Autoexperte und Leuchtturmbauer - Prof. Dr. Willi Diez verabschiedet

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HfWU-Rektor Prof. Dr. Andreas Frey (links), Prof. Dr. Willi Diez, Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und Diez-Nachfolger Prof. Dr. Stefan Reindl (rechts).

Daimler-Chef Dr. Dieter Zetsche mit Prof. Dr. Willi Diez (Mitte) und seinen Nachfolger Prof. Dr. Stefan Reindl (rechts).

- viel Prominenz bei Verabschiedung von „Auto-Professor“ Dr. Willi Diez in den Ruhestand; Feier an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Geislingen (Steige) -

NÜRTINGEN/GEISLINGEN (hfwu). Ministerin, Daimler-Chef, Porsche-Vertriebsleiter – rund zweihundert Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien verabschiedeten Professor Dr. Willi Diez in den Ruhestand. Der Automobilwirtschaftsexperte gehört seit langen Jahren zu den Vordenkern der Branche. Als Gründer und Leiter hat er das Institut für Automobilwirtschaft (IFA) der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) zu einem der führenden Kompetenzzentren der Branche gemacht.

Der „Auto-Professor“ und der „Auto-Papst“ – auf diese Etiketten legt Willi Diez keinen Wert. Seine Sache ist die sachliche Einordnung von Fakten. „Wir haben immer Ihre messerscharfen Analysen geschätzt“, bringt es Daimler-Chef Dr. Dieter Zetsche bei der feierlichen Verabschiedung des 64-Jährigen auf den Punkt. HfWU-Rektor Prof. Dr. Andreas Frey unterstrich die Verdienste von Diez für die Hochschule: „Er hat die Automobilwirtschaft zu einer Leuchtturmdisziplin an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt ausgebaut – und mit seinem Engagement für den Studiengang zu Beginn wesentlich für den damals noch unsicheren Erhalt des Hochschulstandorts Geislingen beigetragen“.

Diez hatte das IFA im Jahr 1995 gegründet. Das Institut gehört heute zu den wichtigsten Thinktanks der Branche. Es befasst sich mit allen Facetten der Automobilwirtschaft, vom globalen Automobilmarkt und die Industriestruktur, über das Produkt- und Markenmanagement bis hin zu den Hersteller-Händlerbeziehungen. In den vergangenen Jahren analysierten die Automobilwirtschaftsexperten dort im Besonderen auch die Marktchancen alternativer Antriebskonzepte und die Herausforderungen der Digitalisierung. Zahlreiche Studien und Buchveröffentlichungen (von Diez aktuell „Wohin steuert die deutsche Automobilindustrie?“) dokumentieren die vielfältigen Aktivitäten des IFA. Zudem führte das Institut zahlreiche Beratungs- und Studienprojekte für namhafte deutsche Automobilhersteller sowie andere automobilnahe Unternehmen durch.

Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut sprach dem Hochschullehrer Dank aus insbesondere auch als geschätzten Berater für die Politik. „Davon hat auch das Land profitiert. Wir wollen von Ihnen auch als Unruheständler noch hören“, so Hoffmeister-Kraut. Die Ministerin betonte in ihrer Ansprache nicht nur die weit gehenden Herausforderungen einer Branche im Umbruch, sondern auch die damit verbundenen Chancen, bis hin zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Gerade diese Chancen habe Diez immer auch ins Blickfeld gerückt. Willi Diez ist Mitglied des von Ministerpräsident Winfried Kretschmann initiierten Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg, sowie des Lenkungskreises des Transformationsbeirates Automobilwirtschaft unter der Leitung von Hoffmeister-Kraut.

Die steile Karriere von Diez begann mit dem Berufseinstieg bei Daimler. Daran erinnerte der Konzernchef Dieter Zetsche – und an die „scharfe Wende“ hin zu Wissenschaft und Lehre mit der Annahme eines Rufs als erster Automobilwirtschaftsprofessor an einer Fachhochschule. „Das war ein Verlust für Daimler, aber ein Gewinn für die Branche.“ Nicht nehmen ließ es aus der Branche unter anderen auch Klaus Zellmer, Vertriebschef Porsche Nordamerika, seinen vormaligen Professor persönlich in den Ruhestand zu verabschieden.

Die Laudatio im Rahmen der Abschiedsfeier hielt der ehemalige HfWU-Rektor Prof. Dr. Werner Ziegler. Er betonte den überaus erfolgreichen Brückenschlag von Diez zwischen Praxis und Branche einerseits und Forschung und Lehre andererseits. Im Namen des Senats der Hochschule erhielt Diez aus den Händen des amtierenden HfWU-Rektors Andreas Frey die Ehrennadel der Hochschule in Gold.

Der Geehrte bedankte sich für die vielen guten Wünsche der Weggefährten aus der Hochschule und der Branche, insbesondere aber auch beim Team des IFA und den Studierenden, die immer für eine „tolle Atmosphäre“ sorgten und ihn in seiner Arbeit besonders motivierten. Und manchmal könne es tatsächlich auch fern der Profession und Branche schön sein: „Venedig ist meine Lieblingsstadt“, so Diez, „da gibt es keine Autos.“

Die Leitung des Instituts für Automobilwirtschaft an der HfWU übernimmt der bisherige stellvertretende Leiter Dr. Stefan Reindl. Reindl ist seit 2003 an der HfWU Professor für Automobilwirtschaft und seit 2008 Studiendekan der automobilwirtschaftlichen Bachelor- und Masterprogramme. Daneben ist er im Rahmen von Beratungs- und Beiratsmandaten für Unternehmen der Automobilbranche tätig.