Didaktik 4.0 – Hochschuldidaktisches Netzwerktreffen

Veröffentlicht am |

Ein Miniroboter veranschaulicht maschinelles Lernen. (Foto: HfWU/renner)

Prof. Dr. Thomas Ginter stellt "Trello" vor. (Foto: HfWU/renner)

- Innovative Lehr- und Lernkonzepte, „Hochschuldidaktisches Netzwerktreffen“ an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen -

NÜRTINGEN (hfwu). Instagram, Gamification oder klassisch mit Tafel und Kreide – wie sich neue digitale und bewährte alte Instrumente für innovative Unterrichtsmethoden nutzbar machen lassen, darüber tauschten sich Experten an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) aus.

Er sieht aus wie eine Kreuzung des Astro-Droiden R2-D2 und einer Schneekugel. Zum Einsatz kommt der Zwergroboter aber nicht im Kinderzimmer, sondern im Hörsaal. HfWU-Professor Dr. Mathias Engel nutzt ihn, um seinen Studierenden die Grundzüge maschinellen Lernens zu verdeutlichen. Auch eine Abwandlung von World of Warcraft, eines der weltweit erfolgreichsten Computerspiele, baut der Hochschullehrer in seinen Unterricht ein. „Gerade bei den unbeliebten Fächern herrscht bei den Studierenden oft ein Gefühl zwischen Angst und Langeweile“, erläutert Engel. Der spielerische Zugang könne diese Widerstände auflösen. Im besten Fall entstehe ein „Flow“. Die Studierenden vertiefen sich höchst konzentriert in ein Spiel und lernen dabei zum Beispiel die Prinzipien eines abstrakten Modells zu verstehen.

Die Angst vor gehassten Fächern wie Statistik zu verringern, darum geht es auch HfWU-Professor Dr. Holger Fink. Er nutzt den Online-Dienst Instagram, um Fotos und Videos von sich zu teilen. „Sich selbstironisch, spaßig oder einfach in Alltagssituationen zu zeigen, dokumentiert, dass Statistiker auch ganz normale Menschen sind“, sagt Fink. Auch wenn die meisten Postings einen aktuellen Bezug zur Statistik oder Finanzmathematik haben, ist dem Mathematiker wichtig, dass es dabei nicht um zusätzliche Wissensvermittlung geht. Alles was auf Instagram thematisiert wird, ist auch Gegenstand seiner Vorlesungen. „Es geht darum, eine entspannte Atmosphäre zwischen dem Professor und den Studierenden zu erzeugen. Letztendlich kann dies auch zu einer besseren Lernatmosphäre beitragen.“ Ob das gelingt, lässt sich schwer messen. Sein Angebot jedenfalls kommt an. Fink hat über 600 Instagram-Follower. Zweifellos aber, so die Erfahrung des Professors, fördert seine Instagram-Aktivität nicht nur die virtuellen Kontakte. Auch die realen profitieren. „Nach im Büro gemachten Live-Videos klopft es öfter an der Tür. Die Studis sehen, er ist gerade da und kommen prompt vorbei, wenn es noch Fragen zur Vorlesung gibt.“

Ihre Erfahrungen mit dem Einsatz von digitalen Medien stellten die Professoren im Rahmen des „Hochschuldidaktischen Netzwerktreffens“ an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen vor. Das Treffen soll den Lehrenden Gelegenheit geben, Erfahrungen mit neuen didaktischen Methoden auszutauschen und Anregungen bezüglich neuer Instrumente zu erhalten. Ein zusätzlicher Workshop richtet sich zudem gezielt an neuberufene Professorinnen und Professoren und gibt diesen Tipps, wie Vorlesungen und Seminare lerngerecht gestaltet werden können.

Optimaler Lerneffekt und maximale Aufmerksamkeit sind nicht notwendiger Weise nur mit digitalen Medien zu erzielen. Klug eingesetzt und mit einer entsprechenden Aufgabenstellung tun es auch ganz klassisch Tafel und Kreide. Im BWL-Seminar von Professor Dr. Robert Gabriel haben die Studierenden die Aufgabe Erfolgsfaktoren, beispielsweise des E-Autoherstellers Tesla, zu identifizieren und die Firmenstrategie zeichnerisch an der Tafel darzustellen. „Grundgedanke ist, dass die eigene Visualisierung die Studierenden dazu bringt, sich den eigentlichen Kern ihres Vortrags klar zu machen“, erklärt Gabriel. Zudem zeige die Erfahrung, dass die Inhalte der Referate besser behalten werden, wenn die Studierenden diese freihändig mit eigenen kreativen Elementen und symbolischen Zeichen veranschaulichen.

Kann eine hohe Standardisierung bei der Erschließung eines Sachverhalts hinderlich sein, so ist diese beim wissenschaftlichen Arbeiten unabdingbar. Was ist Forschungsdesign? Wie werden Hypothesen formuliert und geprüft? Um solche Fragen geht es bei der „Lernplattform zum wissenschaftlichen Arbeiten an der HfWU“. Das von Professor Dr. Dirk Funck initiierte Projekt will vor allem anhand von kurzen Lehr- und Lernvideos den Studierenden zeigen, wie wissenschaftliches Arbeiten geht. Die Vermittlerrolle im Video sollen dabei die Studis vorwiegend selbst übernehmen. Aber auch Zeichentrickfilme, animierte Diagramme und Texte könnten Inhalte der geplanten Lernplattform sein.

Als weiteren ebenfalls digitalen Didaktik-Tipp stellte Professor Dr. Thomas Ginter die Projektmanagement-Software Trello vor. Sie hat sich bereits im HfWU-Masterstudiengang Organisationsdesign bewährt. Mit ihr lässt sich das organische Entstehen und Wachsen eines Projekts von jedem Mitstreiter in Echtzeit am PC oder auf dem Smartphone verfolgen und mitgestalten. Die Studierenden lernen durch die hohe Transparenz und die Vielfältigkeit der Darstellungs- und Kommunikationsmöglichkeiten der Plattform, Aufgaben sinnvoll zu strukturieren, mit allen erforderlichen Partnern zu kooperieren und sich thematisch zu vernetzen.

Dr. Ellen Fetzer stellte abschließend das „Hochschulnetzwerk Digitalisierung der Lehre Baden-Württemberg“ (HND BW) vor. Das von der Landesregierung initiierte Programm zielt darauf, den Unterricht mit den durch den technologischen Fortschritt hervorgebrachten neuen Möglichkeiten weiterzuentwickeln. Im Mittelpunkt stehen dabei unter anderem zeit- und ortsunabhängige Lehrformen und neue Lernmöglichkeiten. Mit dem Programm sollen die Hochschulen zudem in diesem Bereich noch besser vernetzt, Synergien genutzt und teure Parallelstrukturen vermieden werden.

Der Erfahrungsaustausch unter den Lehrenden an der HfWU in Sachen innovative Lehrkonzepte- und methoden soll fortgesetzt werden. Das nächste „Hochschuldidaktische Netzwerktreffen“ ist für Ende des Sommersemesters geplant.