„Das Wissenschaftssystem selbst ist gerecht“

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Prof. Dr. Carola Pekrun

Dr. Dorothee Apfel

„Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft“; Frauen in der Wissenschaft an der HfWU

NÜRTINGEN (hfwu). Mehr Professorinnen, ein Drittel Frauen unter den Lehrbeauftragten, verschiedene Förderprogramme. An der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) hat sich einiges getan in Sachen Frauen in der Wissenschaft. Vor dem Hintergrund des „Internationalen Tags der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft“ am 11. Februar berichten zwei Forscherinnen aus zwei Generationen von ihren Erfahrungen und worauf es eigentlich ankommt im Wissenschaftsbetrieb.

Mit knapp 27 Prozent Professorinnen liegt die HfWU über dem Landesdurchschnitt von 23 Prozent. Der Trend bei den Professorinnen ging in den vergangenen Jahren an der Hochschule stetig nach oben. Aber auch 27 Prozent sind von einem gleichen Anteil von Frauen und Männern noch weit entfernt. „Wir brauchen die männlichen Rollenmodelle, die es anders machen“, ist Carola Pekrun überzeugt. Auch wenn seit einigen Jahren ein grundlegender Wandel zu sehen sei. „Wir brauchen Frauen in der Wissenschaft und generell auch mehr in Entscheidungspositionen, weil sie eine andere Perspektive einbringen“, sagt die Prorektorin für Forschung und Transfer an der HfWU. Davon würden beide Seiten profitieren.

Ihr Mann hielt ihr seit Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn vor 20 Jahren den Rücken frei. Er übernahm einen großen Teil der Familienarbeit. Damals war das die Ausnahme. „Heute entscheiden sich immer mehr Männer auch für zuhause und erfahren dann die gleichen Nachteile beim Weiterkommen wie die Frauen“, so Pekrun. Denn worauf es ankomme sei nicht das Geschlecht. Im stark wettbewerbsorientierten Wissenschaftsbetrieb zähle letztendlich die Leistung.

Dr. Dorothee Apfel sieht das ähnlich. „Bezüglich der wissenschaftlichen Leistung ist das System ziemlich gerecht“, so die Erfahrung der Wirtschaftsgeographin. Das Problem sieht auch sie für Frauen darin, die Betreuungszeiten zu Hause mit der wissenschaftlichen Arbeit an der Hochschule unter einen Hut zu bringen. „Das Wissenschaftssystem verlangt nicht eine Frau oder einen Mann, sondern jemanden, der genug Zeit aufbringen kann Positionen auszufüllen.“ Mit den traditionellen Geschlechterrollen ziehen aber dann wieder die Frauen den Kürzeren.

„Ich selbst hatte an der HfWU nie das Gefühl, weil ich eine Frau bin, einen Nachteil zu haben“, sagt die Forscherin. Sie steht am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere. Vor kurzem hat sie an der Uni Tübingen, mitbetreut von der HfWU, mit einem Thema zur Realisierung von erneuerbaren Energien im Senegal ihren Doktor gemacht. „Oft war ich die einzige Frau in Forschungs-Teams“, berichtet Apfel. Negativ habe sich das aber nie ausgewirkt.

Bei den Professorinnen liegt die HfWU über dem Durchschnitt, auch das Rektorat mit 40 Prozent Frauen kann sich sehen lassen. Die Quote der weiblichen Lehrbeauftragten lag in den vergangenen Jahren bei rund einem Drittel. Um diesen Anteil noch zu erhöhen, nimmt die HfWU am Mathilde-Planck-Lehrauftragsprogramm teil. Das vom Wissenschaftsministerium finanzierte Programm wird von der Landeskonferenz der Hochschulgleichstellungsbeauftragten (Lakof BW) umgesetzt. Es zielt darauf, die Zahl der Professorinnen zu erhöhen, indem mehr Lehraufträge an Akademikerinnen vergeben werden. Die HfWU hat zudem einen Berufungsleitfaden entwickelt, der speziell die Belange der Frauen auf dem Weg zu einer Professur in den Blick nimmt. Seit seinem Start vor fünf Jahren mit sieben Hochschulen nimmt die HfWU am Programm „Traumberuf Professorin“ teil, das vom Wissenschaftsministerium und vom Europäischen Sozialfond gefördert wird. Zwei der Teilnehmerinnen haben als Professorin den Sprung an die HfWU geschafft.

Traumberuf Professorin gilt auch für Dorothee Apfel. Zurzeit arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule. Die wissenschaftliche Qualifikation, berufliche Praxis und Lehrerfahrung bringt sie mit, auch an Info-Veranstaltungen der Lakof BW rund um den Professorinnen-Beruf hat sie teilgenommen. Fehlt nur noch die passende Stellenausschreibung. Und dass nicht doch noch schon überkommen geglaubte Geschlechterrollen zum Hindernis werden.