünscht und sie ermutigt, in Beruf und Privatleben ihre persönlichen Ziele in gesellschaftlicher Verantwortung zu verfolgen.
Nach dem Festvortrag folgte zunächst die Verleihung der Preise. Ausgezeichnet wurden herausragende Leistungen im Studium. Dazu gehörte auch ein Preis für besonderes überfachliches Engagement; er ging an die Gründerin der studentischen Initiative AG VWL, die im Studiengang Volkswirtschaft zu besseren Studienbedingungen beiträgt. Die Bücher-, Geld- und Sachpreise wurden von Vertreter/innen der Sponsoren überreicht - darunter Hochschulbund Nürtingen/Geislingen, namhafte Unternehmen aus dem Agribusiness und DaimlerChrysler (Abteilung Economic Research).
Im Anschluss übergaben die Leiter/innen der Studiengänge die Urkunden und Zeugnisse an über 60 Absolventinnen und Absolventen. Sie stammten aus vielen Ländern dieser Welt – namentlich im Studiengang Internationales Management, der zu einem Master-Abschluss führt und ein Erststudium voraussetzt. In den grundständigen Studiengängen Agrarwirtschaft und Volkswirtschaft wurde dagegen das Diplom verliehen. Mit jedem der drei Abschlüsse verläuft der Berufseinstieg trotz der schwierigen Arbeitsmarktsituation überaus erfolgreich: Die meisten Abgänger/innen haben schon eine attraktive Stelle gefunden, konnten oft sogar zwischen mehreren Angeboten wählen. Abschließend dankte der Dekan, Prof. Dr. Karl-Heinz Kappelmann, der Festrednerin und allen weiteren Beteiligten – darunter den Musikerinnen Erika Mändle und Gisela Roll-Russ.