Ziel Systemwechsel

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Wie kann eine ethische Wertschöpfung der Kälber aus der ökologischen Milchviehhaltung gewährleistet werden? Zu dieser Frage forscht die HfWU in Kooperation mit der Uni Hohenheim. (Foto: A. Frey/Voelkleswaldhof)

Seit September 2020 forscht die HfWU in Nürtingen in Kooperation mit der Universität Hohenheim am Projekt „Innovative Strategien für eine ethische Wertschöpfung der Kälber aus der ökologischen Milchviehhaltung“, besser bekannt unter dem Akronym „WertKalb“.

Im Projekt geht es darum, das Tierwohl der (Milchvieh-)Kälber ökologisch wirtschaftender Milchviehbetriebe zu verbessern. Hintergrund ist, dass diese oftmals eine geringe Wertschätzung erfahren, weil in Biobetrieben durch die Fütterung von Vollmilch über die ersten drei Lebensmonate der Tiere sehr hohen Kosten entstehen. Hinzu kommt, dass die Kälber von Milchviehrassen, wie sie des Öfteren in Biobetrieben eingesetzt werden, nur schlechte Mastleistungen erzielen und damit auf dem Markt meist nur sehr geringe Preise erzielen, wodurch der wirtschaftliche Nachteil für die Betriebe weiter verstärkt wird.

Zur Lösung dieser Problematik werden im Projekt unterschiedliche Ansätze fokussiert. Diese umfassen insgesamt sechs Strategien, die einerseits die Kälberzahl insgesamt reduzieren und andererseits deren Tierwohl verbessern sollen.
Dafür sind in der Vergangenheit bereits einige Forschungsarbeiten in den Bereichen Sperma-Sexing, kuhgebundene Kälberaufzucht, Bio-Kälbervermarktung und Bruderkalbstrategie angestoßen worden. Die Leitung des Projekts obliegt seit November der Hohenheimer Doktorandin Josephine Gresham. Sie forscht zum Thema „verlängerte Laktation als Strategie zur Entwicklung einer optimalen Fruchtbarkeit in der ökologischen Milchwirtschaft“.

Um den Bogen von Theorie zu Praxis schlagen zu können, koordiniert und initiiiert die HfWU seit 2020 die sogenannten Dialogforen. Das erste dieser Art fand im Oktober 2021 nach einiger coronabedingter Verzögerung im Jungborn statt. Ziel war es, Landwirte, Bio-Verbände und weitere Beratende der Landwirtschaft zusammenzubringen und die Lösungsansätze auf ihre Praktikabilität zu prüfen und zu diskutieren, sowie weitere Schritte zu erfassen.

Unter den Teilnehmenden befanden sich Vertreter der Bio-Verbände Bioland und Naturland, der Schweisfurth-Stiftung, Rebio, der Rinderunion, den Demeter Heumilchbauern und dem Veterinäramt Ludwigsburg. Organisiert wurde das Dialogforum von der Hochschule Nürtingen (HfWU) in Kooperation mit der Universität Hohenheim. Durch kurzfristige Absagen einiger Eingeladenen waren insgesamt 12 Vertreter*innen und 6 Organisator*innen sowie zwei Mitwirkende vertreten.
Nach Einschätzung der Teilnehmenden sollte ein Systemwechsel eingeleitet werden, der keine Betriebe ausschließt und auf freiwilligen Richtlinien basiert. Diese könnten bspw. Kriterien beinhalten für einen Bio-Standard der kuhgebundenen Aufzucht und Grundlage für eine Förderung der Betriebe werden. Hier sind konkrete Vorschläge an die Politik zur Förderung des Systemwechsels gefragt.

Die Ergebnisse des Dialogforums stellen damit einen weiteren wichtigen Meilenstein im WertKalb-Projekt dar. Am 11. März und 20. Mai 2022 sind weitere Dialogforen mit Gastronomie, Handel sowie Metzgereien bzw. Verbrauchern sowie allen Vertretern der Wertschöpfungskette und der Politik geplant. Für weitere Informationen, Fragen oder Anregungen Mail an Roxanne.Geier@no spamhfwu.de

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